Verhandlungsleiter Ulrich Marten: ...........................................................
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Bezirksregierung Düsseldorf<br />
Planfeststellungsverfahren zum Ausbau des Verkehrslandeplatzes Mönchengladbach<br />
Erörterungstermin am 27. Juni 2005 Seite 140<br />
was ich machen soll, falls es zu dem Ausbau kommen sollte. Unser Haus in Neersen könnte<br />
ich aufgeben; aber unseren Hof aufzugeben, empfände ich als ein Vergehen gegen meine<br />
Eltern, Groß- und Urgroßeltern. So etwas verlässt man nicht. Die Nutzung und Unterhaltung<br />
ist eine Verpflichtung, die ich übernommen habe. Was soll ich tun, wenn der Flughafenausbau<br />
erfolgt und ich nicht mehr hier leben kann, weil ich anders empfinde, als Grenzwerte mir<br />
vorschreiben? Vor ein paar Tagen hat ein junger Mann hier die schockierenden Worte gesagt:<br />
„Dann kann ich mir nur noch den Strick nehmen.“<br />
Ich richte nun einige Bitten an die Bezirksregierung: Bedenken Sie, dass die Menschen in<br />
ihren Gefühlen, Ängsten und Sorgen vielfältig sind. Diese Vielfalt der Empfindungen orientiert<br />
sich nicht an „Kollektiv“-Grenzwerten schlauer Wissenschaftler. Entscheiden Sie mit<br />
Sachverstand und mit Menschlichkeit. Verstecken Sie sich bitte nicht hinter bequemen Vorschriften<br />
und zweifelhaften Grenzwerten.<br />
(Beifall bei den Einwendern)<br />
Bedenken Sie auch die Folgen einer Entscheidung gegen die Betroffenen: das Gefühl der<br />
Ohnmacht, die Frustration, die Resignation, die Verzweiflung mit allen erdenklichen Folgen<br />
für viele Tausend Menschen. Beachten Sie die Eigenart der Menschen hier am Niederrhein.<br />
Den eingeborenen Niederrheiner haben schon Humoristen charakterisiert. Darum versuchen<br />
Sie bitte, auch wenn es schwer fällt, auch die Menschen zu hören, die hier nicht sprechen,<br />
weil es nicht ihrer Art entspricht.<br />
Als der Erbauer unseres Hofes vor nunmehr fast 370 Jahren die Torinschrift anbrachte und<br />
hierin um Gottes Hilfe bat, hatte er ganz sicher den zur damaligen Zeit unser Land beherrschenden<br />
furchtbaren 30-jährigen Krieg im Sinn. Kriege gibt es leider heute noch, große<br />
Kriege, aber auch kleine Kriege, kleine regionale, latente Kriege. So wird die Auseinandersetzung<br />
um den Flughafenbau dadurch geprägt sein, dass bei entsprechender Beschlussfassung<br />
vermutlich einige Wenige profitieren werden; den Betroffenen drohen Vertreibung,<br />
materielle Verluste sowie Schaden an Leib und Seele. Menschen und Umwelt werden auf<br />
der Strecke bleiben.<br />
Zum Abschluss habe ich nur noch eine Bitte, diesmal nicht an die Bezirksregierung: Für alle<br />
Betroffenen, für den unversehrten Erhalt unserer schönen, wertvollen niederrheinischen Tierund<br />
Pflanzenwelt und für den Erhalt unserer liebenswerten Heimat bitte ich um Gottes Segen.<br />
(Anhaltender Beifall bei den Einwendern)