14.11.2017 Aufrufe

Evangelium im Licht des Spiritismus

Autor: Allan Kardec

Autor: Allan Kardec

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KAPITEL VIII - Selig sind, die reinen Herzens sind 142<br />

6. Das Wort Ehebruch soll hier nicht in dem wortwörtlichen Sinn<br />

verstanden werden, sondern in erweitertem Sinne. Jesus hat den Ehebruch<br />

oftmals benutzt, um das Schlechte, die Laster und alle niederen Gedanken<br />

zu deuten, wie zum Beispiel in dieser Erzählung: „Wer sich aber meiner<br />

selbst und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen<br />

Geschlecht, <strong>des</strong>sen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er<br />

kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“<br />

(Markus VIII, 38) 87<br />

Die wahre Reinheit befindet sich nicht nur in den Taten, sondern auch in<br />

den Gedanken, weil wer ein reines Herz hat, nicht einmal an etwas<br />

Schlechtes denkt. Das ist es, was Jesus sagen wollte, wenn er die Laster<br />

selbst in Gedanken verurteilt, weil das ein Zeichen der Unreinheit ist.<br />

7. Dieses Prinzip bringt uns natürlich zu der Frage: Leiden wir an den Folgen<br />

eines schlechten Gedankens, selbst wenn wir ihn nicht in die Tat umgesetzt haben?<br />

Wir müssen hier einen wichtigen Unterschied machen: Je nachdem, wie<br />

sich die Seele auf dem schlechten Weg verschuldet hat und welche<br />

Fortschritte sie auf dem Weg in ihrem spirituellen Leben macht, wird sie<br />

aufgeklärter und nach und nach von der Unvollkommenheit befreit, je nach<br />

dem größeren oder kleineren Willen, der sie bewegt, weil sie freilich ihren<br />

freien Willen zur Verfügung hat. Alle schlechten Gedanken sind also das<br />

Resultat der Unvollkommenheit der Seele. Abhängig von dem Willen, den<br />

sie hat, sich zu bessern, verwandelt sich sogar der schlechte Gedanke für<br />

sie in ein Motiv <strong>des</strong> Fortschrittes, weil sie dann versucht, sich ihm zu<br />

widersetzen. Es ist das Signal eines Makels, den die Seele abzuschaffen<br />

versucht. Sie gibt dann der Versuchung nicht nach, einem schlechten<br />

Wunsch nachzugehen. Nachdem sie ihm widerstanden hat, wird sie sich<br />

stärker fühlen und mit ihrem Sieg zufrieden sein.<br />

Jene Seele hingegen, die zu keiner guten Entschließung gekommen ist, sucht<br />

Gelegenheiten, schlechte Taten auszuüben. Selbst wenn sie diese nicht<br />

ausübt, geschieht das nicht aufgrund ihres Willens, sondern weil sie keine<br />

passende Gelegenheit dazu hatte. Damit ist sie genauso schuldig, als hätte<br />

sie diese Schlechtigkeiten getan.<br />

87<br />

Luther übersetzt mit „abtrünnigen und sündigen Geschlecht“. In der lateinischen „Nova<br />

Vulgata” steht „generatione ista adultera et peccatrice“; (Anmerkung <strong>des</strong> Übersetzers)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!