vollständige Magisterarbeit - Socialnet
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Geschlechtsspezifische Sozialisation<br />
21<br />
_________________________________________________________<br />
dung gesucht, manche sind psychologisch und andere eher soziolo-<br />
gisch orientiert.<br />
So wie die Sozialisation im allgemeinen als ein interaktiver Prozess zu<br />
verstehen ist, so ist auch die geschlechtsspezifische Sozialisation, ein<br />
Prozess, in dem die Persönlichkeitsentwicklung in der Beziehung zwi-<br />
schen Mensch und Umwelt stattfindet. Geschlechtsspezifische Soziali-<br />
sation baut sich über geschlechtsbezogene Interaktion innerhalb einer<br />
Gesellschaft auf, in der bestimmte Bilder und Vorstellungen von dem<br />
Geschlecht vorherrschen. Diese Bilder und Vorstellungen, die von der<br />
Gesellschaft und der jeweiligen Kultur geliefert werden, werden von<br />
den Kindern angeeignet und subjektiv verortet und zwar als Kultur der<br />
Zweigeschlechtlichkeit. Das sozial-kognitive Modelllernen und die Theo-<br />
rie des Konstruktivismus erklären diese Aneignungsprozesse (Zimmer-<br />
mann, 2003 S. 189).<br />
Das Geschlecht bildet ein symbolisches System, das das ganze Leben<br />
lang in unserer Gesellschaft von großer Bedeutung ist. Die Kinder be-<br />
nutzen dieses System schon früh durch ihr Spiel und Umgang mit der<br />
Umwelt, um sich ihrer Identität gewiss zu sein. Auch den Kindern reicht<br />
es nicht ein Junge oder ein Mädchen zu sein, sondern sie wollen auch<br />
als solcher oder solches von den anderen erkannt werden (ebd. S.<br />
189).<br />
Geschlechtsspezifische Sozialisation beginnt schon vor der Geburt<br />
(Zimmermann, 2003 S. 189). Sobald das Geschlecht des ungeborenen<br />
Kindes auf dem Ultraschallbild erahnt wird, bilden sich bei den werden-<br />
den Eltern ganz bestimmte Vorstellungen von dem Baby, das nun als<br />
„der kleine Racker“ oder „die kleine Prinzessin“ auch direkt angespro-<br />
chen wird. Die Farbe des Kinderzimmers kann nun bestimmt werden<br />
und das Aussuchen der ersten Strampler wird sowohl bewusst als auch<br />
unbewusst von der Vorstellung von dem Geschlecht des Babys beglei-<br />
tet.<br />
Über die Sprache und über den Körper wird der „heimliche Code dieses<br />
Regelsystems“ der Zweigeschlechtlichkeit Kindern spätestens nach<br />
dem ersten Erblicken des Tageslichts vermittelt (Bilden, 1991 S. 295).