Eine experimentelle Untersuchung - KOPS - Universität Konstanz
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3 THEORIE UND HYPOTHESEN 29<br />
Gute Stimmung hat aber auch negative Effekte auf die kognitive Verarbeitung.<br />
Gut gestimmte Versuchspersonen werden eher mit qualitativ schwachen Argumenten<br />
überzeugt als schlecht gestimmte Versuchspersonen. Schlecht gestimmte Versuchspersonen<br />
sind nur mit starken Argumenten zu überzeugen (Bless, Mackie, & Schwarz,<br />
1992). Mackie und Worth (1989) gehen von einer Aufmerksamkeitsdiffusion bei positiv<br />
gestimmten Personen aus: Obwohl ihre Versuchspersonen hoch motiviert waren<br />
(hoher versus geringer Geldanreiz bei genauem lesen von Argumenten; Versuchspersonen<br />
strengten sich bei hohem Geldanreiz mehr an), wurden sie nur bei guter Stimmung<br />
von schwachen Argumenten überzeugt. Bless et al. (1992) sehen diese Ergebnisse<br />
als Beleg dafür, dass Denkstile stimmungsabhängig sind: gut gestimmte Personen<br />
verarbeiten Informationen eher heuristisch-intuitiv, während schlecht gelaunte<br />
Personen Informationen eher systematisch-analytisch verarbeiten. Bodenhauser, Kramer<br />
und Süsser (1994) fanden heraus, dass Personen mit guter Stimmung bei der Beurteilung<br />
von Personen stärker von Stereotypen beeinflusst werden als Personen mit<br />
neutraler Stimmung. Weary, Marsh, Gleicher, und Edwards (1993) kamen zu dem<br />
Ergebnis, dass schlecht gestimmte Personen bei der Personenbeurteilung bevorzugt<br />
diagnostische Informationen benützen (im Vergleich zu neutral gestimmten Personen).<br />
Isen und Daubman (1984) konnten zeigen, dass Versuchspersonen in guter<br />
Stimmung bei der Enkodierung von Objekten breitere, weniger detaillierte Kategorien<br />
heranziehen als Versuchspersonen in neutraler Stimmung. Dies führte dazu, dass auch<br />
eher untypische Exemplare einer Kategorie zugeordnet wurden.<br />
Schlecht gestimmte Versuchspersonen geben bessere Schätzungen bei einer<br />
Kovariationsaufgabe ab als gut gestimmte (Sinclair & Mark, 1992). Bei schlechter<br />
Stimmung erfolgte eine stärkere Fokussierung auf Details der zur Verfügung stehenden<br />
Informationen (Sinclair, 1988). Der Einfluss von guter wie schlechter Stimmung<br />
auf den Denkstil sollte als Voreinstellung („default“) betrachtet werden, der durch<br />
Verhaltensziele beeinflusst werden kann (Martin, Ward, Achee, & Wyer, 1993). Otto<br />
und Schmitz (1993) stellten fest, dass die negative Stimmung nur bei der Bearbeitung<br />
einer Aufgabe, bei der analytisches Denken gefordert wurde, zunahm; nicht bei einer<br />
kreativen Aufgabe. Otto (1999) geht davon aus, dass eine Affect-Task Interaktion