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Schulische Sozialisation bei den Spätaussiedlern<br />
69<br />
_________________________________________________________<br />
den Macht an die herrschenden Ideale angepasst und immer wieder<br />
reformiert.<br />
Nach Brezhnevs Tod (1982) waren die Probleme in dem sowjetischen<br />
Bildungssystem enorm: überladene Lehrpläne, überladene Lehrbücher,<br />
Kürzungen von qualifiziertem Personal in der Vorschule, herunterge-<br />
kommene Schulgebäude und mangelhaftes oder mangelndes schuli-<br />
sches Equipment. Eine offizielle Studie aus dem Jahr 1988 berichtete,<br />
dass 21% der Schüler in der Sowjetunion eine Schule besuchten, die<br />
keine Zentralheizung hatte, 30% der Schüler waren auf einer Schule,<br />
wo die sanitären Anlangen mangelhaft waren oder gar fehlten, 40%<br />
lernten in einer Schule, die kein Kanalisationssystem hatte. Mehr als ein<br />
viertel aller Schüler besuchten die Schule in zwei oder sogar drei<br />
Schichten (erste Schicht von etwa 8:00 Uhr bis 12:00 -14:00 Uhr, die<br />
zweite Schicht von etwa 12:00 Uhr bis 16:00 -18:00 Uhr, die dritte<br />
Schicht etwa von 15:00 oder 16:00 Uhr), da die Räumlichkeiten enorm<br />
überfüllt waren. Die schlechte Bildung der Schüler wurde unterstützt<br />
durch den Missbrauch der Bewertung (für die gute Quote), wobei nahe-<br />
zu alle Schüler die nächste Klasse erreichten, unabhängig davon, ob<br />
die Lernziele erreicht wurden oder nicht (Eklof, 1993 S. 4f).<br />
Die ausgebrannten Lehrer waren gezwungen nach dem überfüllten Cur-<br />
riculum zu unterrichten. Sie unterrichteten zunehmend unmotivierte<br />
Schüler nach den antiquierten Methoden des Frontalunterrichts in über-<br />
füllten Klassenräumen mit mangelhafter Ausstattung. Eine Reform des<br />
kranken Bildungssystems war unumgänglich. In der Regierungszeit von<br />
Konstantin Tschernenko 1984 wurde Mikhail Gorbatschow als Vorsit-<br />
zender der Schulreform – Kommission gewählt (Sutherland, 1999 S.<br />
173).<br />
1985 wurde Gorbatschow zum Regierungschef (General Sekretär der<br />
KPdSU) gewählt und im gleichen Jahr wurde die neue Bildungsreform<br />
verabschiedet (Sutherland, 1999 S. 173).<br />
Gorbatschow brach die alten Strukturen der Wirtschaft und auch der<br />
Bildung. Der Frontalunterricht sollte durch die neue „alte Methode“, die<br />
noch vor der russischen Revolution praktiziert wurde, abgelöst werden.<br />
Die neue Methode soll die Schüler lehren wie man lernt.