vollständige Magisterarbeit - Socialnet
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Integrationshilfen<br />
106<br />
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Kompetenz, ihre eigene Erfahrung und ihre eigene Ökologie.“ (Grosjean, 1996<br />
Zitat S. 183)<br />
In der Interaktion mit der neuen Kultur entsteht etwas neues, etwas<br />
qualitativ anderes als das Nebeneinander zweier unterschiedlicher Kul-<br />
turen.<br />
Stärken stärken<br />
Die individuelle Stärken von Jugendlichen sind oft hinter der Fassade<br />
des „auffälligen Verhaltens“ versteckt. Diese Stärken sind auch den Ju-<br />
gendlichen selbst nicht immer bewusst.<br />
Viele Integrationsmaßnahmen leiden immer noch an „Fürsorgeritis“<br />
(Begriff aus: Kornischka, 1992). Es reicht bei weitem nicht aus den<br />
Migranten die Schwierigkeiten abzunehmen und sie im Glauben zu las-<br />
sen, sie wären nicht fähig ihr Leben selbst zu meistern.<br />
Die Erkenntnis und der Ausbau der eigenen Leistungsfähigkeit führen<br />
zu Stärkung und Stabilisierung des Selbstvertrauens und des Selbst-<br />
wertgefühls. Das Prinzip – an den Stärken der jungen Migranten anzu-<br />
setzen – ist eine deutliche Absage an die integrationsspezifische Maß-<br />
nahmen, die – wenn auch in guter Absicht – allein Defizite zum Aus-<br />
gangspunkt pädagogischer Hilfestellung machen.<br />
Vor allem im schulischen Bereich sollten die Stärken endlich als Stär-<br />
ken gesehen werden. Der Wissensvorsprung in naturwissenschaftli-<br />
chen Fächern, wie Mathematik, Chemie, Physik, soll nicht als beque-<br />
mer Vorteil gesehen werden, der den Schülern aus Russland erlaubt<br />
sich in diesen Fächern zurückzulehnen und sich zu langweilen, bis die<br />
Regelklasse ihr Wissensniveau erreicht hat. Das kann eventuell einige<br />
Jahre dauern, da viele Aussiedlerjugendliche wegen mangelhafter<br />
Deutschkenntnisse ein bis zwei Jahre zurückgestuft werden. Das ein-<br />
richten von „Schwerpunktlerngruppen“, die die Aussiedlerjugendlichen<br />
da abholen würden, wo sie stehen geblieben sind, würde der Lange-<br />
weile und dem auch dadurch bedingtem auffälligem Verhalten entge-<br />
genwirken und sie in ihrem Selbstwertgefühl bestärken.