Fokus Innenstadt - Wüstenrot Stiftung
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enzierungen dieser Einschätzung können aus der Untersuchung der insgesamt 13 badenwürttembergischen<br />
Mittelstädte getroffen werden. Mittelstädte mit einer Einwohnerzahl<br />
am unteren Rand der betrachteten Größenordnungen, also von 20 000 bis 25 000 Einwohnern,<br />
haben es tendenziell schwerer, sich im Wettbewerb zu behaupten, wenn sie dies<br />
nicht durch eine besondere touristische Attraktivität oder eine herausragende Wirtschaftsstruktur<br />
ausgleichen können. Mittelstädte in Randzonen der Metropolregionen<br />
oder in der Nähe von großen Städten leiden naturgemäß in besonderer Weise unter dieser<br />
Konkurrenz. Andererseits haben diese Städte den besonderen Vorteil, eine überschaubare<br />
Stadtstruktur mit entsprechender Wohn- und Lebensqualität mit den Vorteilen eines<br />
regionalen Verdichtungsraums verknüpfen zu können.<br />
Wachsende Mobilitätsbereitschaft der Bevölkerung und effektivere Verkehrssysteme<br />
können zu gravierenden funktionalen Einbußen der Mittelstädte, insbesondere im Bereich<br />
des Einzelhandels, führen. Bereits heute weisen viele Mittelstädte erhebliche Kaufkraftverluste<br />
gegenüber verkehrsgünstig gelegenen Oberzentren oder Shopping-Malls auf.<br />
Die in den Mittelstädten oft aufopferungsvolle Führung alteingesessener Einzelhandelsgeschäfte<br />
wird sich, spätestens bei einem anstehenden Generationswechsel, nicht dauerhaft<br />
aufrecht erhalten lassen. Auf der anderen Seite kann diese Lücke oft nicht durch<br />
einen entsprechenden Filialisten gefüllt werden, da entweder die vorgegebenen Schwellen<br />
für die im Einzugsbereich erforderliche Kaufkraft nicht erreicht werden, oder die baulich-räumlichen<br />
Voraussetzungen mit den Ansprüchen der Filialisten nicht harmonieren.<br />
Im Ergebnis kann so der Einzelhandel in den Mittelstädten deutlich abnehmen, wodurch<br />
in der Regel Sortimentslücken entstehen.<br />
Eine weitere Gefährdung stellt die wachsende Bedeutung der Wissensökonomie dar.<br />
Forschung findet überwiegend an Universitäten und universitätsnahen Instituten statt, die<br />
in der Regel nicht in Mittelstädten aufzufinden sind. Von diesen gehen starke Impulse für<br />
die Wirtschaft zum Beispiel in Form von Firmengründungen aus. Neben der Forschung<br />
spielt in diesem Zusammenhang die Ausbildung eine wichtige Rolle. Durch ständig<br />
steigende Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt gewinnen qualifizierte Ausbildungen an<br />
Bedeutung. Zwar haben viele baden-württembergische Mittelstädte in der Vergangenheit<br />
versucht, ebenfalls attraktive Ausbildungseinrichtungen aufzubauen, meist in Form von<br />
Berufsakademien. Sie stehen jedoch, insbesondere was die Forschung und die Vielfalt der<br />
Lehre angeht, gegenüber den Oberzentren in zweiter Reihe.<br />
6.2 | STRUKTURELLE RISIKEN<br />
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