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Probleme und Schwerpunkte psychoonkologischer<br />
Forschung<br />
In die psychoonkologische Forschung fliessen in der<br />
<strong>Schweiz</strong> zu wenig Fördergelder, was speziell auch<br />
für die Forschung mit Angehörigen gilt. Gelder des<br />
<strong>Schweiz</strong>erischen Nationalfonds sind an strenge wissenschaftliche<br />
Untersuchungsdesigns geknüpft, die<br />
im psychoonkologischen Bereich nur schwer realisierbar<br />
sind. Auch von den Forschungsgeldern der<br />
Stiftung Krebsforschung <strong>Schweiz</strong> und der <strong>Krebsliga</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> fliessen nur rund fünf Prozent in Projekte<br />
mit psychosozialen Fragestellungen.<br />
Weitere Probleme zeigen sich bei der Implementierung<br />
psychosozialer Forschungsarbeiten. Um Patienten<br />
und ihre Angehörigen möglichst früh in eine<br />
Studie einschliessen zu können, sind Forschende auf<br />
die Kooperationsbereitschaft der Erstversorgenden<br />
angewiesen. Dabei zeigen sich grosse Unterschiede<br />
im Verständnis der Mediziner für die psychische und<br />
soziale Ebene von Krebskranken und die Situation<br />
ihrer Angehörigen. Deswegen variiert ihre Bereit<br />
schaft, Personen, die direkt und indirekt von Krebs<br />
betroffen sind, für die Teilnahme an einer psychosozialen<br />
Studie zu gewinnen. Patienten und ihre Angehörigen<br />
teilen diese Zurückhaltung nicht, wie die<br />
hohen Rücklaufquoten psychoonkologischer Fragebögen<br />
zeigen. Ihre Bereitschaft, an einer Studie teilzunehmen,<br />
ist nicht von der Schwere der Erkrankung<br />
abhängig. Auch die Angaben zu allfälliger Belastung<br />
oder Entlastung, die das einstündige Ausfüllen eines<br />
Fragebogens für die bzw. den Befragten bedeutet,<br />
sind bemerkenswert: Zwei Drittel der Teilnehmenden<br />
empfinden diese Arbeit «weder als belastend noch als<br />
entlastend». Einige fühlen sich nach dem Ausfüllen<br />
sogar entlastet.<br />
Psychoonkologische Forschung befasst sich mit den<br />
biopsychosozialen Wechselwirkungen der Entstehung,<br />
der Behandlung und des Verlaufs von Krebserkrankungen<br />
und schliesst die Angehörigen mit ein.<br />
Aktuell stehen folgende Themen im Vordergrund:<br />
– Epidemiologie psychischer Begleit und Folgestörungen<br />
bei Patienten und Angehörigen;<br />
– Krankheitsbewältigung (Coping) individuell,<br />
als Paar und als Familie;<br />
– psychologische Interventionen für Individuen,<br />
Paare, Familien (Geschwister, Eltern, Kinder)<br />
und Gruppen.<br />
Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
in die Praxis<br />
Erkenntnisse aus der psychoonkologischen Forschung<br />
dienen der Praxis in mehrfacher Hinsicht. Da die Belastung<br />
der Partner ebenso hoch, in einzelnen Fällen<br />
sogar höher sein kann als jene der Patienten, brauchen<br />
sie ebenfalls Unterstützung. Blosse medikamentöse<br />
Interventionen zeigen sich dabei als wenig<br />
wirkungsvoll. Wirksamer sind kombinierte psychologischpharmazeutische<br />
Behandlungen. Eine funktionierende<br />
Paarbeziehung ist in der Regel die wichtigste<br />
Ressource für beide Partner. Sich nicht mitteilen,<br />
um den Anderen nicht mit den eigenen Sorgen zu belasten,<br />
ist eine gut gemeinte, aber letztlich kontraproduktive<br />
Verhaltensweise. Sie führt zu innerem<br />
Rückzug und zu Distanz zwischen den Partnern. Deswegen<br />
werden Hilfestellungen für den gemeinsa <br />
men Umgang mit der Krankheit zu wichtigen Interventionen.<br />
Die Umsetzung psychoonkologischer Forschungsergebnisse<br />
in die Praxis stösst aber auch auf Hindernisse.<br />
Partner von Krebsbetroffenen sind zum Beispiel<br />
trotz ihrer hohen Belastung weniger bereit, Unterstützung<br />
in Anspruch zu nehmen. Einer der Gründe