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Familiensozialisation bei den Spätaussiedlern<br />
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Überlegungen zum Motiv „als Deutscher unter Deutschen zu sein“<br />
Einige Autoren, die sich mit den Ausreisemotiven der Aussiedler be-<br />
schäftigt haben, berichten, dass die Aussiedler, die das Ziel hatten in<br />
die „Heimat“ auszureisen und unter den Deutschen zu sein, ein anderes<br />
Deutschland vorgefunden haben, als sie es erwartet hatten (Silberei-<br />
sen, 1999 S.165), (Löneke, 2000 S.224).<br />
Erwarten die Aussiedler eine Kultur in Deutschland vorzufinden, die sie<br />
kennen, die sie pflegen und mit welcher sie aufgewachsen sind? Stellen<br />
sie sich vor nach Hause zurückzukehren, wie es von vielen Autoren<br />
berichtet wird?<br />
Trotz der mangelhaften Informationspolitik, vermute ich, dass es zu-<br />
mindest den meisten Aussiedlern klar ist, dass sich in Deutschland die<br />
Kultur aufgrund der geschichtspolitischen Veränderungen anders ent-<br />
wickelt hat, als die mehr oder weniger isolierte und auch zum Teil kon-<br />
servierte deutsche Kultur in Russland. Vor der Ausreise pflegten die<br />
Aussiedler Briefkontakte mit den bereits ausgereisten Familienangehö-<br />
rigen oder Freunden, die über die Situation in Deutschland berichteten.<br />
Ein sehr großer Anteil an Aussiedlern (48,5%) (Strobl, 2000 S. 73) die<br />
mit der großen Ausreisewelle in den Achtzigern und Anfang der Neun-<br />
zigern nach Deutschland kamen, kamen aus deutschen Dörfern in<br />
Russland und betrieben Landwirtschaft zur Eigenversorgung und für die<br />
Abgabe an den Staat. Das Leben war hart und glich einem Selbstver-<br />
sorger-Dasein, denn neben einem Job, wie Mechaniker oder Lehrer<br />
oder Arzt waren sie in diesen landwirtschaftlich geprägten Dörfern auch<br />
Vollzeitlandwirte. Auch alte Leute waren von der eigenen Landwirt-<br />
schaft abhängig.<br />
Man hatte den Stall mit Kühen, Hühnern, Schweinen usw. zu versor-<br />
gen, den Garten mit Kartoffeln, Kohl, Möhren, Mais usw. zu pflegen und<br />
sich um Winterreserven zu kümmern (Löneke, 2000 S. 94).<br />
Es ist wohl unwahrscheinlich, dass die aus den Dörfern und Kolchosen<br />
kommenden Russlanddeutschen erwartet haben gleiche Bedingungen<br />
in Deutschland vorzufinden. Im Gegenteil sind die alten Russlanddeut-