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Evangelium im Licht des Spiritismus

Autor: Allan Kardec

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KAPITEL X - Selig sind die Barmherzigen 165<br />

selbst entschuldigen. Bevor wir jemandem einen Fehler vorwerfen, sollen<br />

wir uns überlegen, ob dieser Fehler auf uns nicht selbst trifft.<br />

Die Verurteilung <strong>des</strong> Verhaltens anderer kann zwei Gründe haben: das<br />

Übel zu beanstanden oder dem Ansehen der anderen Person, deren<br />

Verhalten wir kritisieren, zu schaden. Dieser letzte Grund hat niemals eine<br />

Berechtigung, denn er ist auf Verleumdung und Bosheit zurückzuführen.<br />

Der erste aber kann lobenswert und in manchen Fällen sogar eine Pflicht<br />

sein. Daraus kann etwas Gutes entstehen, denn ohne die Pflicht, das Übel<br />

zu tadeln, kann die Schlechtigkeit niemals aus der Gesellschaft verbannt<br />

werden. Soll der Mensch wahrhaftig seinesgleichen nicht zum Fortschritt<br />

verhelfen? Wir sollten also dieses Prinzip nicht wortwörtlich nehmen:<br />

„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ (...) „Denn der Buchstabe<br />

tötet, aber der Geist macht lebendig.“ 93<br />

Jesus würde das Tadeln <strong>des</strong> Bösen nicht untersagen. Denn er selbst gab uns<br />

das Beispiel und tat dies sogar sehr energisch. Er wollte dennoch damit<br />

sagen, dass das Recht der Verurteilung <strong>im</strong> direkten Verhältnis zu der<br />

moralischen Aussagekraft <strong>des</strong>jenigen steht, der sie verkündet. Und wenn<br />

man sich an dem, was man an anderen verurteilt, selbst schuldig macht,<br />

verzichtet man zwangsweise auf das Recht, andere zu beanstanden. Das<br />

innerste Gewissen weigert sich ferner jeglichen Respekt und jede freiwillige<br />

Unterwerfung demjenigen zuzugestehen, der in der Ausübung seiner<br />

Macht, das Gesetz und die Prinzipien verletzt, die er selbst vorgeschrieben<br />

hat. Das einzige berechtigte Ansehen vor Gottes Augen ist das, was sich auf das Gute<br />

stützt. Das ist eine Schlussfolgerung aus der Lehre von Jesus.<br />

UNTERWEISUNGEN DER GEISTIGEN WELT<br />

DAS VERZEIHEN VON BELEIDIGUNGEN<br />

14. „... wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben?<br />

Genügt es siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal,<br />

sondern siebzigmal siebenmal.“ 94 Das sind Worte, die eure Intelligenz am<br />

meisten berühren und in eueren Herzen he<strong>im</strong>isch werden sollen. Vergleicht<br />

diese Worte der Nächstenliebe mit denen <strong>des</strong> Gebetes, das so sehr einfach<br />

93<br />

Johannes VI, 63 und 2 Korinther III, 6; (Anmerkung <strong>des</strong> Herausgebers)<br />

94<br />

Matthäus XVIII, 21-22; (Anmerkung <strong>des</strong> Herausgebers)

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