Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
58<br />
gleichzeitig auch auf gesundem Gewebe vorkommen.<br />
Häufig betrifft dies Strukturen auf der Zell oberfläche.<br />
Cancer Testis Antigens sind wichtige Vertreter dieser<br />
Gruppe. Abgesehen vom Hodengewebe werden sie<br />
nur von den Krebszellen produziert [1]. Da gesundes<br />
Hodengewebe keine Antigenpräsentierenden Moleküle<br />
aufweist, kann die Immunantwort relativ gezielt<br />
gegen die Krebszelle gerichtet werden.<br />
In experimentellen Tiermodellen, aber auch bei der<br />
Krebsentstehung im menschlichen Körper, werden<br />
häufig verschiedene Mechanismen des Immunsystems<br />
aktiviert. Diese beinhalten Immunzellen, die<br />
körpereigene Zellen abtöten (zytotoxische TZellen<br />
und natürliche Killerzellen), Antikörper sowie weisse<br />
Blutzellen, die Krankheitserreger eliminieren (Granulozyten<br />
und Makrophagen). In vielen TumorTiermodellen<br />
beruht der Hauptmechanismus, mittels dessen<br />
das Immunsystem den Tumor kontrolliert, auf einem<br />
bestimmten Typ von weissen Blutzellen, den sogenannten<br />
CD8 + TZellen. So haben auch Krebspatienten,<br />
die zum Beispiel an einem Melanom, einem Eierstock<br />
oder einem Dickdarmkrebs erkrankt sind, eine<br />
bessere Prognose, wenn CD8 + TZellen in den Tumor<br />
eindringen [2]. Trotzdem scheint die Abwehr durch<br />
das Immunsystem in den meisten Fällen ungenügend,<br />
um die Krebserkrankung zu kontrollieren. Spontane<br />
Rückbildungen des Tumors, die vor allem der Abwehr<br />
durch das Immunsystem zugeordnet werden können,<br />
sind eine Rarität.<br />
Erste Erfolge nach zahlreichen Rückschlägen<br />
Weshalb ist die Immunkontrolle häufig ungenügend?<br />
Verschiedene Mechanismen, durch die sich der Tumor<br />
dem Immunsystem entziehen kann, sind gut dokumentiert<br />
[3]. Durch eine effiziente Immunantwort<br />
werden jene Krebszellen selektioniert, die das Zielantigen<br />
nicht mehr herstellen oder es den Immunzellen<br />
nicht mehr korrekt präsentieren. Diese Krebszellen<br />
werden folglich vom Abwehrsystem nicht mehr<br />
erkannt. Zusätzlich wird die Immunantwort im Tumor<br />
direkt gehemmt. Von besonderer Bedeutung schei<br />
nen hier regulatorische TZellen zu sein. Diese sind<br />
natürlicherweise im Organismus vorhanden und unterdrücken<br />
die Immunantwort gegen körpereigene<br />
Antigene sowie die unkontrollierte Aktivierung des<br />
Immunsystems. Sie verhindern damit die Entstehung<br />
einer Autoimmunität, das heisst die Immunabwehr<br />
von normalem, körpereigenem Gewebe. Die Menge<br />
regulatorischer TZellen ist bei Tumorpatienten im<br />
Blut und vor allem im Tumor deutlich erhöht, wo sie<br />
die antitumorale Immunantwort unterdrücken. Klinische<br />
Studien zeigen, dass zum Beispiel beim Eierstockkarzinom<br />
eine erhöhte Zahl von regulato rischen<br />
TZellen im Tumor mit einer schlechten Prognose<br />
einhergeht [4]. In den letzten Jahren wurden diverse<br />
molekulare Mechanismen entdeckt, die zu einer Unterdrückung<br />
oder zu einer Aktivierung der TZellen<br />
beitragen, was neue therapeutische Ansätze ermöglichte.<br />
Immuntherapien werden in der Onkologie schon seit<br />
Langem eingesetzt, obwohl die Wirkungsmechanismen<br />
bis heute im Einzelnen nicht geklärt sind. Ein<br />
Beispiel dafür ist die lokale Immuntherapie mit Bacillus<br />
CalmetteGuérin (BCG), einem abgeschwächten<br />
Tuberkulosebakterium, beim nicht muskelinvasiven<br />
Blasenkrebs. Die Verabreichung von BCG in die<br />
Harnblase senkt die Rückfallrate wahrscheinlich mittels<br />
des angeborenen Immunsystems. Auch der sogenannte<br />
«GraftversusHostEffekt» nach einer Knochenmarktransplantation<br />
mit Spendergewebe beruht<br />
auf TZellen und möglicherweise auch natürlichen<br />
Killerzellen. Lange Zeit gab es auf dem Gebiet der<br />
aktiven Immuntherapie keine wesentlichen Fortschritte,<br />
und oft fehlte eine gut dokumentierte klinische<br />
Studie mit einer grösseren Anzahl Patienten,<br />
die nach dem Zufallsprinzip mit bzw. ohne Wirkstoff<br />
unter praxisnahen Bedingungen behandelt wurden<br />
(randomisierte PhaseIIIStudie). In den letzten Jahren<br />
hat die Immuntherapie jedoch definitiv im klinischen<br />
Alltag Einzug gehalten. Die wichtigsten Fortschritte<br />
in drei Teilgebieten sind im Folgenden kurz<br />
zusammengefasst.