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Familiensozialisation bei den Spätaussiedlern<br />
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und keiner Rechtfertigung oder genaueren Erklärung bedarf. Manchmal<br />
genügt ein Wort und sie wissen worum es geht.<br />
Die Anwendung der russischen Sprache hat nicht nur einen praktischen<br />
Sinn für die Aussiedler, da sie die deutsche Sprache am Anfang noch<br />
nicht fließend beherrschen. Kossolapow vermutet, dass die Aussiedler<br />
deswegen an der russischen Sprache festhalten, weil das Russische im<br />
Unterschied zum Deutschen eine viel breitere Palette an Ausdrucks-<br />
möglichkeiten für Gefühle und Gefühlsschattierungen bietet.<br />
„So kann z.B. fast jedem Wort durch unterschiedliche Prä- und Suffigierung<br />
eine bestimmte neue (verächtliche, liebevolle etc.) Bedeutungsnuance gege-<br />
ben werden; oder unseren beschränkten Möglichkeiten, Verkleinerungsformen<br />
zu bilden, stehen Dutzende von Diminutivformen im Russischen gegenüber.“<br />
(Kossolapow, 1987 Zitat S. 144)<br />
Daher greifen die Jugendlichen und auch ihre Eltern gerade im emotio-<br />
nalen Bereich auch bei guter Beherrschung der deutschen Sprache<br />
immer wieder auf das Russische zurück (ebd.). Sie ziehen sich emotio-<br />
nal auf diese Sprache zurück und fühlen sich in diesem Schutzraum,<br />
den die russische Sprache bietet, geborgen.<br />
Das Wohlfühlen in einer Gesellschaft geht weit über die Sprache hin-<br />
aus. Viele Aussiedler berichten, dass sie das Wesen oder den Humor<br />
der Einheimischen die erste Zeit nicht verstanden. Die Witze fanden sie<br />
überhaupt nicht komisch, das Verhalten in bestimmten Situationen un-<br />
erklärlich (Dietz, 1998).<br />
Humor ist, wie ich finde, ein sehr wichtiger Bestandteil einer Gesell-<br />
schaft, er spiegelt das Gesicht einer Gesellschaft wieder. Die westliche<br />
Gesellschaft ist individualistisch, marktwirtschaftlich orientiert, multikul-<br />
turell und in gewisser weise emanzipiert. So ist es auch kein Wunder,<br />
dass die Aussiedler, die ja aus einer kollektivistischen, patriarchalischen<br />
sozialistisch geprägten Gesellschaft stammen, den Humor der Einhei-<br />
mischen nicht verstehen. Es kommt zu Missverständnissen und zu<br />
neuen Vorurteilen. Es braucht Zeit bis man die „Basis“, die Grundein-<br />
stellungen und Grundprinzipien einer Gesellschaft verinnerlicht hat. Da-<br />
bei hilft zum Beispiel der Umgang mit den Einheimischen im Beruf und