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Geschlechtsspezifische Sozialisation<br />
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Freud beschreibt in Anlehnung an seine Sexualtheorien die Schlüsselsi-<br />
tuationen im Verlauf der Psychosexuellen Phasen, die die Geschlechts-<br />
identität entscheidend beeinflussen (Freud, 1996).<br />
Der Einstieg in die ödipale Situation ist für Jungen und Mädchen weit-<br />
gehend gleich. Die Mutter ist für beide Geschlechter das erste Liebes-<br />
objekt. Beide Geschlechter befinden sich nun in der genitalen Phase<br />
und ziehen ihren Lustgewinn aus der Beschäftigung mit den Ge-<br />
schlechtsorganen. Der Junge bleibt bei der mütterlichen Objektbeset-<br />
zung, empfindet jedoch Rivalitätsgefühle gegenüber dem Vater. Das<br />
Mädchen hingegen muss die libidinöse Beziehung auf den Vater über-<br />
tragen, um in die ödipale Phase zu übergehen. Beim Mädchen muss<br />
also ein Wechsel im Geschlecht des Objekts erfolgen.<br />
Die Eifersucht des Knaben und der Wunsch auf genitale Sexualität mit<br />
seiner Mutter (es handelt sich dabei um unbewusste Prozesse) geht an<br />
der Kastrationsangst zugrunde. Die libidinöse Objektbeziehung zur Mut-<br />
ter wird aufgegeben und das Inzesttabu internalisiert. Nach einer erfolg-<br />
reichen Überwindung des ödipalen Konflikts tritt eine Identifikation mit<br />
dem Vater, seine Autorität wird in das Ich aufgenommen und bildet dort<br />
den Kern des Über-Ichs. Der Knabe tritt in die Latenzphase ein, die nun<br />
die Sexualentwicklung unterbricht.<br />
Steht bei dem Jungen im Vordergrund die Bewältigung der ödipalen<br />
Situation, so befindet sich auch das Mädchen in einer bedrohlichen La-<br />
ge. Das Mädchen erkennt den anatomischen Geschlechtsunterschied<br />
und nimmt das männliche Geschlechtsorgan wahr und wird einerseits<br />
von dem Penisneid und andererseits von dem Kastrationskomplex ü-<br />
berwältigt. Es empfindet sich als ein verstümmeltes, minderwertiges<br />
Wesen und es macht die Mutter für den Penismangel verantwortlich.<br />
Dies bewirkt, das das Mädchen sich von der libidinösen Objektbezie-<br />
hung zur Mutter löst und sich dem Vater zuwendet. Das Mädchen iden-<br />
tifiziert sich mit der Mutter, um so sein wie sie, um vom Vater geliebt zu<br />
werden (Freud, 1996 S. 282).<br />
Während der Ödipuskomplex des Knaben (der Wunsch, die Mutter zu<br />
lieben) an der Kastrationsdrohung zugrunde geht, wird der Ödipuskom-<br />
plex des Mädchen (der Wunsch den Vater zu lieben) durch den Kastra-