Hundertjahrährige Geschichte des Deutschtums von Rochester

G e schichte d e r D e utsch e n von Rochester
Sachsen, geboren und studierte von 1868-1872 Musik in Artern. Im
Jahre 1872 w urde er dem 13. Infanterie-Regiment in Westphalen
als Musiker beigegeben, von 1877-79 dem 123. R egiment in Ulm,
Würtemberg, von 1879-82 dem 131. R egim ent in P aderborn, Westphalen.
Nach A merika übergesiedelt im J ahre 1882, arbeitete er eine
Zeitlang bei der D e L and Co. in Fairport. Seit 1887 gehört er der
54. Regiments-Kapelle an, die ihn 1891 zu ihrem Dirigenten wählte,
dessen Stellung er seitdem bekleidet.
D ass auch der Geist unseres einstigen " Lokal-Goethe", Kar!
Gilbert, beim T ode desselben hier nicht ausstarb, bew eist ein e kleine
Sammlung von Gedichten John Kretzdorns. Grosse poetische
Kunstwerke sind dieselben zwar ni cht, und bei der Aufnahme des
Verfassers im Dichter-O lymp möchte wohl derselbe Vorschlag auftauchen,
wie bei der Gilberts :
" Doch schl ag:' ich vor, dass wir drauf seh'n,
D ass auch a uf gleichen F ü ssen geh'n
Die Verse, dass a uch gleich die Strophen
U nd dass wir ihm 'ne " Licenz" koofen."
A ll ein der Geist, der aus den anspruchslosen Versen Kretzdorns·
w eht, wird darum doch von sein en Landsleuten gewürdigt und verdi
ent E rmutig ung. Sein e "verunglückte Bärenjagd" amüsiert sicher
sein e des schwäbischen Dialekts kundigen Stammesgenossen nicht
wenig, na mentlich di e Schilderung des Misserfolgs der Bärenjäger :
"Doch dass koi Bär et komma ischt,
Des hot se bös verdrossa;
Se hent vor lauter Zo rn sogar
A uf alte Stumpa g'schossa."
Von sein en Kriegs-Liedern zeugen vi ele von ti efem, pa triotischem
Gefühl für sein Stammland, wie z. B. :
"Wir wollen ihnen zeigen,
Was Deutschland leisten kann !
Die M illionen Söhne
Sie kamen Mann für M ann.
Die Würfel sind gefallen!
D och wie ein Fels im M eer
So steht der deutsche Michel
Mit seinem tapfer'n H eer!
Dies ist schlichter, kunstloser Volkston, aber er wirkt und wird
vom V olke verstanden!
In der Wissenschaft unseres Landes ist das D eutscham erikanertum
unserer Blumenstadt würdig repräsentiert. Söhne derselben
sind di e H ochschullehrer Wilhelm und Friedrich Betz, von welchen
der eine als M athematiker, der andere als Lehrer der deut-
168