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Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />
96<br />
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Drogenabhängigen schneller und gesundheitsschädlicher verläuft (ebd.<br />
S.238).<br />
Die Gruppe der Aussiedler wird oft mit den Begriffen Drogen, Alkohol,<br />
Gewalt assoziiert. Einen überdurchschnittlich hohen Alkohol- und Dro-<br />
genkonsum bei jugendlichen Aussiedlern konnten Strobl und Kühnel<br />
nicht bestätigen. Die bei einer Stichprobe von jugendlichen Spätaus-<br />
siedlern aus verschiedenen Schulformen in Nordrhein-Westfalen ge-<br />
messenen Werte lagen eher unter denjenigen einer einheimischen Ver-<br />
gleichsgruppe (Strobl, 2000 S. 173f).<br />
Die Psychotherapeuten und Psychiater sind sich einig, dass mutter-<br />
sprachliches Therapieangebot entscheidende Bedeutung für die erfolg-<br />
reiche therapeutische Arbeit hat. In Beispiel dafür ist die westfälische<br />
Klinik Warstein, dort besteht eine russischsprachige Therapiemöglich-<br />
keit seit 1998. Novikov vom Klinikum Nord in Hamburg plädiert noch<br />
einmal vehement für eine Förderung der Kenntnisse über die Herkunft<br />
der Aussiedler bei der einheimischen Bevölkerung:<br />
„Ohne das Wissen über die Geschichte der Ursprungsländer der Migranten<br />
gibt es kein gemeinsames Deutschland“ (ebd. S. 260).<br />
Eine Studie von Sabine Loof aus dem Jahr 1993 stellt Messungen über<br />
Körperbeschwerden, Ängstlichkeit, Depression und Selbstbild von Aus-<br />
siedlerkindern und -jugendlichen aus Polen im Vergleich zu Einheimi-<br />
schen vor. Sie kommt zu dem Schluss, dass es signifikante Abwei-<br />
chungen bei den Aussiedlern gibt, die durch „Fremdheitsgefühle“ und<br />
„Enttäuschungen über das Leben in Deutschland“ ausgelöst sind (Col-<br />
latz, 2002 S. 268). Ich nehme an, dass diese Ergebnisse auch auf die<br />
Gruppe der Aussiedler aus Russland übertragbar sind, denn im Grunde<br />
ist die Tatsache einer Migration in eine fremde Kultur entscheidend, um<br />
diese Fremdheits- und Enttäuschungsgefühle wahrzunehmen und diese<br />
in den somatischen Beschwerden wiederzufinden.<br />
Auch aus der psychoanalytischen Sicht kann die Migration (...) den Aus-<br />
bruch einer latenten Pathologie begünstigen, oder die potentielle Ausgangs-