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Deutsch - Krebsliga Schweiz

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Angehörige stufen in entsprechenden Untersuchungen<br />

ihre Belastungen gleich hoch ein wie Patienten<br />

selber. Der Anteil Angehöriger mit einem relevanten<br />

psychiatrischen Befund wie Depression, Angst­ oder<br />

Anpassungsstörung liegt bei 30 bis 50 Prozent. Psychische<br />

Störungen sind ein wichtiger Grund dafür,<br />

warum Angehörige von Krebspatienten unbedingt in<br />

eine psychoonkologische Abklärung einbezogen und<br />

nötigenfalls mitbetreut werden sollen. Angehörige<br />

laufen Gefahr, ihre Rolle als Unterstützungsperson<br />

für die an Krebs erkrankte Person bis zur Erschöpfung<br />

zu erfüllen. Sie trauen sich oft nicht, über ihre<br />

Sorgen und Belastungen zu sprechen. Gerade in Zeiten,<br />

in denen der Austausch mit vertrauten Menschen<br />

wichtig wäre, kann diese Sprachlosigkeit zur<br />

sozialen Isolation führen. Psychische Störungen sind<br />

in diesem Sinne keinesfalls der einzige Grund für psychoonkologische<br />

Mitbetreuung. Erschöpfung, Isolation,<br />

Persönlichkeitsveränderung des an Krebs erkrankten<br />

Menschen, familiäre Konflikte, ungünstiges<br />

Bewältigungsverhalten und anderes mehr können<br />

ebenfalls Gründe für den Bedarf an Unterstützung<br />

sein.<br />

Mangelnde psychosoziale Versorgung<br />

der Angehörigen<br />

Im Jahr 2005 führte die <strong>Krebsliga</strong> <strong>Schweiz</strong> eine Bestandsaufnahme<br />

der psychosozialen Dienstleistungen<br />

für Krebspatientinnen und ­patienten und ihre<br />

Angehörigen durch. Sie zeigte, dass jeder zweite Angehörige<br />

(und jeder zweite Patient) ein Bedürfnis<br />

nach psychosozialer Unterstützung hat, das nicht<br />

abgedeckt wird. Institutionen und private Anbieter<br />

psychosozialer Unterstützung für Krebspatienten<br />

stellen ihr Angebot in aller Regel auch den Angehö­<br />

rigen zur Verfügung. Allerdings sind die verfügbaren<br />

Dienstleistungen kantonal und regional sehr unterschiedlich,<br />

und Angebote speziell für Angehörige<br />

von Krebskranken gibt es nur wenige. Das Problem<br />

der psychoonkologischen Unterversorgung von Angehörigen<br />

und Patienten stellt sich – im Gegensatz<br />

zur medizinischen Versorgung – in der Onkologie ge­<br />

nerell. Einerseits sind ambulante Angebote weniger<br />

verbreitet als stationäre. Andererseits sind psychoon­<br />

kologische Dienstleistungen in der Grundversorgung<br />

oder in Allgemeinspitälern weit seltener zu finden als<br />

etwa in spezialisierten Krebszentren oder Universitätsspitälern.<br />

Gemäss dem nationalen Gesundheitsmonitoring be­<br />

stehen in der <strong>Schweiz</strong> generell Lücken in der Behand­<br />

lung psychischer Leiden. Im Krebsbereich handelt es<br />

sich auf der psychischen Ebene häufig um Leidenszustände,<br />

welche die Kriterien einer psychiatrischen<br />

Diagnose nicht erfüllen. Psychologische Unterstützung<br />

für diese Menschen dient damit primär präventiven<br />

Zwecken. Auch auf diesem Gebiet wird der<br />

<strong>Schweiz</strong> im OECD­Bericht zum Gesundheitswesen<br />

in der <strong>Schweiz</strong> aus dem Jahr 2011 ein allgemeines<br />

Manko bescheinigt. Die Voraussetzungen für psychologische<br />

Unterstützung sind damit in der <strong>Schweiz</strong><br />

grundsätzlich schlecht. Das Nationale Krebsprogramm<br />

2011– 2015 (NKP) will hier gegensteuern. Die<br />

psychosoziale Betreuung der direkt und indirekt<br />

Betroffenen soll fester Bestandteil der Krebsversor­<br />

gung werden. Das NKP 2011– 2015 bemängelt die<br />

unzureichende Versorgung und fordert, dass spe ­<br />

zifische Hilfsangebote für Angehörige von Krebs­<br />

kranken ausgebaut werden, insbesondere für Kinder<br />

von Krebskranken. Die empirischen Grundlagen dafür<br />

sind vorhanden.<br />

Inanspruchnahme psychoonkologischer Angebote<br />

Die Tatsache, dass ein Bedarf besteht, sagt jedoch<br />

nichts darüber aus, ob ein entsprechendes psychoonkologisches<br />

Angebot auch genutzt wird. Selbst in<br />

einer ausserordentlichen Belastungssituation wie der<br />

Krebsdiagnose eines Familienmitglieds ist für viele<br />

Angehörige die Hemmschwelle hoch, psychologische<br />

Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Folgende<br />

Faktoren sind dafür verantwortlich, dass vorhandene<br />

Betreuungsangebote zu wenig genutzt werden:

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