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Familiensozialisation bei den Spätaussiedlern<br />

41<br />

_________________________________________________________<br />

Nationalität) deshalb unter den traditionsgebundenen Deutschen unter-<br />

sagt oder verurteilt werden, weil sie ihre ursprüngliche Kultur schützen<br />

und eine mögliche Russifizierung 2 vermeiden wollen, aber nicht zuletzt<br />

auch, weil sie sich gegen die Probleme der möglichen Ausreise nach<br />

Deutschland versichern wollen. Denn die Gefahr der Familientrennung<br />

bestand schon immer und ist nicht erst seit der letzten Ausreisewelle<br />

aktuell.<br />

Eine Studie aus dem Jahr 1989 stellt dieses Phänomen in Zahlen vor.<br />

In 8 % der Familien war der Ehepartner einer fremdethnischen Ab-<br />

stammung. Des weiteren hatten 14 % der Spätaussiedler Kinder, die<br />

im Herkunftsland mit fremdethnischen Partnern verheiratet waren und<br />

deshalb nicht mitausreisen konnten und es zu Familientrennung kam.<br />

80 % der Spätaussiedler aus Russland hatten nichtdeutsche Verwandte<br />

im Herkunftsland (Kornischka, 1992 S. 72 f.).<br />

Ein weiterer, nicht minder gewichtiger Grund, der eine Ausreise auslöst,<br />

jedoch in der von mir eingesehenen Literatur nur nebenbei erwähnt<br />

wird, ist die Wehrpflicht in Russland. Strobl und Kühnel fanden in ihrer<br />

Studie im Jahr 2000 heraus, dass 5,2% der Aussiedler die Vermeidung<br />

des Armeedienstes als einen Grund für die Ausreise angaben (Strobl,<br />

2000 S. 85). Auf den ersten Blick scheint der Grund wirklich nicht rele-<br />

vant zu sein, ich möchte jedoch trotzdem behaupten, dass es vor allem<br />

heute ein nicht zu übersehender Ausreisefaktor ist. Dieser Prozentsatz<br />

von 5,2% ergibt sich aus den 100% der befragten Aussiedler. Aber<br />

nicht jeder Befragte war männlich und war in dem Alter zwischen 18<br />

und 27 Jahren und damit reif für die Wehrpflicht in Russland. Es ist zu<br />

erwarten, dass für diese Zielgruppe die Vermeidung des Armeedienstes<br />

absolute Priorität unter den Ausreisegründen hat.<br />

2 russisch u. facere (lat.) = russisch machen . Aus dem Duden 1996. Russifizierung bedeutet ein<br />

Prozess der 1887 in Russland gewaltsam stattfand, um die deutsche Kultur auszurotten. Es<br />

wurde ein „Fremdengesetz“ erteilt und die deutsche Sprache wurde in der Öffentlichkeit verboten.<br />

Des weiteren wurde das Versammlungsverbot erteilt und es herrschten Enteignungen und<br />

Repressionen. Die deutschfeindliche Stimmung hielt noch länger an und sie führte zur Russifizierung<br />

des deutschen Schulwesens.

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