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Evangelium im Licht des Spiritismus

Autor: Allan Kardec

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KAPITEL XXIII - Seltsame Moral 326<br />

verschwunden war, durch einzelne, persönliche Interessen<br />

aufrechterhalten. Da solch ein Interesse hartnäckig ist. Es beugt sich<br />

niemals der Offensichtlichkeit, sondern erregt sich um so mehr, je weniger<br />

Widerspruch die Argumentation duldet, die man ihm entgegenbringt und<br />

je mehr sie seine Fehler demonstriert. Dieses Interesse weiß genau, dass es<br />

irrt, aber das berührt es nicht, da der wahre Glaube nicht in seiner Seele<br />

ist. Was es am meisten fürchtet, ist das <strong>Licht</strong>, das die Augen der Blinden<br />

öffnet. Der Irrtum ist ihm nützlich, darum klammert es sich daran und<br />

verteidigt ihn.<br />

Hat nicht Sokrates auch eine Lehre formuliert, die der von Christus in<br />

gewisser Hinsicht ähnlich war? Warum hat sie dann nicht auch diese<br />

Epoche überdauert, zumal mit einem der intelligentesten Völker der Erde?<br />

Die Zeit war noch nicht gekommen. Er hat auf einen ungepflügten Acker<br />

gesät: Das Heidentum war noch nicht durchlebt worden. Christus erhielt seine<br />

providentielle Mission zur richtigen Zeit. Nicht alle Menschen seiner Zeit<br />

waren in der Lage, die christliche Idee aufzunehmen, es fehlte dazu viel.<br />

Dennoch wären sie grundsätzlich in der Lage gewesen, diese aufzunehmen,<br />

da man schon anfing, die Leere zu spüren, welche der herkömmliche<br />

Glaube in der Seele hinterließ. Sokrates und Platon hatten den Weg geebnet<br />

und die Gemüter darauf vorbereitet.<br />

(siehe EINLEITUNG, Abs. IV, Sokrates und Platon, Vorläufer der<br />

christlichen Idee und <strong>des</strong> <strong>Spiritismus</strong>, S. 32)<br />

15. Unglücklicherweise sind die Anhänger der neuen Lehre sich nicht einig<br />

über die Interpretation der Worte <strong>des</strong> Meisters gewesen, die überwiegend<br />

Darstellungen von Sinnbildern und Gleichnissen beinhalten. Daraus<br />

wuchsen bald zahlreiche Sekten, die alle für sich den Besitz der exklusiven<br />

Wahrheit beanspruchten und die sich achtzehn Jahrhunderte lang nicht<br />

einigen konnten. Sie vergaßen das wichtigste aller h<strong>im</strong>mlischen Gebote, das<br />

Jesus zum Grundstein seines Gebäu<strong>des</strong> und zur unmissverständlichen<br />

Bedingung für das seelische Heil gemacht hat: die Nächstenliebe, die<br />

Brüderlichkeit und die Mildtätigkeit. Diese Sekten haben sich gegenseitig<br />

verbannt. Die einen fielen über die anderen her; die Stärkeren haben die<br />

Schwächeren niedergeschlagen und ihnen in Blut, in Folter und<br />

Scheiterhaufen die Luft zum Atmen genommen. Die Christen, Sieger über<br />

das Heidentum, wurden von Verfolgten zu Verfolgern. Mit Eisen und Feuer

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