vollständige Magisterarbeit - Socialnet

Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration
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Eine kindliche Entwicklung kann unterbrochen werden, wenn die Eltern
die Kinder nicht ausreichend auf das Leben in der Schule vorbereiten
können, wie dieses der Fall in vielen migrierten Familien ist. Die Schule
stellt eine größere und weitreichende soziale Gruppe dar, und das Kind
steht vor einer Herausforderung, seinen Platz und seine Identität inner-
halb dieser Gruppe zu finden. Nur allzu oft bekommen die migrierten
Kinder und Jugendlichen zu spüren, dass ihr, in dem Herkunftsland er-
worbenes Wissen, wertlos sei und dass ihnen die Kenntnisse, die wich-
tig wären fehlen.
Die schulischen Probleme finden wiederum Widerhall in dem familiären
Bereich und äußern sich in Vorwürfen und auch Somatisierungen (ebd.
S. 143).
8.2.1.1. Namensänderung
Ein wesentlicher Einschnitt in der Identität der Kinder und Jugendlichen
aus Russland ereignet sich mit der Namensänderung. In der Regel auf
Wunsch der Eltern werden die russischen Namen mit Hilfe einer Über-
setzungsliste eingedeutscht (Bahlmann, 2000 S. 38). Die Namensände-
rung ist zulässig für deutschstämmige Migranten. So wird aus Wladimir
Waldemar, aus Irina Irene, aus Iwan Johann, aus Jelena Helene, aus
Jewgenij Eugen. Und wenn aus Sergej sogar Stefan wird, dann hat der
neue Name gar keine phonetische Ähnlichkeit mehr mit dem Geburts-
namen.
Durch diese Namensänderung wünschen sich die Eltern eine Erleichte-
rung der Integration für ihre Kinder. Ein russischer Name könne in Zu-
kunft sowohl im Berufsleben, als auch im Privatem im Weg stehen.
Dieser, meiner Meinung nach, enorm wichtiger Eingriff in die Identität
eines Kindes, wird anscheinend von vielen MigrationsforscherInnen –
bis auf wenige Ausnahmen – übersehen.
Müller-Wille richtet ihre Aufmerksamkeit besonders auf die Aussiedler-
kinder, für die die Namensänderung ein Umstand ist, der einen massi-
ven Bruch in der kindlichen Entwicklung darstellt.