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APOSTOLISCHE KONSTITUTION

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verschiedene Weise geschichtlich, prophetisch oder poetisch sind, oder in anderen Redegattungen jeweilsanders dargelegt und ausgedrückt“ (DV 12, 2).111 Da aber die Heilige Schrift inspiriert ist, gibt es noch ein weiteres, nicht weniger wichtigesPrinzip zur richtigen Auslegung, ohne das die Schrift toter Buchstabe bliebe: „Die Heilige Schrift istin demselben Geist, in dem sie geschrieben wurde, auch zu lesen und auszulegen“ (DV 12, 3).Für eine Auslegung der Schrift gemäß dem Geist, der sie inspiriert hat, gibt das Zweite VatikanischeKonzil drei Kriterien an [Vgl. DV 12, 3]:112 1. Sorgfältig „auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift“ achten. Wie unterschiedlichauch die Bücher sind, aus denen sie sich zusammensetzt, bildet die Schrift doch eine Einheitaufgrund der Einheit des Planes Gottes, dessen Zentrum und Herz Jesus Christus ist. Seit Osternist dieses Herz geöffnet [Vgl. Lk 24, 25–27. 44–46] (Vgl. dazu auch 168, 328):„Unter ,Herz [Vgl. Ps 22, 15] Christi‘ ist die Heilige Schrift zu verstehen, die das Herz Christi kundtut.Dieses Herz war vor der Passion verschlossen, denn die Schrift war dunkel. Nach der Passion aber istdie Schrift geöffnet, damit diejenigen, die sie jetzt verstehen, erwägen und unterscheiden, wie die Weissagungenauszulegen sind“ (Thomas v. A., Psal. 21, 11).113 2. Die Schrift „in der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche“ lesen. Einem Sinnspruchder Väter zufolge ist „die Heilige Schrift eher ins Herz der Kirche als auf Pergament geschrieben“.Die Kirche bewahrt ja in ihrer Überlieferung das lebendige Gedächtnis des Gotteswortes,und der Heilige Geist gibt ihr die geistliche Auslegung der Schrift, „ ... nach dem geistlichenSinn, den der Geist der Kirche schenkt“ (Origenes, hom. in Lev. 5, 5) (Vgl. dazu auch81).114 3. Auf die „Analogie des Glaubens“ achten [Vgl. Röm 12, 6]. Unter „Analogie des Glaubens“verstehen wir den Zusammenhang der Glaubenswahrheiten untereinander und im Gesamtplan der Offenbarung(Vgl. dazu auch 90).Der mehrfache Schriftsinn115 Nach einer alten Überlieferung ist der Sinn der Schrift ein doppelter: der wörtliche Sinn und der geistlicheSinn. Dieser letztere kann ein allegorischer, ein moralischer und ein anagogischer Sinn sein. Die tiefeÜbereinstimmung dieser vier Sinngehalte sichert der lebendigen Lesung der Schrift in der Kirche ihren ganzenReichtum.116 Der wörtliche Sinn ist der durch die Worte der Schrift bezeichnete und durch die Exegese, die sich andie Regeln der richtigen Textauslegung hält, erhobene Sinn. „Jeder Sinn [der Heiligen Schrift] gründet aufdem wörtlichen“ (Thomas v. A., s. th. 1,1,10, ad 1) (Vgl. dazu auch 110).117 Der geistliche Sinn. Dank der Einheit des Planes Gottes können nicht nur der Schrifttext, sondern auchdie Wirklichkeiten und Ereignisse, von denen er spricht, Zeichen sein (Vgl. dazu auch 1101).1. Der allegorische Sinn. Wir können ein tieferes Verständnis der Ereignisse gewinnen, wenn wirdie Bedeutung erkennen, die sie in Christus haben. So ist der Durchzug durch das Rote Meer ein Zeichendes Sieges Christi und damit der Taufe [Vgl. 1 Kor 10, 2].2. Der moralische Sinn. Die Geschehnisse, von denen in der Schrift die Rede ist, sollen uns zumrichtigen Handeln veranlassen. Sie sind „uns als Beispiel ... uns zur Warnung ... aufgeschrieben“ (1 Kor10, 11) [Vgl. Hebr 3, 1–4, 11].3. Der anagogische Sinn. Wir können Wirklichkeiten und Ereignisse in ihrer ewigen Bedeutung sehen,die uns zur ewigen Heimat hinaufführt [griechisch: „anagogé“]. So ist die Kirche auf Erden Zeichendes himmlischen Jerusalem [Vgl. Offb 21, 1–22, 5]118 Ein Distichon des Mittelalters faßt die Bedeutung der vier Sinngehalte zusammen:

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