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vollständige Magisterarbeit - Socialnet

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Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />

81<br />

_________________________________________________________<br />

aussiedler. Ich unterstelle diesen Leuten keine Dummheit, sondern der<br />

Gesellschaft, die Unfähigkeit sich selbst zu informieren, oder Wege zu<br />

finden die anderen nicht im Unwissen zu lassen. Denn diese Unwis-<br />

senheit erzeugt einen Teufelskreis aus Feindschaften und Ängsten ge-<br />

genüber den „Fremden Verwandten“.<br />

Die Einstellungen, wer auf der Strasse Russisch spricht, ist ein Russe,<br />

oder wer in Russland geboren ist, muss ein Russe sein, oder wer einen<br />

russischen Vor- oder Nachnahmen trägt und dann noch mit Akzent<br />

Deutsch spricht, ist ein Russe, sind weit verbreitet. An dieser Stelle<br />

möchte ich an den Leser appellieren, die eigenen Stigmata zu überprü-<br />

fen.<br />

Diese Ausgrenzung und Vorverurteilung machen es den Aussiedlern<br />

unmöglich sich der neuen Kultur zu öffnen und sich motiviert zu integ-<br />

rieren, mehr noch: sie machen die Aussiedler krank.<br />

Wohl die meisten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die mit ei-<br />

nem Aussiedler- oder Spätaussiedlerstatus nach Deutschland gekom-<br />

men sind, haben es erlebt als „Russe“ bezeichnet zu werden. Es ist im<br />

üblichen Sinne kein Schimpfwort, als „Russe“ bezeichnet zu werden, es<br />

ist eine Volkszugehörigkeit, eine Nationalität, wie tausend andere. Was<br />

jedoch vielen in Deutschland geborenen Bundesbürgern schwer fällt zu<br />

verstehen ist, dass sich die Aussiedler ihr ganzes Leben lang auf ihre<br />

deutsche Identität beziehen und ihr Deutschtum gegenüber anderen<br />

Ethnien (ob in Russland, Ukraine, Kasachstan, Usbekistan o.a.) ihr Le-<br />

ben lang verteidigt haben. Das Motiv „als Deutsche unter Deutschen<br />

sein“ steht bei der Ausreiseentscheidung auch ganz oben auf der<br />

Wunschliste. Auch die Kinder tragen in sich mit der Sozialisation durch<br />

ihre Eltern, Großeltern und Verwandten das Kollektivschicksal aus<br />

Flucht und Vertreibung (Bahlmann, 2000 S. 19).<br />

„Vieles hatten die Sowjets den Deutschen weggenommen, außer eins: ihre<br />

Sehnsucht nach der Heimat. Das Unrecht, das ihnen angetan wurde, schreit<br />

heute noch zum Himmel. Sie haben ihr Willkommensein in unserem Land<br />

längst und hart „verdient“. (...) Sie haben ihr Ziel erreicht: sie sind in Deutsch-<br />

land und unter den Deutschen. Doch endlich im Land der elterlichen Träume<br />

angelangt, erleben sich fremd in einer völlig anderer Welt. Sie werden mit

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