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Im Herbst 2011 hat das eidgenössische Parlament<br />
das Humanforschungsgesetz (HFG) verabschiedet.<br />
Oncosuisse hat sich bei der Erarbeitung zusammen<br />
mit weiteren Organisationen dafür eingesetzt,<br />
mit dem Gesetz die Bedingungen für die klinische<br />
Forschung zu verbessern. Wie erfolgreich waren<br />
sie?<br />
Sobald das HFG zusammen mit den Verordnungen in<br />
Kraft tritt, sollte es für uns insgesamt einfacher werden,<br />
klinische Forschung zu betreiben. Vor allem die<br />
Zuständigkeiten sind mit dem Gesetz nun besser<br />
geregelt, sodass sich die verschiedenen Entschei-<br />
dungsgremien – Swissmedic und die Ethikkommis-<br />
sionen – nicht laufend gegenseitig kontrollieren.<br />
Dadurch erhoffen wir uns eine Vereinfachung der<br />
Abläufe.<br />
Das NKP will unter anderem die Versorgungs-<br />
und Ergebnisforschung ausbauen. Um was geht es<br />
dabei?<br />
Ein zentrales Anliegen des NKP ist, dass krebskranke<br />
Menschen in der ganzen <strong>Schweiz</strong> möglichst gut betreut<br />
werden. Wir wissen aber, dass es bei der Qualität<br />
der Versorgung geografische Unterschiede gibt.<br />
Die Versorgungsforschung untersucht, welche Unterschiede<br />
existieren, warum sie bestehen und wie<br />
die Versorgung in Regionen, in denen sie nicht optimal<br />
ist, verbessert werden kann. Bei der Ergebnisforschung<br />
geht es darum, dass die Personen, die in<br />
der klinischen Forschung oder in der medizinischen<br />
Betreuung von Krebskranken arbeiten, immer wieder<br />
auch Rechenschaft darüber ablegen, was sie erreicht<br />
haben. Wir können nicht nur behaupten, dass wir<br />
besser werden. Wir müssen auch zeigen, dass wir<br />
tatsächlich besser geworden sind, dass zum Beispiel<br />
die Behandlungsergebnisse verbessert wurden, dass<br />
es den Patienten insgesamt besser geht oder dass die<br />
Anzahl der Krebserkrankungen zurückgeht.<br />
Dank prädiktiver Marker werden Patienten mit<br />
derselben Krebserkrankung immer mehr in Unter-<br />
gruppen aufgeteilt. Was bedeutet die Entwicklung<br />
der personalisierten Medizin für die Krebsforschung?<br />
Die personalisierte Medizin führt tatsächlich zu einer<br />
Aufteilung der Krebserkrankungen in viele verschiedene<br />
Untergruppen. Das heisst auch, dass die geltenden<br />
Therapiestandards hinterfragt werden müs-<br />
sen. Wenn eine Krankheit so unterschiedlich verläuft,<br />
dass zwei oder mehr Untergruppen existieren, müssen<br />
die Standards eventuell je nach Untergruppe verfeinert<br />
und angepasst werden. Und das ist ein Auftrag<br />
an die klinische Forschung. Die Forschung ist<br />
hier jedoch mit zusätzlichen Schwierigkeiten konfrontiert,<br />
da die Patientenzahlen pro Untergruppe<br />
klein, eventuell gar zu klein sind. Damit wir ausreichend<br />
grosse Patientenzahlen erreichen, um überprüfbare<br />
Aussagen machen zu können, müssen wir<br />
solche Studien zunehmend auch auf internationaler<br />
Ebene durchführen.<br />
Immer mehr Krebsarten werden also zu seltenen<br />
Krankheiten. In diesem Bereich, zu dem auch die<br />
Kinderonkologie gehört, möchte das NKP ebenfalls<br />
aktiv werden. Wie?<br />
Die seltenen Erkrankungen werden nicht nur im NKP<br />
angesprochen. Auch über die Onkologie hinaus gelten<br />
sie heute als wichtiges Thema, bei dem Handlungsbedarf<br />
besteht. Das Bundesamt für Gesundheit<br />
(BAG) hat eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die<br />
sich Gedanken machen soll, wie mit der Problematik<br />
umgegangen werden kann. Ein Beispiel ist die Zulassung<br />
neuer Medikamente gegen seltene Krankheiten,<br />
an die nicht gleich hohe Anforderungen gestellt<br />
werden sollte wie an die Arzneimittelzulassung bei<br />
häufigen Krankheiten.<br />
Welche Ziele will das NKP im Bereich der Krebsbehandlung<br />
erreichen?<br />
Es ist mittlerweile international anerkannt, dass die<br />
Krebstherapie eine multidisziplinäre Aufgabe ist. An<br />
der Beurteilung einer Krebserkrankung und der Entscheidung,<br />
welche Betreuung und welche Behandlung<br />
in einer konkreten Situation nötig sind, müssen<br />
immer verschiedene Spezialisten beteiligt sein. Das<br />
NKP fordert, jeder Patient solle das Recht haben,<br />
dass sein Krankheitsfall in einem interdisziplinären<br />
Tumorboard besprochen wird. Ein weiterer wichtiger<br />
Punkt ist, dass auf nationaler Ebene Standards für<br />
diagnostische und therapeutische Massnahmen de-<br />
finiert werden, die für Ärzte und Pflegende verbindlich<br />
sind. Natürlich muss immer ein gewisser Spielraum<br />
für die individuelle Behandlung eines Patienten<br />
vorhanden sein, falls bestimmte Situationen eine begründete<br />
Abweichung vom Standard erfordern.