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Evangelium im Licht des Spiritismus

Autor: Allan Kardec

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236 KAPITEL XV - Ausserhalb der Nächstenliebe kein Heil<br />

das H<strong>im</strong>melreich; selig sind, die reinen Herzens sind; selig sind die<br />

Sanftmütigen und die Friedfertigen; selig sind die, welche ihre Nächsten<br />

lieben; liebet euren Nächsten wie euch selbst; tue dem anderen, was ihr<br />

möchtet, das man euch antut; liebet eure Feinde; vergebt die Beleidigungen,<br />

wenn ihr wollt, dass man euch vergebt; tue Gutes, ohne damit zu prahlen;<br />

urteilt über euch selbst, bevor ihr die anderen verurteilt. Das ist nun die<br />

Nächstenliebe und die Demut, die Christus stets empfohlen hat und wofür<br />

er selbst ein Vorbild war. Stolz und Egoismus bekämpfte er unermüdlich.<br />

Er beschränkte sich nicht darauf, die Nächstenliebe zu empfehlen; er setzte<br />

sie eindeutig und in klaren Worten voraus, als Bedingung, um die<br />

Glückseligkeit zu erreichen.<br />

In dem Bild, das Jesus uns vom Jüngsten Gericht entwarf, muss man<br />

allerdings, wie in vielen anderen Passagen, das abgrenzen, was nur<br />

bildlich und allegorisch war. Da die Menschen, zu denen er sprach, noch<br />

nicht fähig waren, rein geistige Zusammenhänge zu verstehen, musste er<br />

erschütternde materielle Bilder hervorbringen, um sie zu beeindrucken.<br />

Damit sie besser das erfassen konnten, was er sagte, durfte er sich<br />

bezüglich der Form nicht sehr weit von der damals gültigen Gedankenwelt<br />

entfernen. Deshalb überlässt er der Zukunft die wahre Interpretation<br />

seiner Worte und der Themen, die er noch nicht deutlich erklären konnte.<br />

Dennoch steckt neben diesem allegorischen und figurativen Teil <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong><br />

ein grundlegender Gedanke - die Glückseligkeit -, die den Gerechten<br />

vorbehalten ist und das Elend, das auf den Böswilligen wartet.<br />

Wo liegt die Urteilsbegründung bei diesem erhabenen Gerichtsverfahren?<br />

Worauf beruht die Anklageschrift? Wird der Richter den Angeklagten<br />

danach fragen, ob er diese oder jene Formalität erfüllt hat, ob er diese oder<br />

jene äußere Handlung mehr oder weniger vollzogen hat? Nein, er wird<br />

einzig und allein danach fragen, ob man die Nächstenliebe ausgeübt hat.<br />

Und dann wird er folgendermaßen sein Urteil sprechen: Geh du nach<br />

rechts, der du deinen Geschwistern geholfen hast; geh du nach links, der du<br />

ihnen gegenüber hart gewesen bist. Wird dieser Richter sich vielleicht für<br />

die starre Form <strong>des</strong> Glaubens interessieren? Oder macht er irgendeinen<br />

Unterschied zwischen dem, der auf eine Art glaubt und dem, der auf eine<br />

andere Art glaubt? Nein. Denn Jesus setzt den angeblich ketzerischen<br />

Samariter, der dennoch die Nächstenliebe ausübt, über den<br />

Strenggläubigen, dem es an Nächstenliebe mangelt. Er betrachtete daher

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