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Familiensozialisation bei den Spätaussiedlern<br />
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gangslager gelangen die Spätaussiedler dann in die Durchgangswohn-<br />
heime oder Landesaufnahmestellen der entsprechenden Bundesländer<br />
(Kornischka, 1992 S. 42). Etwa zwei Wochen später ziehen die „neuen<br />
Mitbürger“ dann schließlich in die Übergangswohnheime, auch Not-<br />
wohnung genannt, des von ihnen gewählten Ortes ein. Meist sind diese<br />
Übergangswohnheime sehr klein, bestehend aus einem Zimmer (18-<br />
20qm² für eine Familie (Dietz, 1997 S. 73)), mit Schränken unterteilt in<br />
einen Wohn- und einen Schlafraum, mit Gemeinschaftsküchen und<br />
gemeinsamen sanitären Anlagen. Bedingt durch den Massenzustrom<br />
Ende der Achtziger Jahre kam es zu sehr großen Engpässen und<br />
Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt. Oft fanden die Spätaussied-<br />
ler ein neues vorübergehendes Zuhause in einer Turnhalle, oder in ei-<br />
ner alten Schule, wo die Wände nur aus einer Bundeswehrdecke be-<br />
standen. Weitere Ausweichquartiere waren zum Beispiel Schiffe, Gast-<br />
höfe, Hotels, Kasernen, Campingplätze, Bordelle, Messehallen (Kor-<br />
nischka, 1992 S. 50). Die Aufenthaltsdauer in diesen beengten Wohn-<br />
verhältnissen lag in den Siebziger Jahren zwischen mehreren Monaten<br />
und mehreren Jahren. Marek Fuchs (in: Silbereisen, 1999 S. 96) führte<br />
eine Studie zu der Wohnsituation der Spätaussiedler durch. Laut seiner<br />
Untersuchung leben ein halbes Jahr nach der Einreise 77% der befrag-<br />
ten Familien in einem Übergangswohnheim; nach einem Jahr sind es<br />
65,1% und vier Jahre nach der Ankunft 4,3% der Familien. Die Unter-<br />
suchung bezog sich auf die Spätaussiedler aus Polen, Rumänien und<br />
auf die Spätaussiedler aus der ehemaligen UdSSR. Die durchschnittli-<br />
che Aufenthaltsdauer im Wohnheim, bezogen im speziellen auf die<br />
Aussiedler aus der Sowjetunion, beträgt laut Fuchs` Berechnungen<br />
28,6 Monate.<br />
Kornischka weist auf die besonderen gesundheitlichen Probleme der<br />
Aussiedler in den Massenunterkünften hin, wie beispielsweise verän-<br />
derte klimatische Bedingungen, schlechte sanitäre und hygienische<br />
Verhältnisse, fremde Ernährungsweisen, Allergien durch neue chemi-<br />
sche Produkte, übermäßige Leuchtstoffröhrenbeleuchtung in den<br />
Wohnheimen und psychosomatischer Stress, ausgelöst auch durch die<br />
Wohnraumenge (Kornischka, 1992 S. 51).