23.07.2013 Aufrufe

Hundertjahrährige Geschichte des Deutschtums von Rochester

Hundertjahrährige Geschichte des Deutschtums von Rochester

Hundertjahrährige Geschichte des Deutschtums von Rochester

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

G e schichte der D e tttsch e n <strong>von</strong> <strong>Rochester</strong><br />

gegenüber der überhandnehmenden Bewegung zur Einführung der<br />

Prohibition und Aufrechterhaltung ein es purita ni schen Sonntags.<br />

Zur E rklärung der Sachlage gegenüber dieser Bewegung müssen<br />

wir in die V ergangenheit zurückg reifen.<br />

Nachdem di e R eformation in E ngland ein geführt w ar, erhob<br />

sich Mitte <strong>des</strong> 16. J ahrhunderts daselbst ein e Bew egung für eine<br />

g rössere R einheit in der L ebensweise, im Glauben und im Gottesdi<br />

enst. Man nannte ihre A nhänger "Nonconformisten" oder<br />

"Dissenters". Ihrer extremsten Richtung wurde der Spottname<br />

"Puritaner" beigelegt. L etztere namentlich geri eten durch fanatisches<br />

Zelotentum vielfach mit den Behörden in KonAikt und wanderten<br />

daher nach den <strong>von</strong> E ngland in Besitz genommenen T erritori<br />

en in Nordamerika aus. D ie V orläufer ihrer E inwanderung<br />

daselbst wa ren die "Pilgrimsväter", welch e im J ahre 1620 im h eutigen<br />

Neuengland landeten und N iederl assungen g ründeten, di e bald<br />

eine verhältnismässig starke Bevölkerung <strong>von</strong> ihren reli giösen A nschauungen<br />

dahin zog. D ieselbe gehörte der extremsten Ri chtung<br />

an, wie ihre Geschi chte erkennen lässt. In seinem alten V aterlande<br />

war der P uritaner ein Märtyrer für sein e Ueberzeugung, im neuen<br />

aber, wo ihm selbst freie Hand gelassen war, der Ang reifer aller nicht<br />

mit den sein en übereinstimmenden A nsichten und ihrer Bekenner.<br />

"Er war der unerbittlichste Egoist," sagt L ossin g in seiner E ncykl<br />

opäcli e der Ver. Staaten Geschi chte, " der sich als seines Bruders<br />

H üter" betrachtete und beständig damit beschäfti gt war, ihn zu<br />

überwachen und zu leiten," ein e treff ende Charakteristik, die auch<br />

für di e h eutigen P uritaner noch zut rifft, di e mit der R eform ihrer<br />

Nebenmenschen so eifrig beschäfti g t sind, dass sie für ihre eigene<br />

und die der Ihrigen gar k_eine Zeit haben! J enen neuengländischen<br />

P uritanern entstammen die sogenannten "Biu e Laws", die noch<br />

heute in Gesetzbüchern spuken, obgleich sie sich längst al s un-<br />

durchführbar und nicht mehr in unser Zeitalter passend erw iesen<br />

haben. D ie U rheber derselben massten sich das Recht, die Lebensweise<br />

der Bürger zu regeln, in solchem Masse an, dass sie z. B. das<br />

Q uantum \i\Toll e oder F lachs <strong>von</strong> den Behörden bestimmen liessen,<br />

das je<strong>des</strong> Mädchen per T ag zu spinnen hatte u. s. w. W ie bereits<br />

oben angegeben, wurde M ittel- und West N ew York <strong>von</strong> N euengländern<br />

der A nsieclelung erschlossen, und die <strong>von</strong> ihren N iederl assungen<br />

dahin A uswandernelen brachten ihre puritanischen Anschauungen<br />

mit, denen sie im neuen Heim überall Geltung zu erzwingen<br />

suchten. Sie beanspruchten liberalen E inwanderungselementen<br />

gegenüber ein Geburtsvorrecht, dem sie sich in ihrer L ebensweise<br />

und in ihren E inricht ungen unterzuordnen haben, und stellten so<br />

überall, wo sie sich in g rosser Zahl niedergelassen hatten, N ativismus<br />

und P uritanismus den nach ihnen eingewanderten liberaleren<br />

E lementen gegenüber. Sie beanspruchten für di e Gesetzgebung das<br />

R echt, die L ebensweise der Bürger nach ihren Anschauungen zu<br />

regeln, während di e Liberalen auf der persönlichen F reiheit bestan-<br />

102

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!