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Psychosoziale Probleme auf dem Weg der Integration<br />
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oder das Ich wird gespalten. Die Aussiedler verlieren an Halt, an Orien-<br />
tierung. Sie wissen nicht wer sie sind.<br />
Eine Möglichkeit ist, gegen die Behauptungen ein/eine Russe/Russin zu<br />
sein zu wiedersprechen, ja zu kämpfen, die zweite Möglichkeit bedeutet<br />
Rückzug. Für die meisten kommt eher die zweite Möglichkeit in Frage,<br />
den die Unsicherheiten in der deutschen Sprache rufen Minderwertig-<br />
keitsgefühle hervor, die die betroffenen Aussiedler in ihrem Selbstwert-<br />
gefühl stark bremsen. Verbale Konfrontation in Konfliktsituationen geht<br />
für die Aussiedler oft unvorteilhaft aus. Vor allem die männlichen Ju-<br />
gendlichen greifen nicht selten zu der primitiven Art Konflikte zu lösen.<br />
Sie nutzen Gewalt, um ihre Wut und Verzweiflung auszudrücken.<br />
Wird die Gewalt nicht als Persönlichkeitseigenschaft verstanden, son-<br />
dern als Resultat sozialer Interaktionsprozesse, so müssen die Ursa-<br />
chen für die Gewaltbereitschaft der Aussiedlerjugendlichen in den sozi-<br />
alen Bedingungen, die das Herkunftsland und auch das Aufnahmeland<br />
bieten, und auch in der Qualität der familiären Sozialisation gesucht<br />
werden. Je geringer die emotionale Unterstützung durch die Familie<br />
aber auch durch andere Sozialisationsinstanzen wie Schule, desto we-<br />
niger können die Verunsicherungen aufgefangen werden (Dietz, 1997<br />
S.87f).<br />
Es ist nicht mein Anliegen die „Aussiedlergewalt“ oder Aussiedlerkrimi-<br />
nalität mit Zahlen zu belegen und so ein Wahrnehmungsmuster der<br />
deutschen Gesellschaft widerzuspiegeln.<br />
„Statistiken über soziale Entgleisungen, Hilfsbedürftigkeit und Straffälligkeit<br />
dürfen kein Tabu sein, bergen aber auch die Gefahr in sich, Opfer als Täter<br />
erscheinen zu lassen, allgemeine Vorurteile weiter zu bestätigen und aus dem<br />
Blickfeld geraten zu lassen, dass die Eingliederung der Aussiedler bislang<br />
ohne größere gesellschaftliche Brisanz verlaufen ist, trotz Massenerwerbslo-<br />
sigkeit und reduzierten Eingliederungshilfen.“ (Bade, 1999 Zitat S. 39)<br />
Die Kriminalstatistiken liefern keine eindeutige Belege dafür, dass die<br />
Kriminalität unter den Aussiedlern gestiegen ist, da in den vorhandenen<br />
Statistiken die jungen Aussiedler in der Regel als deutsche Staatsbür-