V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
100 IV. Instrumentelle Entwicklungen<br />
den. Diese »passive Kühlung« ist im Lagrange-Punkt<br />
L2 in 1.5 Mio. Kilometer antisolarem Abstand von der<br />
Erde möglich. Dorthin soll das JWST durch eine ARIANE-<br />
5-Rakete befördert werden. Von drei Fokalebenen-Instrumenten<br />
des JWST kommen eineinhalb aus Europa:<br />
NIRSPEC – das Multiobjekt-Spektrometer (zu ~ 90 %)<br />
<strong>und</strong> MIRI-Kamera <strong>und</strong> Spektrometer <strong>für</strong> das mittlere<br />
Infrarot (zu ~ 50 %).<br />
Für beide Instrumente hat MPIA die Filter- <strong>und</strong><br />
Gitterräder entworfen, basierend auf unserem erfolgreichen<br />
Konzept der ISOPHOT-Filterräder: Direktantrieb mit<br />
einem Torque-Motor, exakte Positionierung mit einer<br />
Sperrklinke. Diese Anordnung führt bei höchster Zuverlässigkeit<br />
beim Betrieb im Kryovakuum zu äußerst geringen<br />
thermischen Verlustleistungen, da Rückkopplungen<br />
<strong>und</strong> Halteströme vermieden werden. Das wurde mit drei<br />
Filterrädern während der 29-monatigen ISO-Mission bei<br />
über 1 Mio. störungsfreien Schritten gezeigt.<br />
Am MPIA wurden <strong>für</strong> die beiden konkurrierenden<br />
NIRSPEC-Phase A*-Studien der Firmenkonsortien ASTRI-<br />
UM <strong>und</strong> ALCATEL die Radkonzepte entworfen. Nach der<br />
Entscheidung der ESA <strong>für</strong> das NIRSPEC-Angebot des<br />
ASTRIUM-Konsortiums <strong>und</strong> einer erneuten Ausschreibung<br />
der Filter-/Gitterräder hat das MPIA gemeinsam mit<br />
Zeiss <strong>und</strong> Austrian Aerospace ein Angebot erarbeitet,<br />
bei dem das MPIA als kleinster der drei Partner technische<br />
Erfahrungen aus früheren Missionen, die elek-<br />
Abb. IV.9.2: Das Filterrad des MIRI-Instruments ist auf seinen<br />
18 Positionen mit Breit- <strong>und</strong> Schmalbandfiltern, mit Koronographenmasken<br />
<strong>und</strong> einem Prisma <strong>für</strong> Spektrophotometrie<br />
bestückt. Im Zentrum des Rades ist der Direktantrieb untergebracht,<br />
am Umfang des Rades sind die Index-Kugellager <strong>und</strong><br />
die Sperrklinke zu sehen. Der Durchmesser des Rades beträgt<br />
25 cm, die Positionierungsgenauigkeit beträgt < 4.<br />
Raste<br />
Kabelbaum<br />
+ Stecker<br />
trischen Antriebe <strong>und</strong> die Durchführung von Kalttests<br />
beitragen würde. Durch diesen Beitrag werden starke<br />
Synergien zur bereits bestehenden Verpflichtung zum Bau<br />
der MIRI-Räder erwartet. Als möglicher Fokussiermechanismus<br />
<strong>für</strong> NIRSPEC wurde ein ursprünglich im NASA-<br />
Auftrag <strong>für</strong> die Ausrichtung der Hauptspiegelsegmente<br />
des JWST entwickelter Linearantrieb der Firma Moog,<br />
Kalifornien, gemeinsam mit ESA beschafft. Ausführliche<br />
Kryovakuumtests dieser Komponenten in den Kryostaten<br />
des MPIA zeigten einen unerwartet frühen Ausfall des<br />
Antriebes, der deshalb zur Analyse zum Hersteller zurückgeschickt<br />
werden musste.<br />
H. W. Rix wurde gegen bedeutende Konkurrenz von<br />
ESA als einer der Mission Scientists <strong>für</strong> NIRSPEC ernannt.<br />
Im europäischen MIRI-Konsortium ist das MPIA <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Lieferung des Filterrades <strong>und</strong> der beiden<br />
Spektrometer-Räder verantwortlich. Das Konsortium<br />
besteht aus 21 über Europa verteilten wissenschaftlichen<br />
<strong>Institut</strong>en, dementsprechend groß ist die Zahl der<br />
Schnittstellen zwischen den einzelnen Beiträgen. Für das<br />
MPIA bedeutet das beispielsweise laufende <strong>und</strong> exakte<br />
Abstimmung mit (1) CEA, Paris zur Filterradscheibe,<br />
die dort mit Filtern, Koronographenmasken <strong>und</strong> einem<br />
Prisma bestückt wird, zu (2) ASTRON, Dwingeloo, den<br />
Herstellern der Gitterradscheibe, zu (3) AIT, Edinburgh,<br />
den Herstellern der Strahlteilerscheibe, zu (4) dem PSI,<br />
Villigen, wo der kalte Kabelbaum hergestellt <strong>und</strong> die<br />
Kalttestkammer betrieben wird, zu (5) dem CSL, Lüttich,<br />
dem Hersteller der warmen Bord-Elektronik, u.v.a. Die<br />
Vorentwicklungen der Radarantriebe am MPIA wurden<br />
durch zwei kleinere Studien bei Zeiss zu mechanischen<br />
<strong>und</strong> thermalen Fragen vertieft, nützliche Anregungen<br />
wurden auch bei mehreren Expertenbesuchen durch<br />
ESA <strong>und</strong> NASA am MPIA empfangen. Die Phase B der<br />
Temperatursensor<br />
Filterrad