Eine experimentelle Untersuchung - KOPS - Universität Konstanz
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34 3 THEORIE UND HYPOTHESEN<br />
das Selbstkonzept ist das Selbst, das eine Person zu sein glaubt und das Sollselbst ist<br />
das Selbst, was eine Person glaubt, sein zu müssen (wahrgenommene Verpflichtungen,<br />
Erwartungen von außen, Sollstandard). Das Sollselbst und das Idealselbst werden<br />
als persönliche Standards oder Selbstführer angesehen (Higgins, 1997). Kluger und<br />
DeNisi (1998) greifen diese Klassifikation auf und versuchen, die Auswirkung von<br />
selbstbezogenem Feedback auf den Aufgabenstandard und die Leistung über die jeweilige<br />
Diskrepanz zu einem der Selbsttypen vorherzusagen. Wird die Aufmerksamkeit<br />
der Person auf das Selbst gelenkt (zum Beispiel durch Lob), werden mindestens<br />
zwei verschiedene Diskrepanzen salient:<br />
• Die Diskrepanz zwischen Selbstkonzept (zum Beispiel „Ich bin schlecht geeignet<br />
für diese Aufgabe“) und Sollselbst (zum Beispiel „Ich sollte eigentlich gut geeignet<br />
sein für diese Aufgabe“): Diese Diskrepanz lenkt die Aufmerksamkeit auf<br />
mögliche „Verluste“, wenn man sein Soll nicht erreicht. Durch ein Lob während<br />
der Aufgabe („Du eignest dich gut für diese Sorte Aufgaben“) könnte das Soll-<br />
Selbstziel als schon erreicht angesehen werden. Als Folge könnte einer der Soll-<br />
Selbstziel relevanten Aufgabenstandards (zum Beispiel „Ich will möglichst wenig<br />
Fehler machen“) reduziert werden und die Leistung sich verschlechtern.<br />
• Die Diskrepanz zwischen Selbstkonzept und Idealselbst (zum Beispiel „Ich will<br />
am besten von allen Versuchspersonen geeignet sein für diese Aufgabe): Diese<br />
Diskrepanz lenkt die Aufmerksamkeit auf mögliche Gewinne. Durch ein Lob<br />
könnte das Ideal-Selbstziel als noch näher gerückt erscheinen. Als Folge könnte<br />
einer der Aufgabenstandards erhöht werden, die für das Ideal-Selbstziel relevant<br />
sind und die Leistung sich nachfolgend verbessern.<br />
Die Annäherung an persönlich gesetzte Aufgabenstandards können gleichzeitig als<br />
Indikator für das Erreichen oder nicht Erreichen eines aktuellen Selbstzieles sowie<br />
eines Aufgabenzieles dienen. Falls die zu bearbeitende Aufgabe den Selbstzielen zu<br />
wenig dienlich ist, wird eine selbstzielrelevante Aufgabe aktiviert (Kluger & DeNisi,<br />
1996). Die Diskrepanz wird direkt auf der Selbstebene reduziert. Dadurch ist weniger<br />
oder gar keine Aufmerksamkeit für die eigentliche Aufgabe zur Verfügung. Die eigentliche<br />
Aufgabe wird abgebrochen beziehungsweise mit verringerter Anstrengung<br />
fortgeführt (Kluger & DeNisi, 1996).