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Evangelium im Licht des Spiritismus

Autor: Allan Kardec

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198 KAPITEL XII - Liebet eure Feinde<br />

betroffen und es leidet. Ist es zum Einem Gedankenlosigkeit, sein Leben<br />

wegen eines zur Schändlichkeit bereiten Armseligen aufs Spiel zu setzen<br />

und zum Anderen ist es dann möglich, dass die Beleidigung, wenn dieser<br />

tot ist, nicht mehr existiert? Gibt nicht das vergossene Blut den Fakten<br />

mehr Wichtigkeit als sie es verdienen? Denn, sollten diese irrtümlich sein,<br />

werden sie nicht von selbst unwichtig werden? Und falls sie der Wahrheit<br />

entsprechen, sollten sie nicht in der Stille verborgen bleiben? Diesem<br />

Armseligen bleibt also nichts anderes übrig als die Lust auf Rache gesättigt<br />

zu sehen. Ach, trauriges Verlangen! Oftmals ist es schon in diesem Leben<br />

Grund genug für quälende Gewissensbisse. Wo bleibt dann die<br />

Wiedergutmachung, wenn der Unterlegene der Beleidigte ist?<br />

Wenn die Nächstenliebe ein Grundsatz für das Verhalten <strong>des</strong> Menschen<br />

wird, werden seine Worte und Taten mit dieser Lehre <strong>im</strong> Einklang stehen:<br />

„Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen<br />

auch!“ Infolge<strong>des</strong>sen wären alle Motive für Auseinandersetzungen<br />

verschwunden und mit ihnen auch das Duell und die Kriege, die nichts<br />

anderes sind als Duelle zwischen den Völkern.<br />

(François - Xavier, Bordeaux, 1861)<br />

15. Der Mensch auf der Erde, der beglückte Mensch, der wegen eines<br />

offensiven Wortes mit nichtigem Grund sein von Gott gegebenes Leben<br />

und das Leben seiner Mitmenschen, über das Gott allein best<strong>im</strong>mt, aufs<br />

Spiel setzt, der trägt hundertfach mehr Schuld als ein Armseliger, der aus<br />

Gier, aber oftmals auch aus Not, in ein He<strong>im</strong> eindringt, um das, was er<br />

braucht, zu stehlen und denjenigen tötet, der sich ihm widersetzt. Dieser<br />

Letzte ist fast <strong>im</strong>mer ein Mensch ohne Erziehung oder Unterrichtung, der<br />

nur eine unvollständige Ahnung über Richtig und Falsch hat. Hingegen<br />

gehört der Duellant fast <strong>im</strong>mer der aufgeklärten oberen Klasse an. Der eine<br />

tötet auf brutaler Art, der andere mit Methode und Höflichkeit, weswegen<br />

er von der Gesellschaft entschuldigt wird. Ich füge hinzu, dass der Duellant<br />

unendlich schuldiger als der Ignorant ist, der unter dem Einfluss <strong>des</strong><br />

Rachegefühls in einem Moment der Verzweiflung tötet. Der Duellant hat<br />

nicht die Entschuldigung, unter dem Einfluss seiner Leidenschaften zu<br />

stehen, weil es zwischen der Beleidigung und der Wiedergutmachung stets<br />

genügend Zeit zum Nachdenken gibt. Er agiert also kaltblütig und geplant.<br />

Alles ist abgeschätzt und durchdacht, um seinen Gegner mit größter

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