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APOSTOLISCHE KONSTITUTION

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304 So schreibt der Heilige Geist, der Hauptautor der Heiligen Schrift, Taten oft Gott zu, ohne Zweitursachenzu erwähnen. Das ist nicht eine primitive Redeweise, sondern eine tiefsinnige Art, an den Vorrang Gottesund seine absolute Herrschaft über die Geschichte und die Welt zu erinnern [Vgl. Jes 10,5–15; 45,5–7; Dtn32,39; Sir 11,14] und so zum Vertrauen auf ihn zu erziehen. Das Psalmengebet ist die große Schule diesesVertrauens [Vgl. z. B. Ps 22; 32; 35; 103; 138] (Vgl. dazu auch 2589).305 Jesus verlangt eine kindliche Hingabe an die Vorsehung des himmlischen Vaters, der sich umdie geringsten Bedürfnisse seiner Kinder kümmert: „Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht:Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? ... Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr das allesbraucht. Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euchalles andere dazugegeben“ (Mt 6,31–33) [Vgl. Mt 10, 29–31] (Vgl. dazu auch 2115).Die Vorsehung und die Zweitursachen306 Gott ist souverän Herr über seinen Ratschluß. Aber um ihn auszuführen, bedient er sich auchder Mitwirkung der Geschöpfe. Das ist nicht ein Zeichen von Schwäche, sondern der Größe und GüteGottes. Denn Gott gibt seinen Geschöpfen nicht nur das Dasein, sondern auch die Würde, selbst zuhandeln, Ursache und Ursprung voneinander zu sein und so an der Ausführung seines Ratschlussesmitzuarbeiten (Vgl. dazu auch 1884, 1951).307 Den Menschen gewährt Gott sogar die Möglichkeit, in Freiheit an seiner Vorsehung teilzunehmen,indem er ihnen die Verantwortung anvertraut, sich die Erde zu „unterwerfen“ und über siezu herrschen [Vgl. Gen 1,26–28]. Gott ermöglicht so den Menschen, vernünftige, freie Ursachen zusein, um das Schöpfungswerk zu vervollständigen und zu ihrem und der Mitmenschen Wohl seineHarmonie zu vervollkommnen. Die Menschen sind oft unbewußt Mitarbeiter Gottes, können jedochauch bewußt auf den göttlichen Plan eingehen durch ihre Taten, ihre Gebete, aber auch durch ihreLeiden [Vgl. Kol 1,24]. Dadurch werden sie voll und ganz „Mitarbeiter Gottes“ (1 Kor 3,9; 1 Thess3,2) und seines Reiches [Vgl. Kol 4,11] (Vgl. dazu auch 106, 373, 1954, 2427, 2738, 618, 1505).308 Vom Glauben an Gott den Schöpfer läßt sich somit die Wahrheit nicht trennen, daß in jedemTun seiner Geschöpfe Gott tätig ist. Er ist die Erstursache, die in und durch die Zweitursachen wirkt.„Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, nach seinem Wohlgefallen“(Phil 2, 13) [Vgl. 1 Kor 12,6]. Diese Wahrheit beeinträchtigt die Würde des Geschöpfes keineswegs,sondern erhöht sie. Durch die Macht, Weisheit und Güte Gottes aus dem Nichts gehoben, vermag dasGeschaffene nichts, wenn es von seinem Ursprung abgeschnitten ist, denn „das Geschöpf sinkt ohneden Schöpfer ins Nichts“ (GS 36,3). Erst recht kann es ohne die Hilfe der Gnade sein letztes Ziel nichterreichen [Vgl. Mt 19,26; Joh 15,5; Phil 4, 13] (Vgl. dazu auch 970).Die Vorsehung und das Ärgernis des Bösen309 Wenn doch Gott, der allmächtige Vater, der Schöpfer einer geordneten und guten Welt, sichaller seiner Geschöpfe annimmt, warum gibt es dann das Böse? Jede vorschnelle Antwort auf dieseebenso bedrängende wie unvermeidliche, ebenso schmerzliche wie geheimnisvolle Frage wird unbefriedigtlassen. Der christliche Glaube als ganzer ist die Antwort auf diese Frage: Das Gutsein derSchöpfung, das Drama der Sünde, die geduldige Liebe Gottes, der dem Menschen entgegenkommt.Er tut dies durch seine Bundesschlüsse, durch die erlösende Menschwerdung seines Sohnes und dieGabe des Geistes; er tut es durch das Versammeln der Kirche und die Kraft der Sakramente; er tut esschließlich durch die Berufung zu einem glückseligen Leben. Die freien Geschöpfe sind im vorauseingeladen, diese Berufung anzunehmen. Sie können diese aber auch – ein erschreckendes Mysterium– im voraus ausschlagen. Es gibt kein Element der christlichen Botschaft, das nicht auch Antwort aufdas Problem des Bösen wäre (Vgl. dazu auch 164, 385, 2850).

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