Hundertjahrährige Geschichte des Deutschtums von Rochester

Geschic ht e der Deutschen von Rochester
gefühl und sein en Patriotismus zu stärken. Der Appell fand in
Rochester begeisterten \tViderhall, und wenige vorbereitende Versammlungen
reichten hin, um fast alle männlichen Deutschen der
Stadt am 8. Oktober zu ei ner Feier zu verei ni gen, wie sie die gewerbefleissige
Metropole des Geneseelandes von gleicher A usdehnung
und Imposanz noch selten erlebt haben dürfte. Sämmtlichte deutschen
Vereine der Stadt, fast ohne Ausnahme, alle hervorragenderen,
von Deutschen betriebenen Industriezweige, waren bei derselben
vertreten, und eine Festprozessia n, di e auf 5000 Köpfe geschätzt
wurde, reichlieb geschmückt mit den E mblemen deutscher Kunst
und Wissenschaft und deutschen Gewerbfl eisses, zog unter F ührung
der Festmarschälle, Col. Louis Ernst, Kapitän H. ' Geck, F.
Zimmer, J . K lingler, Louis Spohr, F red. \iVill, J. Rosenthal, Chas.
Weiss und Chas. Yost durch die Hauptstrassen der Stadt nach dem
Franldin Square, wo die für den Tag gewonnenen Fe tredner, Mayor
C. R. Parsons, Major J. Spahn, E. Makk und H. Pfäfflin nach einem
von sämmtlichen Gesangvereinen der Stadt vorgetragenen Festchor
der zahlreichen Versammlung die Bedeutung des Festes darlegten.
Mit den Festklängen dieser P ioni erfeier war indessen der
Enthusiasmus, der sie hervorgerufen, keineswegs verflogen. Schon
in einer der letzten Versammlungen zum A rrangement des Festes
war beschlossen worden, dasselbe zur Gründung einet der deutschen
Ge ellschaft in N ew York nachgebildeten O rgani satio·n zu benützen,
und kaum waren die letzten nachträglichen Geschäfte der abgehaltenen
Feier erl ed igt, als bereits ein e bedeutende A nzahl von P ri va tpersonen
und Vereinen ihren Beitritt zu einer permanenten Organisation
erklärte, die am 8. Nov. 1883 unter dem Namen "Deutsch -
amerikanische Gesellschaft von Rochester" in's Leben trat. Der
Zweck der Gesell schaft war "Förderung und Hebung der deutschen
E inwanderung durch Vermittlung von A rbeit, Rechtsschutz, Unterstützung
Armer und Kranker, durch Grundung von Schulen und
sonstige Einrichtungen, die zur Heranbildung em es intelligenten
und brauchbaren deustch-amenkamscben Burgertums d1enhch
sind."
Die Gesellschaft hat zur Zeit ihrer höchsten Blüte, die sie bereits
in den ersten J ahren ihres Bestehens erreichte, eine höchst
segensreiche Tätigkeit entfaltet. Ein von ihr angestellter Agent
war bei der A nkunft von Immigrantenzügen auf den Bahnhöfen
anwesend, um deutsche E inwanderer vor Betrug und Uebervorteilung
zu ·sichern, für U nterbringung Kranker und Hilfloser zu sor-
genund Arbeitsuchenden zur Erlangung von Beschäftigung behilflich
zu sein. Der A rbeitsausschuss der Gesellschaft besorgte das
Geschäft der Stellenvermittlung, während das A rmen-Unterstützungskomite
U nbemittelte und Kranke unterzubringen hatte.
Der Rechtsausschuss beschützte der Landessprache unkundige
deutsche Eingewanderte gegen etwaige Nachteile, die ihnen aus
ihrem Unvermögen, sich verständlich zu machen, erwachsen, und
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