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Familiensozialisation bei den Spätaussiedlern<br />

43<br />

_________________________________________________________<br />

Überlegungen zum Motiv „als Deutscher unter Deutschen zu sein“<br />

Einige Autoren, die sich mit den Ausreisemotiven der Aussiedler be-<br />

schäftigt haben, berichten, dass die Aussiedler, die das Ziel hatten in<br />

die „Heimat“ auszureisen und unter den Deutschen zu sein, ein anderes<br />

Deutschland vorgefunden haben, als sie es erwartet hatten (Silberei-<br />

sen, 1999 S.165), (Löneke, 2000 S.224).<br />

Erwarten die Aussiedler eine Kultur in Deutschland vorzufinden, die sie<br />

kennen, die sie pflegen und mit welcher sie aufgewachsen sind? Stellen<br />

sie sich vor nach Hause zurückzukehren, wie es von vielen Autoren<br />

berichtet wird?<br />

Trotz der mangelhaften Informationspolitik, vermute ich, dass es zu-<br />

mindest den meisten Aussiedlern klar ist, dass sich in Deutschland die<br />

Kultur aufgrund der geschichtspolitischen Veränderungen anders ent-<br />

wickelt hat, als die mehr oder weniger isolierte und auch zum Teil kon-<br />

servierte deutsche Kultur in Russland. Vor der Ausreise pflegten die<br />

Aussiedler Briefkontakte mit den bereits ausgereisten Familienangehö-<br />

rigen oder Freunden, die über die Situation in Deutschland berichteten.<br />

Ein sehr großer Anteil an Aussiedlern (48,5%) (Strobl, 2000 S. 73) die<br />

mit der großen Ausreisewelle in den Achtzigern und Anfang der Neun-<br />

zigern nach Deutschland kamen, kamen aus deutschen Dörfern in<br />

Russland und betrieben Landwirtschaft zur Eigenversorgung und für die<br />

Abgabe an den Staat. Das Leben war hart und glich einem Selbstver-<br />

sorger-Dasein, denn neben einem Job, wie Mechaniker oder Lehrer<br />

oder Arzt waren sie in diesen landwirtschaftlich geprägten Dörfern auch<br />

Vollzeitlandwirte. Auch alte Leute waren von der eigenen Landwirt-<br />

schaft abhängig.<br />

Man hatte den Stall mit Kühen, Hühnern, Schweinen usw. zu versor-<br />

gen, den Garten mit Kartoffeln, Kohl, Möhren, Mais usw. zu pflegen und<br />

sich um Winterreserven zu kümmern (Löneke, 2000 S. 94).<br />

Es ist wohl unwahrscheinlich, dass die aus den Dörfern und Kolchosen<br />

kommenden Russlanddeutschen erwartet haben gleiche Bedingungen<br />

in Deutschland vorzufinden. Im Gegenteil sind die alten Russlanddeut-

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