Fokus Innenstadt - Wüstenrot Stiftung
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und Alleinstellungsmotive geprägt. Es ist verständlich, die rückläufigen Entwicklungen<br />
bei Bevölkerung und Wirtschaft durch eigene Attraktionen so schadlos wie möglich überstehen<br />
zu wollen. In der Werbung für die Qualitäten des eigenen Standorts gerät die regionale<br />
Kooperation aus dem Blick. So hat die Untersuchung eine eher begrenzte Zahl<br />
von beispielhaften Kooperationen ans Licht gebracht.<br />
Die Stadt Ravensburg ist als traditionelle Einkaufsstadt der Region einerseits zum<br />
Beispiel gar nicht glücklich, dass nicht sie, sondern das benachbarte Friedrichshafen<br />
den Textiler H&M gewinnen konnte. Andererseits werden in der regionalen Kooperation<br />
Oberschwaben/Bodensee, insbesondere in der Siedlungs- und Verkehrsachse Weingarten/Ravensburg<br />
– Friedrichshafen, beispielhafte Kooperationskonzepte verfolgt. Lörrach<br />
und Weil am Rhein haben als junges gemeinsames Oberzentrum wichtige Voraussetzungen<br />
kooperativer Entwicklung geschaffen. Ein entsprechendes Leitbild und Entwicklungsprogramm<br />
wurde erarbeitet. In der Umsetzung tut man sich jedoch schwer.<br />
Das Projekt eines gemeinsamen Flächennutzungsplanes ist gescheitert. Auch im kulturellen<br />
Bereich geht jeder mehr oder weniger getrennte Wege. Ungleiche Augenhöhe<br />
zwischen einem kleineren und einem größeren Partner trägt auch dazu bei.<br />
Bei den ehemals freien Reichsstädten Schwäbisch Hall und Biberach an der Riß ist die<br />
historische und aktuelle Dominanz gegenüber dem Umland anscheinend so groß, dass<br />
Wahrnehmungen tatsächlicher oder gefühlter Arroganz, Überheblichkeit und Neid die<br />
Kooperationen zwischen Stadt und Umland erschweren.<br />
Die Zusammenarbeit von Böblingen und Sindelfingen hat sich durch das Projekt »Flugfeld«<br />
intensiviert. Auf der anderen Seite stellt die Attraktivität des Einkaufszentrums<br />
Breuningerland auf Sindelfinger Gemarkung das Stadtzentrum von Böblingen vor erhebliche<br />
Probleme. Demnach gibt es einige weitere gemeinsame Strategien, zum Beispiel<br />
beim Zweckverband des gemeinsamen Bauhofs oder beim Stadtmarketing und der<br />
Kultur, was angesichts der scharfen Konkurrenz aus Stuttgart nahe liegt. Ähnlich<br />
motiviert ist die regionale Kooperation der Städte Rottenburg, Nagold, Horb und<br />
Herrenberg im informellen Verbund »Gäu Quadrat« gegen die Konkurrenz von Tübingen<br />
und Reutlingen. Bei genauem Hinschauen und Nachfragen ist jedoch erkennbar, dass<br />
eher Absichtserklärungen und Zielformulierungen im Vordergrund stehen und tatsächliche<br />
Kooperation wenig gelebt wird.<br />
5.2 | AKTEURE. KOOPERATION UND KOMMUNIKATION<br />
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