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Schulische Sozialisation bei den Spätaussiedlern<br />
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werde ich den nächsten Tag bewältigen.“ Mit dem „Raum“ für die indivi-<br />
duelle Entfaltung ist auch der Raum im wörtlichen Sinne gemeint, denn<br />
auch in diesem Sinn erfahren die neuen Bürger, zumindest in den ers-<br />
ten Monaten nach ihrer Ankunft in Deutschland, enge Grenzen, die an<br />
das Existenzielle zu denken zwingen.<br />
Da die Eltern vor allem in den ersten Jahren nach der Migration damit<br />
beschäftigt sind ihre eigene Identität und Stellung in der neuen Gesell-<br />
schaft zu finden, stellen sie die Entscheidungen der Behörden und öf-<br />
fentlichen Institutionen nicht in Frage. Unabhängig von den Schulleis-<br />
tungen im Heimatland, werden die meisten Aussiedlerjugendlichen zu-<br />
erst in einer Hauptschule aufgenommen und eine oder zwei Klassen<br />
zurückgestuft.<br />
Der Grund dafür, dass die meisten Aussiedlerkinder oder -jugendlichen<br />
eine Grund- oder Hauptschule besuchen, ist zum einen das Alter und<br />
sind zum anderen Sprachfördermaßnahmen, die nur an den Haupt-<br />
schulen mehr oder weniger intensiv ausgebaut sind. An den Realschu-<br />
len und Gymnasien fehlen diese Maßnahmen fast völlig (Bahlmann,<br />
2000 S. 90).<br />
Die Kinder und Jugendlichen aus Russland bekommen Deutsch-<br />
Förderunterricht und besuchen den regulären Unterricht mit den ein-<br />
heimischen Schülern. Die Kinder sind untergebracht, versorgt und be-<br />
schäftigt. Das Problem ist allerdings, dass sich die Eltern nicht in dem<br />
deutschen Bildungssystem auskennen.<br />
Sie haben zwar eine hohe Bildungsaspiration, ihnen fehlen jedoch In-<br />
formationen und Strategien für den Zugang zu den bestimmten Instituti-<br />
onen, um die Partizipationsmöglichkeiten voll ausschöpfen zu können<br />
(Mies-van Engelshoven, 2002 S. 19).<br />
Die Aussiedler werden entweder nicht aufgeklärt oder wegen der<br />
schlicht und einfachen Überladung an neuen Informationen und Rege-<br />
lungen verstehen sie das deutsche Schulsystem nicht. Denn in Russ-<br />
land ist die populärste Schulform immer noch die allgemeinbildende<br />
Mittelschule, von der ersten bis zur elften Klasse. Die Aussiedler über-<br />
geben ihre Kinder mit gutem Gewissen in die Hände der schulischen<br />
Institution, ohne Imstande zu sein für die eigenen Kinder eine Zukunft