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Speiser Daniel E. | Die sogenannte «TZellErschöpfung»<br />
verursacht Immunschwäche im Krebsgewebe<br />
(OCS 02279-08-2008)<br />
Immunotherapy of melanoma patients and analysis of<br />
the regulation of tumour antigen-specific CD4 and CD8<br />
T-cells<br />
Eine bestimmte Klasse von Immunzellen, die «Killer-T-Zellen»,<br />
haben die Fähigkeit, Krebszellen zu zerstören. Dies<br />
wurde anhand von T-Zellen aus dem Blut von Krebspatienten<br />
nachgewiesen. Die Situation im Krebsgewebe ist<br />
jedoch viel nachteiliger, denn dort sind die T-Zellen meistens<br />
inaktiv. Diese Beobachtung weist auf eine wichtige<br />
lokale Immunschwäche im Krebsgewebe hin. Die Krebsforschung<br />
hat sich zum Ziel gesetzt, die Ursachen dieser<br />
Immunschwäche zu ergründen, um neue Wege zur Verbesserung<br />
der Immuntherapie beschreiten zu können.<br />
Die Ursachen von T-Zell-Immunschwächen wurden bis<br />
jetzt vor allem bei chronisch-viralen Erkrankungen erforscht.<br />
Im Vergleich zu krebsspezifischen T-Zellen sind<br />
virusspezifische T-Zellen zahlreicher und aktiver, weshalb<br />
sie auch besser erforscht werden können. Vor wenigen<br />
Jahren konnte in Mäusen gezeigt werden, dass T-Zellen<br />
bei chronisch-viralen Erkrankungen in einem Zustand der<br />
«Erschöpfung» stehen, was die Viruselimination verunmöglicht.<br />
In der Zwischenzeit wurden ähnliche Beobachtungen<br />
beim Menschen gemacht, womit aufgezeigt werden<br />
konnte, dass die sogenannte «T-Zell-Erschöpfung»<br />
verantwortlich ist für die Unfähigkeit, das Human Immunodeficiency<br />
Virus (HIV) oder das Hepatitis-C-Virus<br />
(HCV) zu eliminieren.<br />
Weit weniger ist bekannt über die Immunschwächen von<br />
Krebspatienten. Um dieses Wissensdefizit zu beheben,<br />
haben wir Melanompatienten um ihr Einverständnis mit<br />
einer Untersuchung ihres Immunsystems gebeten. So<br />
konnten wir ihre T-Zellen direkt nach Entnahme von Blut<br />
und Metastasen isolieren und ein komplettes «molekulares<br />
Profil» erstellen. Wir untersuchten 19 Melanompatienten<br />
und vier gesunde Blutspender. Erstens analysierten wir<br />
– nach Behandlung dieser Patienten mit einer effizienten<br />
Krebsvakzine, die wir kürzlich entwickelt hatten – die<br />
krebsspezifischen T-Zellen vom Blut. Und zweitens konnten<br />
wir die krebsspezifischen T-Zellen von Metastasen untersuchen.<br />
Der Vergleich von T-Zellen von Blut und jenen<br />
von Metastasen ergab, dass 332 Gene in unterschiedlichem<br />
Funktionszustand waren. Interessanterweise waren<br />
diese Gene denjenigen von erschöpften T-Zellen in chronisch-viralen<br />
Krankheiten sehr ähnlich. Somit zeigten<br />
unsere Daten, dass krebsspezifische T-Zellen in den Melanommetastasen<br />
die Charakteristika dieser «Erschöpfung»<br />
hatten. Zudem konnten wir nachweisen, dass viele<br />
der einzelnen molekularen Störungen bei verschiedenen<br />
Krebspatienten gleich oder sehr ähnlich waren. Dies ist<br />
höchst interessant, denn in vieler Hinsicht bestehen<br />
grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Patienten.<br />
Die Existenz solcher Gemeinsamkeiten erhöht indes die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass neue wirksame Therapien gefunden<br />
werden können.<br />
Unsere Daten repräsentieren die erste umfassende molekulare<br />
Charakterisierung der T-Zell-Erschöpfung im Krebsgewebe<br />
von Mensch und Tier und liefern eine Erklärung<br />
für die bestehende Immunschwäche bei Krebspatienten.<br />
Erfreulicherweise ist die beobachtete T-Zell-Erschöpfung<br />
reversibel, was bedeutet, dass die T-Zellen ihr schützendes<br />
Potenzial beibehalten. Auf diesen Grundlagen können<br />
neue Therapiemöglichkeiten erschlossen werden. In Zukunft<br />
werden wir und andere Forscher die Strategie der<br />
kombinierten Therapie weiterentwickeln. Effiziente Vakzinierung<br />
soll kombiniert werden mit Medikamenten,<br />
die das Immunsystem in den Metastasen unterstützen.<br />
Jüngste Beobachtungen haben bestätigt, dass diese Strategie<br />
zur Verbesserung der Gesundheit von Melanompatienten<br />
beitragen kann.<br />
Projektverantwortlicher<br />
Prof. Dr. Daniel E. Speiser<br />
Clinical Tumor Biology & Immunotherapy Unit<br />
Centre Ludwig de recherche sur le cancer<br />
Hôpital Orthopédique / CHUV<br />
4, av. Pierre-Decker<br />
CH-1011 Lausanne<br />
Tel. + 41 (0)21 314 01 82<br />
doc@dspeiser.ch<br />
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