V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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58 III. Wissenschaftliche Arbeiten<br />
Für diese Beobachtungen wird das in wenigen Jahren<br />
in Betrieb gehende Atacama Large Millimeter Array<br />
(ALMA) in der chilenischen Atacama-Wüste zum Einsatz<br />
kommen. Konkret sagen die Simulationen voraus, dass<br />
Lücken problemlos in Scheiben um Sterne in den nächstgelegenen<br />
reicheren Sternentstehungsgebieten, z.B. im<br />
Sternbild Stier in einer Entfernung von ca. 140 pc,<br />
nachgewiesen werden können, so sie denn existieren <strong>und</strong><br />
dieses Bild der Planetenentstehung <strong>und</strong> Planet-Scheibe-<br />
Wechselwirkung der Realität entspricht. Numerische<br />
Simulationen erlauben also klare Vorhersagen, die unser<br />
heutiges Bild der Entwicklung von jungen Planeten in<br />
Scheiben überprüfbar machen.<br />
Der Vollständigkeit halber sei hier auch auf Spiralwellen<br />
hingewiesen, die von den Protoplaneten in der<br />
Scheibe angeregt werden (Abb. III.2.4). Allerdings ist<br />
Abb. III.2.5: Wie schon in Abb. III.2.4, zeigen wir den jungen<br />
Planeten in der protoplanetaren Scheibe, <strong>und</strong> zwar einen<br />
Schnitt in radialer <strong>und</strong> vertikaler Richtung durch das Gas in<br />
der Nähe des Planeten. Konturlinien geben die Gasdichte an<br />
<strong>und</strong> lassen die scheibenähnliche Struktur um den Planeten<br />
erkennen. Die Pfeile zeigen die Gasströmung auf den Planeten.<br />
Die aus der Akkretion resultierende Temperatur wird durch<br />
die Farben dargestellt. Man erkennt dass der Planet von einer<br />
riesigen Hülle warmen Staubes umgeben ist, die warscheinlich<br />
sein erstes Lebenszeichen <strong>für</strong> die Beobachter darstellen wird.<br />
(Aus: H. Klahr <strong>und</strong> W. Kley, Univ. Tübingen).<br />
z / r<br />
0.15<br />
0.10<br />
0.05<br />
0<br />
– 0.05<br />
– 0.10<br />
– 0.15<br />
der durch diese Wellen hervorgerufene Dichtekontrast<br />
zu gering, um tatsächlich nachweisbar zu sein. Darüber<br />
hinaus vermutet man, dass diese Wellen durch Turbulenz<br />
in der Scheibe sehr effektiv gedämpft werden <strong>und</strong> daher<br />
kaum in Erscheinung treten können.<br />
Auch Planeten akkretieren Materie<br />
– <strong>und</strong> verraten sich durch ihre warme Umgebung<br />
Aber mit ALMA werden wir noch einen Schritt weiter<br />
gehen können. Junge, in Gasscheiben eingebettete<br />
Planeten können auch weiterhin Gas aufsammeln (»akkretieren«),<br />
selbst nachdem sie eine Lücke geöffnet<br />
haben. Erst wenn ein Planet eine Masse von etwa zehn<br />
Jupitermassen erreicht hat, werden Gezeitenkräfte so<br />
groß, dass sie einen weiteren Gasstrom in die Lücke <strong>und</strong><br />
damit auf den (Proto-)Planeten unterbinden.<br />
Wie bei der Akkretion auf den Zentralstern, wird auch<br />
die Akkretion von Gas <strong>und</strong> Staub auf den Planeten über<br />
eine Akkretionsscheibe stattfinden. In der unmittelbaren<br />
Umgebung des Planeten wurde in numerischen Simulationen<br />
eine solche planetare Akkretionsscheibe tatsächlich<br />
gef<strong>und</strong>en. Bei der Akkretion von Materie auf den<br />
Planeten wird die Gravitationsenergie des einfallenden<br />
Materials freigesetzt <strong>und</strong> trägt zur Aufheizung des<br />
Staubes im Bereich des Planeten bei (Abb. III.2.5).<br />
Außerdem sind die jungen Planeten selbst noch sehr heiß:<br />
Sie gewinnen Energie aus der eigenen Kontraktion <strong>und</strong><br />
4.5 5<br />
5.5<br />
6<br />
r [AE]