Heft 126 - Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung
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Der Berufsorientierungsunterricht beginnt meist in den Jahrgangsstufen 9/10 (erstes Be-<br />
rufspraktikum) und setzt sich schwerpunktmäßig in der Oberstufe fort. Hier müssen die<br />
Schülerinnen und Schüler <strong>für</strong> die Kurswahl Festlegungen treffen und sich spezialisieren, was<br />
zumindest indirekt zu konkreteren Berufs- und Studienwahlüberlegungen führt. Dies ist <strong>für</strong><br />
die meisten eine ungewohnte Aufgabe, die - von außen herangetragen - Verunsicherung mit<br />
sich bringt, und verunsichernden Situationen wird bekanntlich gern durch Verdrängung aus-<br />
gewichen. Die Unterstützung der Entwicklung von Entscheidungskriterien und Entschei-<br />
dungskompetenz sollte daher möglichst früh, d.h. zu Anfang der Jahrgangsstufe 11 begin-<br />
nen. Ziel muss zunächst die Schaffung eines Problembewusstseins bezüglich Berufs- und<br />
Studienwahl sein, um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, überhaupt an der Frage<br />
zu arbeiten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch das Erschließen von Informations-<br />
quellen, wobei gleichzeitig das Auffinden relevanter Informationsquellen und der Umgang mit<br />
der gewonnenen Information, deren Einordnung und Bewertung gelernt werden können.<br />
Die Schaffung eines Problembewusstseins geschieht am besten durch das Erfahren von "Be-<br />
troffensein". Dies kann schon durch einen spielerischen Zugang als Akteur / Aktrice in Rollen-<br />
spielen geschehen oder auch in einem Planspiel, bei dem sich z.B. die Schülerinnen und<br />
Schüler innerhalb der Klasse gegenseitig mögliche Berufe zuweisen und diese Zuweisungen<br />
daraufhin in der Gruppe besprechen und begründen. Als <strong>für</strong> den Prozess der Entscheidungs-<br />
findung förderlich hat sich auch das Anlegen einer Arbeitsmappe durch jede Schülerin / jeden<br />
Schüler erwiesen. Ebenso spielen Berufspraktika <strong>für</strong> eine große Zahl von Schülerinnen und<br />
Schüler eine entscheidende Rolle <strong>für</strong> die spätere Berufswahl, obwohl die (gesetzlichen) Vor-<br />
gaben <strong>für</strong> Praktika weit gefasst sind. Aus schulischer Erfahrung wird ein zweites Praktikum in<br />
der Oberstufe von den Schülerinnen und Schülern ernster genommen; sie profitieren hier be-<br />
reits von ihren Erfahrungen aus dem ersten Praktikum in der Mittelstufe / Sekundarstufe I.<br />
Bei der Suche und Vermittlung von Praktikumplätzen kann die Schule ebenso Anregungen<br />
geben und Wege aufzeigen wie mit Berufen befasste und berufsfördernde Institutionen.<br />
In Bezug auf die Studienwahl existiert vonseiten der Hochschulen ein ganzes Spektrum von<br />
zum Teil durch studentische Mentorinnen und Mentoren unterstützten Angeboten, wie sie in<br />
diesem Bericht auch zahlreich beschrieben sind. Wichtig bei der Nutzung solcher Angebote<br />
ist die Vorbereitung und Aufarbeitung der an der Hochschule gemachten Erlebnisse und Er-<br />
fahrungen in der Schule. Hochschulerkundungen, welcher Art auch immer, können in ver-<br />
schiedene schulische Fächer mit einbezogen werden. Hierüber sollte eine Abstimmung in-<br />
nerhalb der jeweiligen Schule erfolgen, um die wiederholte Bearbeitung in unterschiedlichen<br />
Fächern zu vermeiden. Über ihre Erfahrungen sollten die Schülerinnen und Schüler einen<br />
Bericht anfertigen. Im Ergebnis kommt der Schule also eine zentrale Bedeutung <strong>für</strong> die Stu-<br />
dien- und Berufswahlvorbereitung zu. Sie stellt den Raum dar, in dem gemachte Erfahrun-