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Schulische Sozialisation bei den Spätaussiedlern<br />
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_________________________________________________________<br />
re alt und kommt in die neunte oder gar achte Klasse, wo Schüler ge-<br />
wöhnlich 15 oder 14 Jahre alt sind. Es ist anzunehmen, dass die ju-<br />
gendlichen Aussiedler keinerlei Interesse haben mit den jüngeren Klas-<br />
senkameraden ihre Freizeit zu gestalten. In diesem Alter der Pubertät<br />
streben die Jugendlichen nach Vorbildern, nach Beziehungen mit den<br />
Älteren. Ein Mädchen, das 16 Jahre alt ist, ist von der Entwicklung her<br />
einem Jungen, der erst 14 Jahre alt ist, weit voraus. Es ist zu erwarten,<br />
dass die Aussiedler, die zurückgestuft wurden, mit Minderwertigkeitsge-<br />
fühlen zu kämpfen haben („man ist im Kindergarten gelandet“), vor al-<br />
lem, wenn sie die deutsche Sprache noch nicht beherrschen und keine<br />
Gleichgesinnten - ebenfalls gleichaltrigen Aussiedler aus dem gleichen<br />
Land - in ihrer Klasse haben.<br />
Gerade ausgereist aus einem kollektivistisch geprägten Land, sind die<br />
meisten Aussiedler nicht in der Lage die Entscheidungen der Behörden<br />
oder im Allgemeinen der Einheimischen zu kritisieren oder diesen zu<br />
widersprechen. Die Divise der Ostblockstaaten vor den großen politi-<br />
schen Veränderungen hieß: „die da oben“ sind für das Denken zustän-<br />
dig, „die da unten“ haben es stillschweigend auszuführen“. Proteste<br />
gegen die Staatsmacht wurden hart bestraft, das hat sich bei den meis-<br />
ten Sowjetbürgern tief in die Erziehung eingebrannt.<br />
„Mitschwimmen, alles aushalten, sich nicht aufbäumen, eher resignieren, nach<br />
dem Motto „Da kann man sowieso nichts machen“(..), vor sich hin leben, sich<br />
arrangieren und dem Leben ein wenig Freude erkämpfen, damit der Alltag<br />
erträglicher wurde – das war die Wirklichkeit der meisten Bürger.“ (Treder,<br />
1997 Zitat S.1)<br />
In Deutschland angekommen ist die kollektivistische Tracht nicht so<br />
einfach und auch nicht so schnell abzulegen. Die Menschen ducken<br />
sich und schwimmen weiter mit. Weil sie es nicht anders gelernt haben<br />
und weil sie sich erst einen „Raum“ für individuelle Entfaltung erschaf-<br />
fen müssen. Einen „Raum“ im bildlichen Sinne, womit gemeint ist, dass<br />
die Aussiedler einfach zu sehr mit Behördengängen, mit bürokratischen<br />
Pflichten und - nicht zu vergessen – mit den enormen Sprachschwierig-<br />
keiten beschäftigt sind, dass die Gedanken nur darum kreisen, “wie