Eine experimentelle Untersuchung - KOPS - Universität Konstanz
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124 6 DISKUSSION<br />
vorangekommen sind bei der Aufgabe? Die Versuchspersonen wären doppelt enttäuscht<br />
über ihre Leistung: Sie erfüllten die indirekt durch das Lob ausgedrückte, hohe<br />
Erwartung des Versuchsleiters nicht zur genüge (nur neun Personen bewältigten die<br />
Aufgabe; Versuchsleiter sagte: „Du eignest dich gut für diese Sorte Aufgaben“) und<br />
ihre eigene Erwartung auch nicht. Tatsächlich zeigte sich in Tabelle 19, dass je weniger<br />
(mehr) Zeit benötigt und Fehler gemacht wurden und je besser (schlechter) die<br />
Leistung (absolute und Relative Problemlöseleistung, Effizienz und Optimale Effizienz)<br />
war, desto mehr (weniger) freuten sich die Versuchspersonen. Dieses Ergebnis<br />
stimmt überein mit Resultaten aus der Forschung zur Zielsetzung: Personen freuen<br />
sich, wenn sie ihre Ziele erreichen und sind enttäuscht, wenn sie sie nicht erreichen<br />
(Latham & Locke, 1991). Nur 9 von 67 Versuchspersonen lösten das Problem in der<br />
vorgegebenen Zeit. Der Großteil der Versuchspersonen war demnach trotz des Lobs<br />
enttäuscht.<br />
Basch und Fischer (2000) konnten zeigen, dass Anerkennung von Vorgesetzten<br />
und Kollegen zu positiven Emotionen führt. Die Anerkennung, die der Versuchsleiter<br />
in Form eines Lobs aussprach, wird meiner Meinung nach erst durch zwei Aspekte zu<br />
einer wirklichen Anerkennung für die Versuchsperson: Erstens durch das Verhältnis<br />
zwischen Versuchsperson und Versuchsleiter (kein richtiger Vorgesetzter oder richtiger<br />
Kollege, sondern nur Student an der gleichen <strong>Universität</strong>; unbekannte, unwichtige<br />
Person…); und zweitens der Konsequenzen (positiv wie negativ), die mit der Erfüllung<br />
oder Nicht-Erfüllung der Aufgabe einhergehen (Intelligenztest, hoher Geldbetrag,<br />
persönliches Feedback …).<br />
Ein weiterer Punkt könnte meiner Meinung nach die Kompetenzeinschätzung<br />
des Versuchsleiters durch die Versuchsperson sein: je kompetenter der Versuchsleiter<br />
eingeschätzt wird, desto mehr bedeutet das Lob aufgrund der richtigen Einschätzung<br />
der Situation durch den Versuchsleiter. Wie das ehrlich gemeinte Lob bei den Versuchspersonen<br />
ankommt, hängt von der jeweiligen Attribution des Lobs durch die<br />
Versuchsperson ab: Meyer (1992) stellte fest, das Lob vom Lobempfänger auch als<br />
Ausdruck niedriger Erwartung in seine Fähigkeiten gewertet werden kann. Der Versuchsleiter<br />
„will mich wahrscheinlich nur aufbauen weil er sieht wie schlecht ich bin“.