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Körner Meike | Expression von GLP2Rezeptoren<br />
in menschlichen Tumoren (OCS 02349-02-2009)<br />
In vitro evaluation of the glucagon-like peptide 2<br />
receptor expression in human cancer: molecular<br />
basis for in vivo tumour radiotargeting<br />
Rezeptoren für kleine Eiweisse (Peptide) sind in menschlichen<br />
Tumoren häufig in grosser Anzahl vorhanden. Dies<br />
ist die molekulare Grundlage für wichtige klinische Anwendungen<br />
bei Tumorpatienten, nämlich für ein sogenanntes<br />
In-vivo-Rezeptor-Targeting von Tumoren. Dabei<br />
stellen die in den Tumoren überexprimierten Peptidrezeptoren<br />
molekulare Zielstrukturen für pharmakologische<br />
Peptidanaloge dar, die spezifisch an die tumoralen Peptidrezeptoren<br />
binden. Die Verabreichung von radioaktiv markierten<br />
Peptidanalogen führt über die Rezeptorbindung<br />
zu einer Radioaktivitätsanreicherung in den Tumoren. Damit<br />
können Tumore mit hoher Rezeptordichte röntgenologisch<br />
dargestellt oder zu therapeutischen Zwecken bestrahlt<br />
werden. Es können auch nicht radioaktiv markierte,<br />
lang wirkende Peptidanaloge verabreicht werden, um bestimmte<br />
rezeptorgesteuerte biologische Funktionen von<br />
Tumoren, wie die Hormonausschüttung oder das Wachstum,<br />
therapeutisch zu beeinflussen.<br />
Der Rezeptor für das Peptid glucagon-like peptide 2 (GLP-<br />
2) ist ein neuer potenzieller Kandidat für solche Anwendungen.<br />
Er ist nahe verwandt mit dem glucagon-like<br />
peptide 1-(GLP-1)-Rezeptor, dessen klinischer Nutzen als<br />
«target» in Insulin produzierenden Tumoren unlängst erkannt<br />
worden ist. Der GLP-2-Rezeptor ist bis anhin vor allem<br />
wegen seiner Rolle in der Regeneration und der Entzündungshemmung<br />
im Darm und dem darauf basierenden<br />
Potenzial für die Behandlung des Kurzdarmsyndroms und<br />
des Morbus Crohn mit dem Medikament Teduglutide,<br />
einem GLP-2-Analog, von klinischem Interesse gewesen.<br />
In letzter Zeit mehren sich auch Daten über die mögliche<br />
Rolle des GLP-2-Rezeptors bei Krebs. Die Expression des<br />
GLP-2-Rezeptors in Tumoren wurde in Einzelfällen beschrieben.<br />
Dabei soll der GLP-2-Rezeptor Wanderungseigenschaften<br />
und Wachstum von Tumorzellen beeinflussen.<br />
Diese vorläufigen Daten erfordern eine genauere<br />
Untersuchung des GLP-2-Rezeptors bezüglich seiner Eignung<br />
als klinisches «target» bei Krebs.<br />
Das Ziel unseres Projekts war es, als ersten Schritt eine detaillierte,<br />
quantitative Analyse der Expression des GLP-<br />
2-Rezeptors in einem grossen Spektrum menschlicher Gewebe<br />
inkl. Tumore vorzunehmen. Wir untersuchten 385<br />
Gewebeproben bezüglich der Expression des GLP-2-Rezeptors<br />
mittels In-vitro-Rezeptor-Autoradiografie. Diese<br />
Methode identifiziert im Gewebe die Bindungsstellen<br />
eines Rezeptors. Sie erlaubt eine spezifische Rezeptoridentifikation<br />
aufgrund pharmakologischer Rezeptoreigenschaften<br />
wie auch eine quantitative Aussage über die<br />
Rezeptormenge im Gewebe. So fanden wir eine deutliche<br />
GLP-2-Rezeptor-Expression in bestimmten Tumortypen,<br />
nämlich häufig in gastrointestinalen Stromatumoren (GIST)<br />
und selten in Rhabdomyosarkomen. Diese Bindungsresultate<br />
wurden mittels RT-PCR bestätigt. Ausserdem zeigte<br />
der Nervenplexus des Darms bei Morbus Crohn eine deutlich<br />
erhöhte Expression des GLP-2-Rezeptors.<br />
Die GLP-2-Rezeptor-Expression in GIST stellt die molekulare<br />
Grundlage für ein In-vivo-GLP-2-Rezeptor-Targeting<br />
dieses Tumortyps dar. Zudem könnte der GLP-2-Rezeptor<br />
im Nervenplexus des Darms ein «target» für Teduglutide<br />
bei Morbus Crohn sein.<br />
Projektverantwortliche<br />
PD Dr. Meike Körner<br />
Abteilung für Zellbiologie und<br />
experimentelle Krebsforschung<br />
Institut für Pathologie<br />
Universität Bern<br />
Murtenstrasse 31<br />
CH-3010 Bern<br />
Tel. + 41 (0)31 632 32 43<br />
meike.koerner@pathology.unibe.ch<br />
Kristiansen Glen | Identifizierung einer klinisch<br />
einsetzbaren prognostischen RNASignatur<br />
des Prostatakarzinoms (KFS 02465-08-2009)<br />
Identification of a clinically applicable prognostic<br />
RNA signature of prostate cancer<br />
In der <strong>Schweiz</strong> werden jährlich etwa 5815 Männer mit<br />
einem Prostatakarzinom diagnostiziert, etwa 1285 Männer<br />
sterben an dieser Erkrankung. Mehr als die Hälfte der<br />
Prostatakarzinome haben einen niedrigen bis intermediären<br />
Gleason-Score (6–7), was die Prognoseeinschätzung<br />
und die Therapieplanung erschwert. Vor allem besteht<br />
die Gefahr einer Übertherapie. Um die Prognose von<br />
Tumoren mit intermediären Gleason-Scores besser einschätzen<br />
zu können, ist es dringend erforderlich, sensitive<br />
und spezifische diagnostische bzw. prognostische Werkzeuge<br />
zu entwickeln. Ziel dieser Studie ist es, einen neuen<br />
Ansatz der Risikoklassifikation von Prostatakarzinomen<br />
durch RNA-Signaturen zu erarbeiten.<br />
Methoden und Ergebnisse<br />
Genexpressionen empfehlen sich für die Prognoseeinschätzung<br />
als quantifizierbare, reproduzierbare und objektiv<br />
messbare Parameter, die es erlauben, auf molekularer<br />
Ebene die Pathologie eines Gewebes zu erfassen.<br />
Zunächst validierten wir die sogenannte Nanostring-Technologie<br />
– eine neue Methode, die Ziel-mRNA-Moleküle<br />
ohne enzymatische Reaktionen direkt misst – und untersuchten<br />
sie auf ihre Reproduzierbarkeit, Sensitivität und<br />
Validität speziell in degradierter RNA, die aus formalinfixierten,<br />
paraffineingebetteten Tumorproben extrahiert<br />
wurde. Unsere Untersuchungen bestätigen, dass die<br />
Nanostring-Technik eine geeignete Methode zur Messung<br />
der Genexpression partiell degradierter RNA ist. Die für<br />
die weitere Analyse erforderliche Normalisierung durch<br />
Kontrollgene basierte auf fünf endogenen Kontrollgenen,<br />
die auch in zukünftigen PCR-Experimenten eingesetzt<br />
werden können. Wir massen mittels Nanostring-Technologie<br />
die Expression von 159 Genen aus 96 FFPE-Tumorproben.<br />
Es konnten sechs Gene identifiziert werden, die<br />
eine biochemische Progression nach radikaler Prostatektomie<br />
in univariaten Regressionsmodellen signifikant vorhersagten.<br />
Eine starke Expression von drei Genen korrelierte<br />
mit einer guten Prognose, während die starke<br />
Expression von drei anderen Genen mit einer schlechten<br />
Prognose verbunden war. Durch Kombination zweier<br />
Gene war es möglich, biochemische Rezidive mit einer