V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
66 III. Wissenschaftliche Arbeiten<br />
schmal <strong>und</strong> symmetrisch sind, systematisch breite asymmetrische<br />
Flügel zum Blauen hin zeigen. Dies wird üblicherweise<br />
durch Staubextinktion im Torus erklärt, die<br />
den näher gelegenen, auf uns zu kommenden Teil des<br />
bipolaren Windes weniger beeinträchtigen würde als den<br />
entfernten, zurückweichenden.<br />
Aufnahmen mit hoher räumlicher Auflösung wie<br />
die von ESO 428 (Abb. III.3.6) zeigen jedoch, dass das<br />
hochionisierte Gas auf beiden Seiten des Kerns sichtbar<br />
ist. Daher sollte, falls die Vorstellung einer bipolaren<br />
Abströmung richtig ist, das Linienprofil sowohl blaue<br />
als auch rote Flügel zeigen. Spektrographen mit höherer<br />
räumlicher Auflösung, wie der seit kurzem am VLT<br />
verfügbare SINFONI, sollten uns die Erklärung <strong>für</strong> diesen<br />
sonderbaren Widerspruch liefern.<br />
Wie das Schwarze Loch von der umgebenden<br />
Galaxie gespeist wird<br />
Falls Akkretion auf ein Schwarzes Loch tatsächlich<br />
<strong>für</strong> die äußerst energiereichen Phänomene in Galaxienzentren<br />
verantwortlich ist, muss das Schwarze Loch<br />
stetig über eine Akkretionsscheibe mit Nahrung versorgt<br />
werden, damit es aktiv bleibt. Das Material, das die<br />
Akkretionsscheibe beliefert, kann aus der umgebenden<br />
Galaxie stammen (Molekülwolken <strong>und</strong> Gas, das von<br />
Sternen durch Sternwinde <strong>und</strong> Supernovae ausgestoßen<br />
wird) oder von außen kommen (z.B. von der Galaxie<br />
Abb. III.3.7: Mit NACO gewonnene Kompositaufnahme der zentralen<br />
2 kpc von NGC 1097. Die Farben entsprechen Strahlung<br />
bei folgenden Wellenlängen: rot – 2 mm, grün – 1.7 mm, blau<br />
– 1.2 mm. Über 300 Sternentstehungsgebiete (weiße Flecken<br />
auf der Aufnahme) sind in einem Radius von 700 pc um eine<br />
helle Zentralquelle verteilt, die den zentralen Kern markiert.<br />
bei Wechselwirkungen oder Zusammenstößen mit einer<br />
Nachbargalaxie eingefangene Gaswolken) oder aber<br />
aus dem Galaxienzentrum selbst stammen (z.B. stellarer<br />
Massenverlust im zentralen Sternhaufen, verstärkt durch<br />
Heizung, die vom Kern ausgeht). Einen direkter Ein-<br />
druck, wie das unmittelbare Zentrum einer aktiven Galaxie<br />
mit Material beliefert wird, vermitteln zum ersten<br />
Mal Bilder der nahen Galaxie NGC 1097, die NACO im<br />
nahen Infrarot aufgenommen hat.<br />
Abb. III.3.7 zeigt eine Kompositaufnahme dieser<br />
Galaxie, gewonnen mit NACO bei 1 mm bis 2.5 mm. Die<br />
Abbildung zeigt den berühmten Ring aus Sternentstehungsgebieten<br />
in NGC 1097 in ihrem vollen Umfang.<br />
Dank ihrer hohen räumlichen Auflösung sowie der<br />
Tatsache, dass sie bei Infrarotwellenlängen gemacht<br />
wurde, zeigt diese NACO-Aufnahme in diesem Ring<br />
mehr als 300 Sternentstehungsgebiete (weiße Flecken in<br />
der Abbildung), viermal mehr als bisher von optischen<br />
HST-Aufnahmen her bekannt waren. Im Zentrum des<br />
Rings wird ein mäßig aktiver Kern langsam mit Materie<br />
gespeist. Im Gegensatz zu extrem aktiven Quasaren, wo<br />
das Licht des Kerns das Licht der r<strong>und</strong> 10 11 Sterne in der<br />
Wirtsgalaxie bei weitem überstrahlt, sind mäßig aktive<br />
Kerne wie NGC 1097 gewöhnlich im alles überflutenden<br />
Sternlicht eingebettet, das als die helle, diffuse Strahlung<br />
in der gesamten Abbildung zu erkennen ist. Einige Kerne<br />
sind zusätzlich noch von großen Staubkonzentrationen<br />
verdeckt, in die sie eingehüllt sind. Im Fall von NGC<br />
1097 war es möglich, das Sternlicht durch die Erzeugung<br />
Abb. III.3.8: Mit NACO gewonnene Farbdifferenzkarte J-K der<br />
Galaxie NGC 1097. Der aktive Kern ist die helle Quelle im<br />
Zentrum; sie ist von einem Netzwerk aus Filamenten umgeben,<br />
über die Material zur Akkretionsscheibe geleitet wird. Von<br />
dort aus wird es schließlich vom zentralen Schwarzen Loch<br />
verschluckt.