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V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

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60 III. Wissenschaftliche Arbeiten<br />

Verteilungen zwingt. Charakteristisch hierbei ist die<br />

Ansammlung von einwärts driftenden Staubpartikeln an<br />

Resonanzstellen entlang der Umlaufbahn des Planeten.<br />

Auch hat die gravitative Streuung des Staubes an den<br />

Planeten zur Folge, dass in äußeren Planetesimalgürteln<br />

erzeugter Staub nicht oder nur in beschränktem Maße<br />

Bereiche innerhalb der Umlaufbahn eines Planeten erreichen<br />

kann. Wie staubarm das von der Planetenbahn<br />

eingeschlossene innere Gebiet eines Planetensystems<br />

wird, ist konsequenterweise wesentlich von der Masse<br />

des Planeten abhängig (Abb. III.2.7).<br />

Können die Auswirkungen von Planeten in Debris-<br />

Scheiben beobachtet werden? Ja, denn die beschriebenen<br />

Effekte verändern die Staubverteilung in Debris-<br />

Scheiben in so großen Bereichen, dass sie bereits mit<br />

heutigen Beobachtungsinstrumenten räumlich aufgelöst<br />

<strong>und</strong> damit nachgewiesen werden können. Wiederum sind<br />

es im fernen Infrarot- bis Millimeterwellenlängenbereich<br />

gewonnene Bilder, welche die charakteristischen<br />

Resonanzstrukturen oder staubarmen inneren Bereiche in<br />

Debris-Scheiben am besten sichtbar machen. Dies liegt<br />

an der geringen Temperatur des Staubes in den Außenbereichen<br />

der Scheibe, dessen thermische Reemission<br />

wir bei diesen Wellenlängen beobachten.<br />

In Ergänzung hierzu ist es auch möglich, aus Spektren<br />

von Debris-Scheiben, die im nahen bis mittleren Infrarot<br />

gewonnen werden, auf staubarme Bereiche um den Stern<br />

zu schließen: Je näher am Stern sich Staub befindet, desto<br />

wärmer ist er. Fehlt ausgerechnet dieser sternnahe Staub,<br />

so spiegelt sich dies in einem verringerten Fluss in eben<br />

diesem Wellenlängenbereich wider.<br />

Numerische Simulationen von Debris-Scheiben können<br />

helfen, Bilder von Debris-Scheiben genauer zu analysieren.<br />

Statt der einfachen Aussage, dass der Einfluss<br />

eines Planeten <strong>für</strong> die beobachtete Struktur einer Debris-<br />

Scheibe verantwortlich sein muss, lässt der Vergleich mit<br />

Simulationen Rückschlüsse auf Masse <strong>und</strong> genaue Um-<br />

laufbahn des Planeten, sowie auf den beobachteten Staub<br />

– den Entstehungsort <strong>und</strong> seine typische Größe – zu.<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Numerische Simulationen zeigen, dass Teleskope <strong>und</strong><br />

Beobachtungsinstrumente, wie sie uns in wenigen Jahren<br />

zur Verfügung stehen werden, den Nachweis von Planeten<br />

in zirkumstellaren Scheiben erlauben werden. Allerdings<br />

wird es die Streuung des Sternlichts and die Wärmestrahlung<br />

der kleinsten Staubpartikel schwierig machen, Planeten<br />

direkt abzubilden. Aber Planeten prägen den zirkumstellaren<br />

Scheiben großskalige, charakteristische Signaturen<br />

auf, welche mit Observatorien wie dem Atacama Large<br />

Millimeter Array (ALMA), dem Stratospheric Observatory<br />

For Infrared Astronomy (SOFIA) <strong>und</strong> dem James Webb Space<br />

Telescope (JWST) in wenigen Jahren beobachtbar sein<br />

werden. Primäre Signaturen sind Lücken in jungen Schei-<br />

ben <strong>und</strong> asymmetrische Dichtemuster in Debris-Scheiben.<br />

Abb. III.2.7: Simulierte Debris-Scheibe des jungen Sonnensystems<br />

bei einer Wellenlänge von 1.3 mm. Die Position des<br />

Neptun ist markiert. Man sieht die hufeisenförmige Verteilung<br />

von Staubpartikeln entlang der Umlaufbahn von Neptun.<br />

Außerdem ist zu erkennen, dass Neptun den Innenbereich<br />

seiner Bahn sehr effektiv von den im außerhalb seiner Bahn gelegenen<br />

Kuipergürtel durch Planetesimalkollisionen erzeugten<br />

Staubkörnern frei hält. (S. Wolf <strong>und</strong> A. Morio-Martin)<br />

All diese zukünftigen Beobachtungen werden uns hel-<br />

fen, ein klareres Bild von der Planetenentstehung zu<br />

entwerfen, indem es uns gelingen wird, die vielen freien<br />

Parameter in unseren numerischen Modellen einzuschränken.<br />

Somit hoffen wir der großen Frage nach dem<br />

Ursprung unseres Heimatplaneten <strong>und</strong> nach der Häufigkeit<br />

erdähnlicher Planeten bei fernen Sonnen ein wenig<br />

näher zu kommen.<br />

(Theoriegruppe der Abt. Planeten- <strong>und</strong><br />

Sternentstehung am MPIA:<br />

Hubert Klahr (PI), Anders Johansen,<br />

Markus Feldt, Thomas Henning,<br />

Natalia Dzyurkevich; Willhelm Kley/Tübingen,<br />

Peter Bodenheimer / Lick Observatory, Santa Cruz;<br />

Emmy-Noether-Forschungsgruppe »Evolution of circumstellar<br />

dust disks to planetary systems« am MPIA:<br />

Sebastian Wolf (PI), Jens Rodmann, Kacper Kornet,<br />

Alexander Schegerer; Gennaro D`Angelo/Exeter,<br />

Amaya Moro-Martin/Princeton, Karl R. Stapelfeldt/<br />

JPL,Deborah L. Padgett/CIT)

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