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Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />
88<br />
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Dieser Verlustschmerz ist größer, als man sich eingestehen möchte, so<br />
dass die Abwehrmechanismen in Kraft treten, um das Leben in der<br />
Fremde erträglicher zu gestalten.<br />
Einer der wichtigsten Abwehrmechanismen im Verlauf der Migration ist<br />
die Spaltung. Die Migranten spalten das Land, in das sie emigriert sind<br />
in ein „gutes“ und ein „schlechtes“ Land. Das alte Land wird überideali-<br />
siert und das Neue kritisiert, wenn die Erwartungen an das Aufnahme-<br />
land überspannt waren und die künftigen Schwierigkeiten abgewertet<br />
wurden. Dann heißt es zum Beispiel: „in Russland war alles besser“. Es<br />
kommt zur „Entzauberung des gelobten Landes“ (Grinberg, 1990 S. 7).<br />
In diesem Fall neigen die Spätaussiedler dazu sich zu isolieren und<br />
machen den Eindruck, als ob sie sich nicht integrieren wollen.<br />
In den meisten Fällen kommt es aber zu einer umgekehrten Zuschrei-<br />
bung: das Neue Land wird überidealisiert und das Alte kritisiert. Das<br />
Heimatland wird kritisiert und beiseite geschoben. Damit wird bezweckt,<br />
dass die ganze Energie in das Erlernen der neuen Sprache und der<br />
Kultur geleitet wird.<br />
Die beiden extremen Haltungen dienen der Vermeidung von Trauer,<br />
Schuldgefühlen (eher bei der Erwachsenen) und depressiven Ängsten<br />
(ebd. S. 6).<br />
Diese Spaltungsmechanismen können mit einer Scheidungssituation für<br />
ein Kind verglichen werden. Das Kind spaltet die Eltern in gut und böse,<br />
um nicht mit der Angst leben zu müssen, den einen Elternteil zu verra-<br />
ten, wenn es sich dem anderen zuwendet (Treder, 1997 S. 10).<br />
Die Spaltung schafft klare Fronten und Räume zur Wiederfindung der<br />
eigenen Identität, die im Laufe der Migration erschüttert wurde oder gar<br />
verloren gegangen ist.<br />
Die Art der Spaltung ist von dem Migranten nicht bewusst wählbar, sie<br />
ist abhängig von den persönlichen Erfahrungen und vom Ablauf der<br />
vorangegangenen Migrationsprozesse.<br />
Abhängig von der Art der Spaltung werden die Einheimischen entweder<br />
auf den Sockel gestellt oder abgelehnt, aber in jedem Fall fühlt sich der<br />
Migrant gegenüber den Einheimischen unterlegen und minderwertig<br />
(Treder, 1997 S. 10). Dieser Minderwertigkeit kann man in den kultur-