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V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

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124 V. <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> <strong>Ereignisse</strong><br />

ren, wodurch wir keinerlei Vorteile hatten. Ich verlagerte<br />

den Schwerpunkt dahingehend, sehr viel schneller als<br />

andere Observatorien modernste Instrumente zu bauen.<br />

Somit verringerten wir unseren Wetter-Nachteil durch den<br />

Vorteil, neue Technologien rasch ans Teleskop zu bringen,<br />

<strong>und</strong> natürlich war das MPIA der perfekte Ort, das<br />

zu erreichen.<br />

Welche Ziele hatten Sie, als Sie die Leitung des MPIA übernommen<br />

haben?<br />

SB: Das Hauptziel war, Wissenschaft an vorderster<br />

Front zu betreiben. Das war der Gr<strong>und</strong>, warum ich dort<br />

war. Wenn ich auf jene Zeit zurückblicke, glaube ich,<br />

dass unter den zahlreichen Projekten, die im Gange waren<br />

<strong>und</strong> die ich übernehmen oder leiten sollte, einige meiner<br />

Meinung nach sehr gut waren, wie das CONICA-Projekt;<br />

bei einigen anderen hatte ich dagegen das Gefühl, dass sie<br />

wahrscheinlich keine sinnvolle Wissenschaft hervorbringen<br />

würden. Ich brauchte ein paar Jahre, um die genaue<br />

Mischung der Dinge, die wir tun mussten, herauszusuchen<br />

<strong>und</strong> natürlich auch, um mich um die <strong>Menschen</strong><br />

zu kümmern, die an diesen Projekten beteiligt waren.<br />

Letztendlich haben wir eine Lösung gef<strong>und</strong>en.<br />

Haben Sie diese Ziele erreicht?<br />

Insgesamt gesehen, glaube ich, dass das MPIA alle<br />

Ziele erreicht hat, die ich mir erhofft hatte, als ich ans<br />

<strong>Institut</strong> kam. Eine Reihe dieser Ziele wurde jedoch erst<br />

verwirklicht, als ich schon weg war. In der modernen<br />

astronomischen Forschung ist es so, dass Projekte oft<br />

viele Jahre dauern, ehe sie abgeschlossen sind. Einige der<br />

Projekte, die ich vor meinem Weggang mit auf den Weg<br />

gebracht habe, wie z.B. das MIDI-Projekt <strong>für</strong> das VLT, die<br />

Weitfeld-Kamera, die Klaus Meisenheimer <strong>für</strong> das 2.2-m-<br />

Teleskop in Chile gebaut hat, <strong>und</strong> das LBT, zählen meiner<br />

Meinung nach zu den besten Leistungen des MPIA<br />

wäh-rend meiner Amtszeit als Direktor. Diese Projekte<br />

beginnen jetzt gerade Früchte zu tragen. Es freut mich<br />

sehr, zurück zu kommen <strong>und</strong> die Aufregung zu erleben,<br />

die Christoph Leinert mit MIDI <strong>und</strong> Klaus Meisenheimer<br />

<strong>und</strong> seine Kollegen mit der Weitfeld-Kamera ausgelöst<br />

haben. Das Projekt GEMS (Galaxy Evolution from<br />

Morpholgy and Spectral energy distributions) wurde von<br />

Hans-Walter Rix begonnen, wobei er Ergebnisse nutzte,<br />

die mit dieser Kamera gewonnen worden waren. GEMS ist<br />

ein Beispiel <strong>für</strong> die Ziele, die ich <strong>für</strong> das MPIA hatte, <strong>und</strong><br />

ich war begeistert zu sehen, wie gut sich alles <strong>für</strong> Hans-<br />

Walter <strong>und</strong> die anderen Mitarbeiter entwickelt hat.<br />

Was sind die bedeutendsten Unterschiede in der Leitung des<br />

MPIA <strong>und</strong> des STScI?<br />

SB: Der auffälligste Unterschied ist der, dass das<br />

MPIA ein unabhängiges <strong>Institut</strong> ist, dessen Hauptziel da-<br />

rin besteht, wissenschaftliche Forschung hervorzubringen,<br />

hauptsächlich durch seine eigenen Mitarbeiter <strong>und</strong> Direktoren.<br />

Das STScI ist ein Dienstleistungsinstitut, des-<br />

sen Hauptziel darin besteht, Wissenschaft hervorzubrin-<br />

gen, indem es eine große Gemeinde von Astronomen<br />

unterstützt, von denen nur sehr wenige am <strong>Institut</strong> selbst<br />

arbeiten. Das bedeutet, dass das MPIA eine sehr viel größere<br />

Flexibilität besitzt als das STScI. Am MPIA konnten<br />

wir selbständig Entscheidungen treffen <strong>und</strong> sie sehr rasch<br />

umsetzen. Es bestand weniger Notwendigkeit, jede einzelne<br />

unserer Entscheidungen mit einer größeren Gemein-<br />

schaft abzustimmen, bevor man fortfahren konnte.<br />

Die Leitung des STScI verbindet Management <strong>und</strong> Poli-<br />

tik, <strong>und</strong> es ist der politische Teil des Jobs, der am schwie-<br />

rigsten ist. Am STScI müssen wir oft zwischen Optionen<br />

wählen, von denen jede viele <strong>Menschen</strong> unzufrieden machen<br />

wird, <strong>und</strong> wir haben kaum Kontrolle über die nachfolgenden<br />

Konsequenzen. Am MPIA war die Situation ei-<br />

ne andere, <strong>und</strong> das hieß, dass wir ganz anders an Entscheidungen<br />

herangingen, als wir es hier in Baltimore tun.<br />

Haben Sie den Kontakt zu den Kollegen am MPIA gehalten?<br />

Gibt es gemeinsame Projekte?<br />

SB: Ja. Ich stehe nach wie vor in engem Kontakt mit<br />

meinen Kollegen am MPIA, <strong>und</strong> ich bemühe mich, mindestens<br />

zweimal im Jahr zu Besuch nach Deutschland zu<br />

kommen, um diese Kontakte am Leben zu halten. Ich bin<br />

Auswärtiges Mitglied am <strong>Institut</strong>, <strong>und</strong> ich nutze das aus,<br />

soweit mir mein Job in Baltimore das erlaubt. Ich freue<br />

mich immer ungemein, nach Heidelberg zurückzukehren<br />

<strong>und</strong> mit den Leuten, die ich dort kannte, zu reden, mit<br />

den früheren Kollegen wie auch mit den viele neuen<br />

Wissenschaftlern, die ans <strong>Institut</strong> gekommen sind, seit Hans-<br />

Walter Rix <strong>und</strong> Thomas Henning Kodirektoren wurden.<br />

Heidelberg ist gerade jetzt ein anregender <strong>und</strong> lebendiger<br />

Ort <strong>für</strong> die Wissenschaft.<br />

Das wichtigste Gemeinschaftsprojekt, das wir haben,<br />

ist das GEMS-Konsortium. Ich bin Mitglied dieses Teams.<br />

Es nutzt Beobachtungen, die mit der Weitfeld-Kamera am<br />

2.2-m-Teleskop gemacht wurden, um HUBBLE-Bilder von<br />

einem 1 / 2 Grad großen Feld aufzunehmen, das im Rahmen<br />

von COMBO-17 untersucht wurde. Dieses Projekt ist eines<br />

der produktivsten gewesen, an dem ich je beteiligt war.<br />

Es ist ein w<strong>und</strong>erbare Art, wissenschaftlichen Kontakt<br />

zu halten. Die Treffen finden abwechselnd in Heidelberg<br />

<strong>und</strong> Baltimore, <strong>und</strong> manchmal auch anderen Orten statt,<br />

<strong>und</strong> ich hoffe sehr, dass dieses Projekt noch einige Jahre<br />

weitergeht.<br />

Zwei persönliche Fragen. Hatte Ihre Familie Probleme,<br />

sich in Deutschland einzufinden?<br />

SB: Wir hatten einige Probleme. Mit einigen davon<br />

hatten wir gerechnet, mit anderen nicht. Unsere Kinder<br />

waren noch klein, als wir nach Heidelberg kamen, vier<br />

bzw. fünf Jahre alt. Wir haben sie sofort in den deutschen<br />

Kindergarten gegeben. Wir hatten erwartet, dass die Kleinen<br />

schnell Deutsch lernen <strong>und</strong> auch gesellschaftlich inte-<br />

griert würden. Doch nachdem beide Kinder zwei Jahre<br />

lang auf deutsche Schulen gingen, stellten wir fest, dass<br />

sie sich nicht gut einfügten. Meiner Tochter Gelang dies<br />

sehr viel besser als meinem Sohn, der die erste Klasse

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