Ausgabe 04/2023
| Auf in neue Bürowelten: Coverinterview mit Alexandra Bauer | Zu Tisch mit … Guido Salentinig | Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Eva Dissauer, Michael Pisecky, Philipp Kaufmann, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Sabina Berloffa, Jenni Wenkel, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview Anton Bondi de Antoni und Christoph Nemtschke, Christoph Degendorfer und Matthias Köck| Round Table mit Anna-Vera Deinhammer, Karl Koschek, Christoph Löffler und Manuel Fegerl | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Das Büro im Wandel
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kein Vertrauen. Es ist nicht so, dass man nie<br />
wieder auf einer grünen Wiese bauen darf.<br />
Manchmal geht es einfach nicht anders. Wir<br />
müssen, und das steht außer Streit, trotzdem<br />
mit unserem Boden viel sparsamer umgehen.<br />
Denn, offen gesagt, die Biodiversitätsziele<br />
laut Taxonomie-Verordnung werden solche<br />
Projekte nie erfüllen können. Juristen nennen<br />
diese Haltung authentische Interpretation<br />
von Normen. Wir müssen einfach im<br />
Wirkungszusammenhang planen, soll heißen<br />
die gesamte Region in Betracht ziehen.<br />
Nicht nur den eigenen Vorgarten.“<br />
Wobei sich der Mehraufwand für zirkuläres<br />
Bauen im Rahmen hält, wie Karl Koschek von<br />
AllesWirdGut Architektur betont. Aber geplant<br />
heißt nicht gebaut. Denn: „Wir müssen<br />
die Kreislaufwirtschaft bei Wettbewerben<br />
in die Planung miteinfließen lassen, um sie<br />
gewinnen zu können. Dann drehen die Developer<br />
das Projekt wieder um und verändern es<br />
so stark, dass es in Wahrheit neu ausgeschrieben<br />
werden müsste.“ Das ist kein Einzelfall.<br />
„Viele unserer Kollegen berichten ähnliches“,<br />
so Koschek. Noch ist zirkuläres Bauen mit<br />
Mehrkosten beim Bau verbunden, die aber<br />
bei exakter Planung in Grenzen gehalten werden<br />
können, wenn auch die gemeinnützigen<br />
Projekte generell mit den hohen Baukosten<br />
zu kämpfen haben. „Hier muss sich in der<br />
Wohnbauförderung etwas bewegen.“<br />
Neues Denken ist gefragt<br />
Koschek nimmt aber auch seine Kollegen in<br />
die Pflicht. „Kreislaufwirtschaft erfordert ein<br />
neues Denken. Wir müssen uns vollkommen<br />
„Man kann nicht einfach<br />
einen konventionell<br />
geplanten Betonbau eins zu<br />
eins in Holz transferieren.“<br />
Karl Koschek,<br />
AllesWirdGut Architektur<br />
neu in die Materie eindenken. Man kann<br />
nicht einfach einen konventionell geplanten<br />
Betonbau eins zu eins in Holz transferieren.<br />
Das geht, aber dann hat man eine Kostenexplosion.<br />
Es beginnt schon mit der ersten<br />
Skizze. Ich muss den Holzbau, ich muss die<br />
Rückbaufähigkeit anders denken. Da ist Personal-Power<br />
drin, die mehr kostet. Planerisch<br />
sehe ich keinen großen Mehraufwand.“ Auf<br />
den Punkt gebracht: zurück zur Schulbank.<br />
„Alteingesessene, die unbeweglich sind und<br />
für die das lebenslange Lernen nicht aktuell<br />
ist, haben vermutlich Anpassungsschwierigkeiten.<br />
Ohne geeignete Software-Tools ist die<br />
Entwicklung aber nicht mehr zu stemmen.“<br />
Der Architekt hat auch keine Berührungsängste<br />
Richtung serielle Fertigung: „Die Bauzeiten<br />
werden reduziert oder verlagert. Die<br />
Rahmenbedingungen für Arbeiter verbessern<br />
sich, da sie in einer Halle vorproduzieren<br />
können. Sie sind somit witterungsgeschützt.<br />
Die Qualität wird an sich verbessert, da man<br />
im Werk experimentieren kann und nicht<br />
Probleme auf der Baustelle mit Silikon oder<br />
Bauschaum zu lösen versucht. Im Werk wird<br />
alles in viel höherer Präzision hergestellt. Das<br />
bringt uns sicher viele Vorteile in der Qualität<br />
und in der Nutzung bezüglich Dichtheit und<br />
Schimmel.“<br />
66 ImmoFokus