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Deutsch - Krebsliga Schweiz

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gleichzeitig auch auf gesundem Gewebe vorkommen.<br />

Häufig betrifft dies Strukturen auf der Zell oberfläche.<br />

Cancer Testis Antigens sind wichtige Vertreter dieser<br />

Gruppe. Abgesehen vom Hodengewebe werden sie<br />

nur von den Krebszellen produziert [1]. Da gesundes<br />

Hodengewebe keine Antigen­präsentierenden Moleküle<br />

aufweist, kann die Immunantwort relativ gezielt<br />

gegen die Krebszelle gerichtet werden.<br />

In experimentellen Tiermodellen, aber auch bei der<br />

Krebsentstehung im menschlichen Körper, werden<br />

häufig verschiedene Mechanismen des Immunsystems<br />

aktiviert. Diese beinhalten Immunzellen, die<br />

körpereigene Zellen abtöten (zytotoxische T­Zellen<br />

und natürliche Killerzellen), Antikörper sowie weisse<br />

Blutzellen, die Krankheitserreger eliminieren (Granulozyten<br />

und Makrophagen). In vielen Tumor­Tiermodellen<br />

beruht der Hauptmechanismus, mittels dessen<br />

das Immunsystem den Tumor kontrolliert, auf einem<br />

bestimmten Typ von weissen Blutzellen, den sogenannten<br />

CD8 + ­T­Zellen. So haben auch Krebspatienten,<br />

die zum Beispiel an einem Melanom, einem Eierstock­<br />

oder einem Dickdarmkrebs erkrankt sind, eine<br />

bessere Prognose, wenn CD8 + ­T­Zellen in den Tumor<br />

eindringen [2]. Trotzdem scheint die Abwehr durch<br />

das Immunsystem in den meisten Fällen ungenügend,<br />

um die Krebserkrankung zu kontrollieren. Spontane<br />

Rückbildungen des Tumors, die vor allem der Abwehr<br />

durch das Immunsystem zugeordnet werden können,<br />

sind eine Rarität.<br />

Erste Erfolge nach zahlreichen Rückschlägen<br />

Weshalb ist die Immunkontrolle häufig ungenügend?<br />

Verschiedene Mechanismen, durch die sich der Tumor<br />

dem Immunsystem entziehen kann, sind gut dokumentiert<br />

[3]. Durch eine effiziente Immunantwort<br />

werden jene Krebszellen selektioniert, die das Zielantigen<br />

nicht mehr herstellen oder es den Immunzellen<br />

nicht mehr korrekt präsentieren. Diese Krebszellen<br />

werden folglich vom Abwehrsystem nicht mehr<br />

erkannt. Zusätzlich wird die Immunantwort im Tumor<br />

direkt gehemmt. Von besonderer Bedeutung schei­<br />

nen hier regulatorische T­Zellen zu sein. Diese sind<br />

natürlicherweise im Organismus vorhanden und unterdrücken<br />

die Immunantwort gegen körpereigene<br />

Antigene sowie die unkontrollierte Aktivierung des<br />

Immunsystems. Sie verhindern damit die Entstehung<br />

einer Autoimmunität, das heisst die Immunabwehr<br />

von normalem, körpereigenem Gewebe. Die Menge<br />

regulatorischer T­Zellen ist bei Tumorpatienten im<br />

Blut und vor allem im Tumor deutlich erhöht, wo sie<br />

die anti­tumorale Immunantwort unterdrücken. Klinische<br />

Studien zeigen, dass zum Beispiel beim Eierstockkarzinom<br />

eine erhöhte Zahl von regulato rischen<br />

T­Zellen im Tumor mit einer schlechten Prognose<br />

einhergeht [4]. In den letzten Jahren wurden diverse<br />

molekulare Mechanismen entdeckt, die zu einer Unterdrückung<br />

oder zu einer Aktivierung der T­Zellen<br />

beitragen, was neue therapeutische Ansätze ermöglichte.<br />

Immuntherapien werden in der Onkologie schon seit<br />

Langem eingesetzt, obwohl die Wirkungsmechanismen<br />

bis heute im Einzelnen nicht geklärt sind. Ein<br />

Beispiel dafür ist die lokale Immuntherapie mit Bacillus<br />

Calmette­Guérin (BCG), einem abgeschwächten<br />

Tuberkulosebakterium, beim nicht muskelinvasiven<br />

Blasenkrebs. Die Verabreichung von BCG in die<br />

Harnblase senkt die Rückfallrate wahrscheinlich mittels<br />

des angeborenen Immunsystems. Auch der sogenannte<br />

«Graft­versus­Host­Effekt» nach einer Knochenmarktransplantation<br />

mit Spendergewebe beruht<br />

auf T­Zellen und möglicherweise auch natürlichen<br />

Killerzellen. Lange Zeit gab es auf dem Gebiet der<br />

aktiven Immuntherapie keine wesentlichen Fortschritte,<br />

und oft fehlte eine gut dokumentierte klinische<br />

Studie mit einer grösseren Anzahl Patienten,<br />

die nach dem Zufallsprinzip mit bzw. ohne Wirkstoff<br />

unter praxisnahen Bedingungen behandelt wurden<br />

(randomisierte Phase­III­Studie). In den letzten Jahren<br />

hat die Immuntherapie jedoch definitiv im klinischen<br />

Alltag Einzug gehalten. Die wichtigsten Fortschritte<br />

in drei Teilgebieten sind im Folgenden kurz<br />

zusammengefasst.

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