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Yushardzan/Huschardzan

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256 Prof. Dr. C. F. L e h m a n n - H a u p t<br />

Wie die Chalder von den Armeniern in die Berge zurückgedrängt wurden und<br />

dann dort eine Zeitlang als deren Gegner lebten, bis durch Verträge, die ein Komubium<br />

und Kommerzium anbahnten, eine Einigung erzielt wurde, hat Xenophon in der Cyropädie<br />

geschildert. Und dass es sich hier inmitten eines Romanes um gute, historische Nachrichten,<br />

die teils auf eigener Erkundigung, vornehmlich aber auf guter älterer Quelle<br />

(Dionysius von Milet) beruhen, handelt, habe ich verschiedentlich hervorgehoben (zuletzt<br />

Klio I, 271 f., Anm. 3). Dass diese Chalder den Chaldis der Hauptstadt noch im geheimen<br />

in Krinnerung an die Vergangenheit verehrt hätten, wäre immerhin denkbar.<br />

bei<br />

Aber eine andere Erklärung liegt doch noch näher. Herr Felix Bagel, der mich<br />

der Bearbeitung der chaldischen Inschriften für das Corpus Inscriptionum Chaldicarum<br />

in höchst dankenswerter Weise nachdrücklichst unterstützt, weist darauf hin. dass das<br />

Wort „a-u-di", mit dem die dritte Zeile unserer Inschrift beginnt, auch in Zeile 24 der<br />

Rusas-Stele von Kesis-Göll vorkommt und wahrscheinlich in Zeile 31 zu ergänzen ist,<br />

sonst aber in der gesamten chaldischen Literatur, soweit bis jetzt ersichtlich, nicht begegnet.<br />

Die Form , a-u-di' stellt wahrscheinlich einen Lokativ von dem Stamm ,a-u' dar, der<br />

häufig mit seinen flektierten Formen ,a-u-i-e-i' und ,a-u-i-e', seltener mit ,a-u-e' in den<br />

Fluchformeln vorkommt und meist mit dem Verbum ,u-lu-(u)-li-(e)' verbunden ist.<br />

Hin Gott ,A-u-i-e' wird in der Ispuinisinschrift von Meher-Kapussi erwähnt und mit<br />

Opfern bedacht. Schon A. H. Sayce hat in seinen verdienstvollen Entzifferungsversuchen<br />

der chaldischen Inschriften im Journal of the Royal Asiatic Society'<br />

Bd. XIV, p. 486, 523, 689 die Vermutung ausgesprochen, dass der Stamm ,a-u' , Wasser'<br />

bedeute. Das Wort kommt regelmässig in den Verwünschungsformelm am Schluss der<br />

Inschriften vor, die den gleichartigen assyrischen Texten nachgebildet sind. In diesen<br />

wird unter anderen derjenige verflucht, der es wagen sollte, die Inschrift ins Wasser<br />

zu werfen. In mehreren chaldischen Texten findet sich nun für , Wasser' — wie so<br />

häufig bei anderen Worten — die assyrische ideographische Schreibung, in diesem<br />

Falle A.MES, assyrisch gesprochen ,me'. Bis jetzt liegt nun zwar — was absolut beweisend<br />

wäre — noch keine Fluchformel vor, in der statt ,auie' das genannte Ideogramm<br />

mit dem Verbum ,ululie' verbunden ist, wohl aber lassen sich indirekte Schlüsse für<br />

die Gleichstellung ,au... = ,me' =<br />

, Wasser' ziehen. In den von Sayce auch anderen<br />

Ortes behandelten Inschriften muss ,auie' eines der Elemente bedeuten, anderseits findet sich<br />

in der Inschrift Rusas I. vom Kesis-Göll, die, wie gesagt, ohne Zweifel von der Anlage eines<br />

Staubeckens (sue) handelt und sich also mit ,Wasser' beschäftigen muss, ausser dem<br />

zweimaligen Vorkommen des genannten ,audi' keine einzige andere Form dieses Stammes<br />

)<br />

wohl aber viermal das assyrische Ideogramm. Aehnlich verhält es sich mit der von<br />

Argistis II., dem Sohne Rusas' L, errichteten Inschrift von Hagi, die ebenfalls unter anderen<br />

die Anlage eines Stausees berichtet und auch nie ,au' oder dergleichen, wohl aber<br />

einmal A.MES aufweist. Unsere Gleichsetzung wird endlich über die Stufe einer<br />

blossen Hypothese hinausgehoben durch die Steleninschrift Rusas II. von Etschmiadzin<br />

(vgl. Lehmann-Haupt, Zeitschrift Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Bd. 56, 1902,<br />

S. 101 ff.), in deren Fluch formel statt des gewöhnlichen .a-u-i-e' in der Tat ,A.MES',<br />

und zwar unmittelbar hinter dem Ideogramm für ,Erde, vorkommt. Zwar weicht<br />

der Tenor der ganzen Verwünschung in einigen weniger wichtigen Punkten von dem<br />

gewöhnlichen ab, es ist aber damit der klare Beweis erbracht, dass in den Fluchformeln<br />

in der Tat von , Wasser' die Rede ist. Das völlige Fehlen von , a-u-i-e' legt auch<br />

hier seine Gleichstellung mit ,AMES! nahe. Demgegenüber ist es von untergeordneter<br />

Bedeutung, dass wir in Verbindung mit ,Wasser' hier das Verbum ,hu-su-li-e' statt<br />

u-lu-li-e' finden und dass die ganze Phrase an einem anderen Orte der Formel steht<br />

als sonst. Derselbe Text findet sich übrigens in der um zirka 150 Jahre älteren<br />

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