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Eine experimentelle Untersuchung - KOPS - Universität Konstanz

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126 6 DISKUSSION<br />

während des Problemlöseprozesses. Betrachtet man die Kommentare der Denkprotokolle<br />

direkt nach dem Lob oder dem neutralen Statement, fällt auf, dass viele Versuchspersonen<br />

die Manipulation mit ein bis zwei Bemerkungen abtaten (zum Beispiel:<br />

„Ha, ungeahnte Talente, ähm, dahin, dann dahin…“). Für die Versuchspersonen war<br />

das Lob (oder der neutrale Kommentar) eher hinderlich für das weiterarbeiten und<br />

hatte für sie wahrscheinlich nicht die Bedeutung, die nötig wäre für eine andere Aufmerksamkeitsverteilung.<br />

Wichtiger (relevanter für das Selbst) wäre den Versuchspersonen<br />

vermutlich das Lob von einem Dozenten, Kommilitonen oder von einer vertrauten<br />

Person; oder wenn das Meistern der Aufgabe mit hohen kognitiven Fähigkeiten<br />

einherginge beziehungsweise aus einem anderen Grund relevant für das Selbst der<br />

Person wäre. In diesem Experiment hatte das Lob vermutlich keine Selbstrelevanz.<br />

Als andere Ursache für den fehlenden Effekt wäre denkbar, dass auch selbstrelevanteres<br />

Lob während der Arbeit, das unabhängig von der Leistung ist, prinzipiell<br />

nur kurz Aufmerksamkeit erhält, und die Aufmerksamkeit sofort wieder auf die Aufgabe<br />

gelenkt wird. Die Bedeutung einer neuen Verteilung der Aufmerksamkeit aufgrund<br />

eines Metaaufgabenprozesses, der durch Lob in Gang gesetzt wird, scheint hier<br />

zumindest fraglich.<br />

Eventuell könnte die Höhe des Interesses an der Aufgabe (intrinsische Motivation)<br />

eine Rolle spielen. Man könnte annehmen, dass die Beeinflussung von außen<br />

während der Bearbeitung einer Aufgabe weniger ins Gewicht fällt je höher das Interesse<br />

an der Aufgabe selbst ist. Fast alle Versuchspersonen wollten auch nach dem<br />

offiziellen Ende des Experiments die Lösung der Aufgabe wissen oder sie noch fertig<br />

machen. Das spricht für eine hohe intrinsische Motivation der Versuchspersonen.<br />

Dass die gelobten Personen sich weniger darum kümmern, wie gut andere sind<br />

(Leistungsbewertung), kann als indirekter Beleg dafür dienen, dass jeder aktiv nach<br />

Feedback sucht aus den verschiedensten Gründen (Ashford & Cummings, 1983). Ein<br />

Grund ist der Wunsch, zu Wissen, wie gut man eine Aufgabe macht (Unsicherheitsreduktion).<br />

Durch die Formulierung des Lobs „Du eignest dich sicher gut für diese Sorte<br />

Aufgabe“ wurde die Unsicherheit über die Leistungsbewertung der Versuchsperson<br />

reduziert und die aktive Feedbacksuche verringert. Die dadurch freigewordene Aufmerksamkeitskapazität<br />

könnten die Versuchspersonen auf die Aufgabe verwenden. In

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