vollständige Magisterarbeit - Socialnet
vollständige Magisterarbeit - Socialnet
vollständige Magisterarbeit - Socialnet
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schulische Sozialisation bei den Spätaussiedlern<br />
74<br />
_________________________________________________________<br />
ten. Tagesinternate betreuen die Kinder und Jugendlichen in den<br />
Nachmittagsstunden und beinhalten Sprach- und Nachhilfeunterricht<br />
sowie sozialpädagogische Hilfen (Dietz, 1996 S. 60f).<br />
Um die Eingliederung in der Regelschule zu erleichtern, werden die<br />
Aussiedlerjugendlichen in der Regel zurückgestuft. Dieses bedeutet in<br />
vielen Fällen eine enorme psychische Belastung für die jugendlichen<br />
Aussiedler. Ein Jugendlicher, zum Beispiel, der in Russland die 10<br />
Klasse besuchte kommt nach Deutschland und wird aufgrund von<br />
Sprachschwierigkeiten und fehlender oder mangelnder Kenntnisse in<br />
der ersten Fremdsprache, wie Englisch oder Französisch, in die neunte<br />
oder gar in die achte Klasse zurückgestuft (ebd. S. 60).<br />
Dass die Kenntnisse der ersten Fremdsprache fehlen, liegt vermutlich<br />
daran, dass die deutschstämmigen Jugendlichen Deutsch als ihre erste<br />
Fremdsprache wählen, weil sie die Sprache als Dialekt von ihren Groß-<br />
eltern kennen oder weil sie sich als Deutsche ihrer Kultur angehörig<br />
fühlen und diese Sprache erlernen möchten. Wenn die Jugendlichen<br />
Deutsch als Fremdsprache gewählt haben, muss es nicht heißen, dass<br />
sie gute Kenntnisse in der deutschen Sprache besitzen, wenn sie nach<br />
Deutschland kommen. Durch die Einschränkungen der Reisemöglich-<br />
keiten unter dem sowjetischen Regime blieb das Erlernen der Fremd-<br />
sprachen in der Schule auch für die Lehrer ohne praktischen Bezug.<br />
Die Fremdsprachen- Lehr- und Lernmittel in Russland sind oft veraltet<br />
und viele kompetente Deutschlehrer sind nach Deutschland ausgereist<br />
oder haben den Beruf aus finanziellen Gründen (z.B. als ÜbersetzerIn)<br />
gewechselt (Dietz, 1999 S.18f).<br />
7.3. Besonderheiten und Probleme in der schulischen Sozialisation<br />
bei den Spätaussiedlern<br />
Für die Jugendlichen in dieser Lebensphase sind ein bis drei Jahre Al-<br />
tersunterschied viel zu groß, um sich in der Klasse wohl zu fühlen oder<br />
gleichwertige Freundschaften unter den Klassenkameraden zu bilden<br />
(Dietz, 1996 S. 60). Laut diesem Beispiel ist dieser Jugendliche 16 Jah-