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Deutsch - Krebsliga Schweiz

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118<br />

Probleme und Schwerpunkte psychoonkologischer<br />

Forschung<br />

In die psychoonkologische Forschung fliessen in der<br />

<strong>Schweiz</strong> zu wenig Fördergelder, was speziell auch<br />

für die Forschung mit Angehörigen gilt. Gelder des<br />

<strong>Schweiz</strong>erischen Nationalfonds sind an strenge wissenschaftliche<br />

Untersuchungsdesigns geknüpft, die<br />

im psychoonkologischen Bereich nur schwer realisierbar<br />

sind. Auch von den Forschungsgeldern der<br />

Stiftung Krebsforschung <strong>Schweiz</strong> und der <strong>Krebsliga</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> fliessen nur rund fünf Prozent in Projekte<br />

mit psychosozialen Fragestellungen.<br />

Weitere Probleme zeigen sich bei der Implementierung<br />

psychosozialer Forschungsarbeiten. Um Patienten<br />

und ihre Angehörigen möglichst früh in eine<br />

Studie einschliessen zu können, sind Forschende auf<br />

die Kooperationsbereitschaft der Erstversorgenden<br />

angewiesen. Dabei zeigen sich grosse Unterschiede<br />

im Verständnis der Mediziner für die psychische und<br />

soziale Ebene von Krebskranken und die Situation<br />

ihrer Angehörigen. Deswegen variiert ihre Bereit­<br />

schaft, Personen, die direkt und indirekt von Krebs<br />

betroffen sind, für die Teilnahme an einer psychosozialen<br />

Studie zu gewinnen. Patienten und ihre Angehörigen<br />

teilen diese Zurückhaltung nicht, wie die<br />

hohen Rücklaufquoten psychoonkologischer Fragebögen<br />

zeigen. Ihre Bereitschaft, an einer Studie teilzunehmen,<br />

ist nicht von der Schwere der Erkrankung<br />

abhängig. Auch die Angaben zu allfälliger Belastung<br />

oder Entlastung, die das einstündige Ausfüllen eines<br />

Fragebogens für die bzw. den Befragten bedeutet,<br />

sind bemerkenswert: Zwei Drittel der Teilnehmenden<br />

empfinden diese Arbeit «weder als belastend noch als<br />

entlastend». Einige fühlen sich nach dem Ausfüllen<br />

sogar entlastet.<br />

Psychoonkologische Forschung befasst sich mit den<br />

bio­psycho­sozialen Wechselwirkungen der Entstehung,<br />

der Behandlung und des Verlaufs von Krebserkrankungen<br />

und schliesst die Angehörigen mit ein.<br />

Aktuell stehen folgende Themen im Vordergrund:<br />

– Epidemiologie psychischer Begleit­ und Folgestörungen<br />

bei Patienten und Angehörigen;<br />

– Krankheitsbewältigung (Coping) individuell,<br />

als Paar und als Familie;<br />

– psychologische Interventionen für Individuen,<br />

Paare, Familien (Geschwister, Eltern, Kinder)<br />

und Gruppen.<br />

Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

in die Praxis<br />

Erkenntnisse aus der psychoonkologischen Forschung<br />

dienen der Praxis in mehrfacher Hinsicht. Da die Belastung<br />

der Partner ebenso hoch, in einzelnen Fällen<br />

sogar höher sein kann als jene der Patienten, brauchen<br />

sie ebenfalls Unterstützung. Blosse medikamentöse<br />

Interventionen zeigen sich dabei als wenig<br />

wirkungsvoll. Wirksamer sind kombinierte psychologisch­pharmazeutische<br />

Behandlungen. Eine funktionierende<br />

Paarbeziehung ist in der Regel die wichtigste<br />

Ressource für beide Partner. Sich nicht mitteilen,<br />

um den Anderen nicht mit den eigenen Sorgen zu belasten,<br />

ist eine gut gemeinte, aber letztlich kontraproduktive<br />

Verhaltensweise. Sie führt zu innerem<br />

Rückzug und zu Distanz zwischen den Partnern. Deswegen<br />

werden Hilfestellungen für den gemeinsa ­<br />

men Umgang mit der Krankheit zu wichtigen Interventionen.<br />

Die Umsetzung psychoonkologischer Forschungsergebnisse<br />

in die Praxis stösst aber auch auf Hindernisse.<br />

Partner von Krebsbetroffenen sind zum Beispiel<br />

trotz ihrer hohen Belastung weniger bereit, Unterstützung<br />

in Anspruch zu nehmen. Einer der Gründe

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