V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
70 III. Wissenschaftliche Arbeiten<br />
glatte Scheibe bilden, oder bei einer weiteren Resonanz<br />
näher am Kern angehalten werden. Man nimmt an, dass<br />
diese so genannte Innere Lindblad-Resonanz (ILR) die<br />
Ursache <strong>für</strong> die prächtigen Ringe mit ausbruchartiger<br />
Sternentstehung ist, die man um die Kerne zahlreicher<br />
Spiralgalaxien beobachtet. Um die Gaswolken noch näher<br />
an das Zentrum einer Spiralgalaxie heranzubringen,<br />
hat man die Vorstellung von ineinandergeschachtelten<br />
Balken (oder Doppelbalken) zu Hilfe gerufen. In diesem<br />
Szenario wirkt ein kleinerer innerer (oder Kern-)Balken<br />
auf ähnliche Weise wie der großräumige (äußere) Balken:<br />
Die Gaswolken verlieren ihren Drehimpuls aufgr<strong>und</strong> der<br />
länglichen Umlaufbahnen <strong>und</strong> der damit verknüpften<br />
Stoßwellen <strong>und</strong> bewegen sich zu immer kleineren Radien<br />
hin.<br />
Beobachtung der Kinematik des molekularen Gases<br />
mit Hilfe von Millimeter-Interferometrie<br />
Die Untersuchung von interstellarem Gas ist von<br />
wesentlicher Bedeutung <strong>für</strong> das Verständnis galaktischer<br />
Aktivität. Im zentralen Kiloparsec-Bereich von Spiralgalaxien<br />
ist das Gas dicht <strong>und</strong> besteht aus Molekülen.<br />
Deshalb sind die CO-Linien im Millimeterbereich am<br />
geeignetsten, die Gasdynamik im Kern zu verfolgen.<br />
Heutige Millimeter-Interferometer können problemlos<br />
Winkelauflösungen von einigen Bogensek<strong>und</strong>en erzielen.<br />
Eines der besten heute verfügbaren Instrumente<br />
ist das Interferometer auf dem Plateau de Bure (PdBI,<br />
siehe Abb. III.4.2) des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Radioastronomie<br />
im Millimeterbereich (IRAM). Es befindet sich in den<br />
französischen Alpen in etwa 2500 m Höhe <strong>und</strong> arbeitet<br />
in den atmosphärischen Fenstern bei 3 <strong>und</strong> 1 mm.<br />
Wenn im Winter die besten Beobachtungsbedingungen<br />
herrschen (d.h. geringer Wasserdampf <strong>und</strong> eine stabile<br />
Atmosphäre), sind bei einer Wellenlänge von 1 mm sogar<br />
Beobachtungen mit einer Auflösung unter einer Bogen-<br />
sek<strong>und</strong>e möglich. Eine typische Spiralgalaxie besitzt in<br />
ihrem zentralen Kiloparsec-Bereich große Mengen an<br />
molekularem Gas mit einer Linienbreite von größenordnungsmäßig<br />
200 km/s. Die mit Millimeter-Interferometern<br />
erzielte spektrale Auflösung ist hervorragend; beim PdBI<br />
beträgt sie typischerweise etwa 5 km/s. Dies ermöglicht<br />
eine ausgezeichnete Erfassung der CO-Linien <strong>und</strong> damit<br />
die Untersuchung der Kinematik des molekularen Gases<br />
in Galaxienzentren.<br />
Beobachtungen sind entscheidend <strong>für</strong> weiteren<br />
Fortschritt<br />
Beobachtungen der Kinematik des molekularen<br />
Gases in der zentralen Kiloparsec-Region naher Spiralgalaxien<br />
sind entscheidend <strong>für</strong> die Überprüfung aktueller<br />
Modelle der Brennstoffzufuhr in Galaxienzentren.<br />
Einerseits kann man mit ihnen testen, welche physikalischen<br />
Eigenschaften den Prozess der Brennstoffzufuhr<br />
bestimmen – z.B. die Form des galaktischen Potentials,<br />
Abb. III.4.2: Das Millimeter-Interferometer des IRAM (<strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> Radioastronomie im Millimeterbereich) auf dem Plateau<br />
de Bure. Das Instrument liegt im Süden der französischen<br />
Alpen in etwa 2500 m Höhe. Es besteht zur Zeit aus sechs 15m-Antennen,<br />
die bis zu 400 m auseinander gefahren werden<br />
können. Die Beobachtungen werden in den atmosphärischen<br />
Fenstern bei 3 mm <strong>und</strong> 1 mm Wellenlänge durchgeführt. Die<br />
wichtigsten Linien <strong>für</strong> Untersuchungen der Gasströmungen<br />
in nahen Galaxien sind die beiden niedrigsten Übergänge des<br />
12 CO-Moleküls bei 115 GHz <strong>und</strong> 230 GHz. Unter Verwendung<br />
der größten Basislängen von bis zu 400 m beträgt die entsprechende<br />
Winkelauflösung, die bei diesen Frequenzen erreicht<br />
werden kann, 1.0 bzw. 0.5 Bogensek<strong>und</strong>en. (Mit fre<strong>und</strong>licher<br />
Genehmigung von IRAM).