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Hundertjahrährige Geschichte des Deutschtums von Rochester

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<strong>Geschichte</strong> der Deutschen <strong>von</strong> <strong>Rochester</strong><br />

abhalten liessen, ihm die K irche zu stürmen, um die Versteigerung<br />

der Stühle vorzunehmen.<br />

Nach 9 jährigem erbitterten Prozess wurde übrigens der Kirchenstreit<br />

<strong>von</strong> den beiderseitigen Advokaten dahin beigelegt, dass<br />

der Pastor zwar den Besitztitel erhielt, sich aber dafür zur Deckung<br />

der beiderseitigen Prozesskosten verstand.<br />

D en Zeitraum R ochesters zwischen 1812-1835 können wir treffend<br />

als die Pionierperiode seiner deutschen Bevölkerung bezeichnen.<br />

Galt es ja doch für die deutschen Einwanderer dieser Zeit, nicht<br />

all ein Wohnsitz und Unterhalt, sondern auch eine Heimat zu erringen,<br />

in welcher sie mit a ll en Fasern ihres Wesens Wurzel schlagen<br />

konnten.<br />

Unter dem Ringen und Schaffen für die leibliche Notdurft, in<br />

ein er fremden Umgebung, erklangen immer wieder leise Akkorde<br />

aus der alten Heimat in ihrem Innern, und das Heimweh mich dem<br />

alten Vaterlande verlieh dem Verkehr zwischen Famili enangehörigen<br />

und Stammesverwandten jene innige Herzlichkeit, welche die<br />

deutschen P ion iere in alleh \ i\Teltteilen kennzeichnet und ihren aus<br />

der alten Heimat mitgebrachten geselligen Gebräuchen in noch<br />

vermehrtem Grade jenen eigentümlichen Zauber verleiht, den wir<br />

mit dem undefini erbaren \i\Torte "Gemütlichkeit" zu bezeichnen<br />

pflegen. Schon in jener ersten Periode der deutschen Einwanderung<br />

strahlte in den bescheidenen Wohnungen <strong>des</strong> deutschen Ansiedlers<br />

am \i\T eihnachtstage der festli ch geschmückte Christbaum ; in den<br />

Feierstunden erklangen die bald heiteren, bald schwermütigen Weisen<br />

<strong>des</strong> deutschen Volksli e<strong>des</strong>, und wo sich Musikverständige fanden,<br />

bildete sich gewiss rasch eine primitive Kapelle, welche an<br />

Sonn- und F eiertagen, wie in der alten Heim at, einem kl einen Auditorium<br />

naturwüchsige 1i1usikalische Genüsse bereitete oder der tanzlustigen<br />

Jugend einige heitere Walzer oder Ländler aufspielte. Dabei<br />

führte, wie bereits früh er erwähnt, das religiöse Bedürfnis zur<br />

V eranstaltung gelegentlicher Gebets- und Erbauungsversammlungen,<br />

aus welchen sich im Laufe der Zeit jene wichtigen Mittelpunkte<br />

deutsch-amerikanischen Geistes- und Gemütslebens in der Pionierzeit,<br />

die deutschen K irch en, hervorbildeten.<br />

Gegen Mitte der dreissiger Jahre finden wir die deutsche Bevölkerung<br />

<strong>Rochester</strong>s so weit erstarkt, dass ihre aus dem Gemütsund<br />

Geselligkeitsbedürfnisse hervorgehenden V ereinigungen allmählich<br />

einen umfangreicheren und permanenteren Charakter annehmen,<br />

und wir treten daher mit diesem Zeitraum in die Entwicklungsperiode<br />

eines eigenartigen sozialen Lebens uriter dem Deutsch-<br />

Amerikanertum der Stadt ein, in welchem bereits zu jener Zeit die<br />

Keime aller späteren gesell schaftlichen Organisationen zu treiben<br />

beginnen.<br />

D er deutsche Einwanderer betritt <strong>von</strong> jetzt an in <strong>Rochester</strong><br />

nicht mehr eine ihm fremde Welt: Die Klänge seiner Muttersprache,<br />

die Sitten und Gebräuche seiner alten Heimat, auf dem Boden der<br />

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