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Geschlechtsspezifische Sozialisation<br />
23<br />
_________________________________________________________<br />
che Fähigkeit eines Mannes seine Gefühle verbal äußern zu können.<br />
Bei einer Frau ist der Informationsfluss zwischen den beiden Hemisphä-<br />
ren flüssiger, deshalb können die emotionalen Gedanken auch unbe-<br />
hindert in die rechte Hemisphäre gelangen und werden dort mit der<br />
verbalen Seite verknüpft.<br />
Der Ansatz von Moir und Jessel ist auf den ersten Blick einleuchtend<br />
und auch überzeugend. Dennoch deutet Zimmermann auf eine<br />
Schwachstelle dieses biologischen Ansatzes. Es stellt sich die Frage:<br />
Sind die Männer nicht fähig ihre Gefühle zu verbalisieren, weil ihnen die<br />
dazu notwendigen Verbindungen zwischen den beiden Gehirnhälften<br />
fehlen, oder werden die Jungen in der Kindheit nicht genug emotional<br />
gefördert, so dass es zur schwächeren Vernetzung im Gehirn kommt?<br />
Der Mensch kommt nicht mit einem fertigen Gehirn auf die Welt, die<br />
meisten Synapsen bilden sich erst nach der Geburt unter dem Einfluss<br />
des Faktors „Umwelt“.<br />
Sind die Männer von Natur aus aggressiv, weil sie einen höheren Tes-<br />
tosteronspiegel haben? Wie stark sich das aggressive Verhalten (des-<br />
sen Ursache von einigen Forschern in dem Hormon Testosteron gese-<br />
hen wird) zeigt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie Aggression von der<br />
Gesellschaft bewertet und tabuiert wird.<br />
An dieser Stelle soll noch mal verdeutlicht werden, dass die Sozialisati-<br />
on und im spezifischen die geschlechtsspezifische Sozialisation nicht<br />
allein durch die biologisch-genetische Position zu erklären ist.<br />
4.2. Zweigeschlechtlichkeit aus der psychoanalytischen Sicht<br />
Die Psychoanalyse, von Sigmund Freud (1856-1939) um die Jahrhun-<br />
dertwende begründet, beschäftigte sich ursprünglich mit der psychi-<br />
schen Entwicklung in den ersten sechs Lebensjahren, dabei wurde vor<br />
allem die Frage in den Vordergrund gestellt, ob sich die neurotische<br />
Symptome der erwachsenen Patienten auf traumatische Ereignisse in<br />
der frühen Kindheit zurückführen lassen. Aus diesem Hintergrund her-<br />
aus wurden die Interaktionsprozesse zwischen Kind, Eltern und Umwelt