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Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />

83<br />

_________________________________________________________<br />

oder das Ich wird gespalten. Die Aussiedler verlieren an Halt, an Orien-<br />

tierung. Sie wissen nicht wer sie sind.<br />

Eine Möglichkeit ist, gegen die Behauptungen ein/eine Russe/Russin zu<br />

sein zu wiedersprechen, ja zu kämpfen, die zweite Möglichkeit bedeutet<br />

Rückzug. Für die meisten kommt eher die zweite Möglichkeit in Frage,<br />

den die Unsicherheiten in der deutschen Sprache rufen Minderwertig-<br />

keitsgefühle hervor, die die betroffenen Aussiedler in ihrem Selbstwert-<br />

gefühl stark bremsen. Verbale Konfrontation in Konfliktsituationen geht<br />

für die Aussiedler oft unvorteilhaft aus. Vor allem die männlichen Ju-<br />

gendlichen greifen nicht selten zu der primitiven Art Konflikte zu lösen.<br />

Sie nutzen Gewalt, um ihre Wut und Verzweiflung auszudrücken.<br />

Wird die Gewalt nicht als Persönlichkeitseigenschaft verstanden, son-<br />

dern als Resultat sozialer Interaktionsprozesse, so müssen die Ursa-<br />

chen für die Gewaltbereitschaft der Aussiedlerjugendlichen in den sozi-<br />

alen Bedingungen, die das Herkunftsland und auch das Aufnahmeland<br />

bieten, und auch in der Qualität der familiären Sozialisation gesucht<br />

werden. Je geringer die emotionale Unterstützung durch die Familie<br />

aber auch durch andere Sozialisationsinstanzen wie Schule, desto we-<br />

niger können die Verunsicherungen aufgefangen werden (Dietz, 1997<br />

S.87f).<br />

Es ist nicht mein Anliegen die „Aussiedlergewalt“ oder Aussiedlerkrimi-<br />

nalität mit Zahlen zu belegen und so ein Wahrnehmungsmuster der<br />

deutschen Gesellschaft widerzuspiegeln.<br />

„Statistiken über soziale Entgleisungen, Hilfsbedürftigkeit und Straffälligkeit<br />

dürfen kein Tabu sein, bergen aber auch die Gefahr in sich, Opfer als Täter<br />

erscheinen zu lassen, allgemeine Vorurteile weiter zu bestätigen und aus dem<br />

Blickfeld geraten zu lassen, dass die Eingliederung der Aussiedler bislang<br />

ohne größere gesellschaftliche Brisanz verlaufen ist, trotz Massenerwerbslo-<br />

sigkeit und reduzierten Eingliederungshilfen.“ (Bade, 1999 Zitat S. 39)<br />

Die Kriminalstatistiken liefern keine eindeutige Belege dafür, dass die<br />

Kriminalität unter den Aussiedlern gestiegen ist, da in den vorhandenen<br />

Statistiken die jungen Aussiedler in der Regel als deutsche Staatsbür-

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